0285 - Parkweg des Grauens
ich mich einschalten?«
Phil lächelte.
»Was interessiert uns eigentlich mehr, Chef?«, fragte er. »Harpers Ermordung oder die Rauschgiftsache, mit der der Mord doch Zusammenhängen soll?«
»Das ist eine eigenartige Frage, Phil. Als Bundespolizei sind wir für Harpers Ermordung nicht zuständig. Das ist Sache der Mordkommission der Stadtpolizei. Unsere Aufgabe wäre es, herauszufinden, ob Harper wirklich im Zusammenhang mit einer Rauschgiftsache ermordet wurde - und wenn ja, diese Rauschgiftsache aufzuklären. Natürlich lässt sich das eine nicht vom anderen trennen. Wahrscheinlich wird man dem Mord nachgehen müssen, um auf die Rauschgiftsache zu kommen, und man wird in der Rauschgiftsache Spuren suchen müssen, um auf die Mörder von Harper zu stoßen.«
»So ungefähr habe ich es mir auch gedacht. Aber die Sache ist doch so, Chef: Anderson entdeckte auf dem Sims eines Fensters, das zum Zimmer der Realy gehört, ein Päckchen mit Marihuana-Zigaretten. Demnach scheint das Mädchen doch in der Rauschgiftangelegenheit drinzuhängen!«
»Wenn man Rauschgiftzigaretten bei ihr findet, muss man das wohl annehmen«, bestätigte der Chef.
»Schön«, sagte Phil, »aber wenn das Mädchen jetzt schon verhaftet ist und den Mund nicht aufmacht, wie sollen wir dann Spuren finden, die zu den anderen Leuten des Rauschgiftringes führen?«
»Sie meinen, wir sollten das Mädchen laufen lassen und heimlich beobachten?«
»Genau«, nickte Phil. »Das ist das, was geschehen müsste.«
»Haben Sie mit Lieutenant Anderson darüber gesprochen?«
»Nein.«
»Warum nicht? Er hat das Mädchen doch festgenommen? Seien Sie aufrichtig, Phil: Soll ich das Mädchen nur deshalb wieder auf freien Fuß setzen lassen, damit sie uns zu den anderen Leuten des Rauschgiftringes führt?«
Phil grinste ein wenig verlegen.
»Ich will ehrlich sein, Chef«, versprach er. »Es ist nicht nur deshalb. Ich bin im Gegensatz zu Anderson nicht der Überzeugung, dass das Mädchen Harper erschossen hat. Ich glaube es ihr, dass sie mit der Wirtin im Flur stand, als der Schuss fiel. Allerdings glaube ich auch, dass sie von dem Mörder mehr weiß, als sie zugibt. Aber wir können sie schließlich nicht dazu zwingen, den Mund aufzumachen, wenn sie nicht will. Dagegen können wir sie heimlich beschatten, sobald sie ihre Freiheit wieder hat. Und vielleicht spricht sie durch das, was sie dann tut, viel deutlicher zu uns, als wenn sie bei Anderson aussagen würde.«
»Das ist eine verworrene Geschichte. Welcher Untersuchungsrichter hat Andersons Antrag auf Erteilung eines Haftbefehls gegen diese - wie hieß sie doch gleich?«
»Ann Realy, Chef. Der Antrag liegt bei Richter Mutherford.«
Mr. High griff zum Telefon und rief den Untersuchungsrichter an. Das Gespräch dauerte eine Weile. Mr. High legte dar, dass mit der Verhaftung des Mädchens zum jetzigen Zeitpunkt nicht sehr viel erreicht sei. Der Richter wandte ein, dass aber immerhin einige Verdachtsmomente dafür sprächen, dass sie Harper erschossen habe. Und wer denn die Verantwortung übernähme, wenn das Mädchen die wiedergewonnene Freiheit nur zu einer raschen Flucht benutzen würde?
»Dass sie die Stadt nicht verlassen kann, dafür bürge ich«, versprach Mr. High. »Unsere Überwachungsabteilung wird Anweisung erhalten, das Mädchen in dem Augenblick festzunehmen, wo es einen Fluchtversuch unternimmt.«
»Also gut, mit dieser Lösung bin ich einverstanden. Ich werde die Erteilung eines Haftbefehls vorläufig aussetzen. Sagen wir: zunächst für drei Tage. Dann können wir sehen, wie sich die Dinge entwickelt haben.«
»Vielen Dank, Euer Ehren«, sagte Mr. High und legte den Hörer auf. »Ihr Wunsch ist erfüllt, Phil. Der Haftbefehl gegen Ann Realy wird vorläufig nicht unterschrieben. Sorgen Sie dafür, dass unsere Überwachungsabteilung sofort mit der Beobachtung des Mädchens beginnt, wenn es bei Anderson aus dem Haus kommt.«
Phil stand auf.
»Ich werde alles Nötige veranlassen, Chef«, sagte Phil. »Vielen Dank!«
»Keine Ursache, wo ist eigentlich Jerry?«
»Er geht dem Mord in anderen Richtungen nach. Harper hatte eine Freundin. Jerry soll versuchen, über die Freundin eine Spur des Mörders zu finden.«
»Aha. Ich wünsche Ihnen beiden viel Erfolg. Wenn etwas Besonderes eintritt, verständigen Sie mich per Telefon. Ich werde bis gegen acht Uhr hier im Office zu erreichen sein, danach bin ich zu Hause.«
»Okay, Chef«, sagte Phil abschließend und ging zur Tür. Da klingelte
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