0285 - Die dritte Waffe
Broysens geistige Beweglichkeit bildete immer wieder Anlaß zu Ärgernissen.
„Ich möchte tauschen", sagte der Kommandant.
„Tauschen?" Faktor IV wölbte verständnislos die Augenbrauen.
„Was möchten Sie tauschen, Kommandant?"
„Machen wir uns nichts vor, Maghan", sagte Broysen tonlos. „Ich habe nicht mehr lange zu leben. Deshalb möchte ich das kleine Schiff fliegen und die dritte Fragmentwaffe zünden."
„Die gesamte Besatzung kann uns hören", murmelte Miras-Etrin.
„Kommen Sie in meine Kabine."
Er unterbrach die Verbindung und machte seine Waffe schußfertig. Bei Broysen mußte man mit allem rechnen. Wenige Augenblicke später betrat der Kommandant die Kabine. Als er die Waffe in Miras-Etrins Händen sah, lächelte er.
„Wollen Sie mich sofort erschießen?"
Miras-Etrin schüttelte den Kopf. „Sie wissen, daß der Flug ein Todeskommando ist. Sie werden nicht mehr zurückkehren. Ich frage mich ob Sie nicht vorhaben, sich den Terranern zu ergeben und die Waffe nicht zu zünden."
„Erinnern Sie sich noch an unser erstes Spiel, Maghan?" fragte Broysen und deutete zu dem Figurenkasten hinüber. „Ich hatte eine selbstkonstruierte Mikrobombe bei mir. Ich hätte uns beide töten können, aber ich tat es nicht. Ich verspreche Ihnen, daß ich den Auftrag sorgfältiger ausführen werde, als es der Duplo den Sie ausgewählt haben, jemals tun könnte."
Miras-Etrin schob die Strahlwaffe in seinen Gürtel und strich nachdenklich über seine Haare.
„Sie sind ein eigenartiger Mann, Broysen. Vielleicht könnte man Sie als einen loyalen Rebellen bezeichnen. Im Grunde genommen versuchen Sie das gleiche wie ich: weiter nach oben zu kommen.
Sie hoffen, daß Sie nach der Zündung der Fragmentwaffe irgendwie wieder zurückkommen können, auch wenn das jetzt unmöglich erscheint. Sie spielen um den höchsten Einsatz, den Sie haben: um Ihr Leben."
„Ich habe schon einmal ein unmögliches Spiel gewonnen", erinnerte der Kommandant und deutete abermals auf den Figurenkasten des dreidimensionalen Logikspiels.
„Unerwartete Gewinne machen leichtfertig", sagte Miras-Etrin.
„Ich habe in meinem Leben unzählige Männer sterben sehen, die sich nach einem kleinen Gewinn für große Eroberer hielten. Ich halte Sie weder für unbescheiden noch für größenwahnsinnig, Broysen, aber Sie müssen mir zugestehen, daß Sie ein Hasardeur sind."
Die Augen des Tefroder brannten „Geben Sie mir eine Chance?" fragte er gespannt.
Es war einer der wenigen Augenblicke in Miras-Etrins Leben, daß er Verständnis für ein anderes Lebewesen aufbrachte. Vielleicht dachte er auch daran, daß er ein ähnliches Leben wie Broysen geführt hätte, wenn er nicht ein Zellaktivatorträger gewesen wäre.
„Sie können mit dem Duplo tauschen", sagte der Mdl.
„Danke!" krächzte Broysen erleichtert.
Miras-Etrin erhob sich und zeigte zur Tür. „Kommen Sie", sagte er. „Wir begeben uns in den Hangar. Ich möchte Ihnen noch einmal alles erklären."
Broysen war groß und hager. Er achtete so sehr auf körperliche Sauberkeit, daß er fast steril wirkte. Es war etwas an diesem Mann, das den MdI beeindruckte. Vielleicht hätten sie Partner werden können, wenn sie auf einer Stufe gestanden hätten.
Sie schwiegen beide, bis sie den Hangar betraten und vor dem kleinen Raumschiff standen.
„Eigentlich ist es nur ein kompakter Linearantrieb", sagte Miras-Etrin und deutete auf den drei Meter langen rechteckigen Kasten.
„Sie können nur darin liegen. Viel Bewegungsfreiheit bleibt Ihnen nicht. Trotzdem wird Sie das Ding sicher ins Zielgebiet bringen. Ich habe an alles gedacht. Die terranischen Wachstationen werden Sie für einen Meteor halten. Man wird feststellen, wie Sie auf die Erdoberfläche zuschießen und dann verschwinden. Für terranische Begriffe eine völlig normale Sache. Auch der hohe Nickelgehalt, den man wahrscheinlich feststellen wird, ist nicht ungewöhnlich.
Sie werden jedoch aussteigen und in Ihrem Raumanzug zu einer TV-Station fliegen, die ungefähr zweitausend Kilometer über der Erdoberfläche kreist. Um die genauen Entfernungen brauchen Sie sich nicht zu kümmern, denn Ihr kleines Schiff ist genauestens programmiert. Es bleibt also nichts dem Zufall überlassen. Wir haben sogar einen Impulsschlüssel nachbauen lassen, mit dessen Hilfe Sie die Schleuse des zehn Meter durchmessenden TV-Satelliten öffnen können."
Broysen, für den diese Informationen nicht neu waren, hörte geduldig zu.
„Sobald alle
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