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0285 - Parkweg des Grauens

0285 - Parkweg des Grauens

Titel: 0285 - Parkweg des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Parkweg des Grauens
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nach dem ersten Wort ab und biss sich auf die Lippen.
    »Immerhin ist es der Polizei noch nicht gelungen«, setzte Phil ihren Satz fort, »herauszufinden, wer Ihren Vater ermordet hat. Das wollten Sie doch sagen, nicht wahr?«
    »So ungefähr.«
    »Sie dürfen von der Polizei nichts Unmögliches verlangen«, meinte Phil. »Die Leute können nicht mehr tun als arbeiten. In den meisten Fällen genügt das völlig. Aber ohne einen winzigen Splitter von Glück kann auch die Polizei gelegentlich nicht weiterkommen. Vor allen Dingen dann nicht, wenn fast alle Beteiligten ihr etwas verheimlichen. Jeder aus einem anderen Grund, aber jeder verheimlicht etwas. Genau wie Sie, Miss Millertoe.«
    Das Mädchen runzelte die Stirn.
    »Wie kommen Sie darauf, dass ich etwas verheimlichen könnte?«
    »Nun, zunächst haben Sie Ihren wirklichen Namen verheimlicht.«
    »Das ist richtig. Dafür hatte ich meine Gründe.«
    »Das ist schon das zweite, was Sie verheimlichen: die Gründe für den falschen Namen. Wir sind alle keine Hellseher. Wie sollen wir ein Verbrechen aufklären können, wenn wir überall nur Teilwahrheiten erfahren?«
    »Was ich sagen könnte, würde Ihnen nicht weiterhelfen. Deshalb kann ich es auch verschweigen.«
    »Das ist falsch, weil Sie nicht beurteilen können, was der Polizei weiterhilft.«
    Phil wollte eigentlich noch etwas hinzufügen, aber er kam nicht dazu. Jemand zupfte heftig an seinem Jackett. Phil drehte sich um. Ein Junge von elf oder zwölf Jahren stand hinter ihm. Er trug einen Cowboyhut, einen täuschend echt aussehenden Colt, der in Wahrheit eine Wasserpistole war, und sagte großspurig: »Lassen Sie mich mal einen Augenblick an die Theke, Mister.«
    »Mit dem größten Vergnügen, Buffalo Bill«, erwiderte Phil und machte Platz.
    Der Junge rief mit heller Stimme ein paar Mal nach dem Wirt, der gerade am anderen Ende der Theke beschäftigt war. Schließlich aber hörte es Slate Caller und kam heran.
    »Ach, du bist es, Tim! Gut, dass du kommst. Geh zu Maccies, ja? Sag Maccies, die Deckblätter wären bei fast allen brüchig. Er soll mir in Zukunft gefälligst einwandfreie Ware liefern, sonst würde ich meinen Lieferanten wechseln. Aber beeil dich, ich habe nur noch ein paar Zigarren vorrätig und das Geschäft läuft heute wie besessen.«
    Der Junge legte den Kunststoff-Colt auf die Theke und rief eifrig: »In zehn Minuten bin ich zurück! Verwahren Sie mir den Colt so lange, Mister Caller.«
    Der Wirt nickte und legte die Wasserpistole hinter sich in das Fach eines gläsernen Regals, während der Junge die vier Päckchen mit den schadhaften Zigarren übernahm und sich damit gewandt aus dem Lokal schlängelte. Phil schob sich wieder auf seinen alten Platz.
    »Was trinken Sie da eigentlich?«, fragte er und zeigte auf das grünlich schillernde Zeug im Glas des Mädchens.
    »Pfefferminzlikör.«
    »Schmeckt so was?«, fragte Phil mit einem Gesicht, als hätte er in eine saure Zitrone gebissen.
    »Es ist sehr süß.«
    »Nichts für mich. Mister Caller, geben Sie mir einen Whisky, ja?«
    »Scotch oder Bourbon?«
    »Scotch, bitte.«
    Phil bekam sein Getränk und erkundigte sich artig, ob er Miss Millertoe noch zu einem Glas Pfefferminzlikör einladen dürfe.
    Sie lehnte nicht ab.
    Phil bot Ann Millertoe eine Zigarette an. Sie zögerte einen Augenblick, bediente sich dann aber. An der Art, wie sie zog und den Rauch ausblies, konnte selbst ein Laie erkennen, dass sie nichts vom Rauchen verstand.
    »Ich würde Sie gern noch etwas fragen«, sagte Phil vorsichtig. »Wenn Sie mich nicht gleich wieder anfauchen, dass ich ein unfähiger Trottel von einem Polizisten wäre.«
    »Du lieber Gott«, lachte Ann Millertoe. »Habe ich das je behauptet? Wenn ich es getan hätte, würde ich es mit tiefstem Bedauern zurücknehmen, Mister Decker. Sie sind der erste Detective, der mich zu einem Pfefferminzlikör eingeladen hat, schon aus diesem Grund können Sie unmöglich unfähig sein!«
    »Ihre Logik ist zwingend«, grinste Phil. »Ich fange an, mich in Ihrer Nähe wohlzufühlen.«
    »Alarm!«, sagte das Mädchen.
    »Bitte?«, fragte Phil verständnislos.
    »Ich sagte: Alarm! Wenn ein Mann behauptet, er fühle sich wohl in meiner Nähe, wird es für ein junges Mädchen Zeit, die Zugbrücke hochzuziehen, das Visier herunterzulassen und Alarm zu blasen.«
    »Aha«, schmunzelte Phil. »Die Festung wird bis zum letzten Atemzug verteidigt.«
    »Bis zum vorletzten«, verbesserte sie. »Man muss am Leben bleiben, wenn man

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