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0285 - Parkweg des Grauens

0285 - Parkweg des Grauens

Titel: 0285 - Parkweg des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Parkweg des Grauens
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ich den Namen Hull zum ersten Mal hörte. »Mord ist eine Sache, für die niemand geboren ist.«
    »Trotzdem«, brummte Rhine mit einem Gesicht, in dem sich Wut und Angst mischten. »Hull jedenfalls ist der allerletzte, der es hätte tun dürfen. Der Kerl hat doch für keine zehn Cent Verstand unter seinem Hut.«
    Ich zuckte die Achseln. Die Spannung in mir war so groß, dass meine Handteller nass wurden von Schweiß. Wenn Rhine jetzt noch merkte, dass ich nur bluffte, würde er sofort aufhören zu reden. Da ich keine Ahnung von Hull, seinem Aussehen, seinem Tatmotiv und allem anderen hatte, balancierte ich mit meinem Bluff auf einem Grat, der so schmal war wie die Schneide einer Rasierklinge. Das kleinste falsche Wort konnte alles verderben.
    »Sieht so aus, als ob Sie jetzt einen Schnaps vertragen könnten«, sagte ich.
    »Verdammt. Damit haben Sie recht! Ob das Zeug blind macht oder nicht, ist jetzt auch schon egal.«
    Er stürzte sich auf seine Fuselflasche. Mir war es recht. Je mehr Alkohol er zu sich nahm, umso eher würde sein kritisches Denkvermögen ausgeschaltet
    40 werden. Er stürzte einen tüchtigen Schluck hinunter und hielt mir die Flasche hin. Ich schüttelte stumm den Kopf.
    »Ein Idiot«, krächzte er, »ein lausiger Idiot!«
    Wieder kam ein tüchtiger Schluck aus der Flasche.
    »Haben Sie eine Zigarette für mich, G-man?«, bettelte er. »Meine sind aufgeraucht.«
    Ich hielt ihm die Schachtel hin. Sogar das Feuer reichte ich ihm. Er rauchte in hastigen Zügen.
    »Was… hm… was sagte er über mich?«, erkundigte er sich. Seine Hände fuhren unruhig hin und her. Er hatte Angst, sehr viel Angst.
    »Wenn es stimmt«, sagte ich unbewegt, »wird es ausreichen, um auch Ihnen einen Platz auf dem elektrischen Stuhl zu sichern.«
    Rhine fuhr vom Bett in die Höhe. Seine Augen quollen ihm fast aus den Höhlen.
    »Dieser Lump!«, schrie er mit einer Stimme, die sich überschlug. »Dieser elende Lump! Was habe ich denn mit dem Mord zu tun? Ich habe Harper nicht erschossen! Ich nicht!«
    Er ließ einen wahren Wasserfall von Schimpfwörtern aus sich herausquellen. Ich hörte zu, bis es mir zu viel wurde.
    »Stop!«, rief ich ihm scharf ins Wort. »Ihr Gebrüll ändert nichts! Wenn Hull recht hat, haben Sie doch alles ausgeheckt, Rhine.«
    »Das ist erstunken und erlogen!«, keifte er. »Hören Sie zu, G-man, ich will Ihnen sagen, wie es wirklich war! Ich sage Ihnen die Wahrheit! Hull lügt doch, wenn er bloß den Mund aufmacht! Aber ich werde auspacken! Ich werde die Wahrheit sagen!«
    »Sparen Sie sich die großen Reden für die Geschworenen«, sagte ich mit einem Gähnen. »Ich habe kein Interesse daran, noch eine Lügengeschichte aufgetischt zu bekommen.«
    »Aber G-man, ich werde die Wahrheit sagen! Die reine Wahrheit!«
    »Geschenkt«, lehnte ich mit einer verächtlichen Handbewegung ab. »Eure Wahrheiten kenne ich.«
    Er kam auf mich zugestürzt und packte mich mit einem harten Griff.
    »Sie müssen mich anhören. Sie müssen doch meine Angaben nachprüfen, bevor Sie mich vor Gericht bringen! Sie können mich doch jetzt nicht in der Tinte sitzen lassen, bloß weil Ihr Hull eine Stunde früher geschnappt habt!«
    Ein kleiner Druck mit der rechten Hand genügte, um ihn aufs Bett zurückzuwirbeln. Er war vor Angst so schwach und klein, dass er nicht einmal mehr die Schnapsflasche halten konnte. Als er nach ihr griff, rutschte sie ihm aus den zitternden Fingern. Er winselte kläglich: »G-man, ich geben Ihnen zweihundert Dollar, wenn Sie sich in Ruhe anhören, wie es wirklich gewesen ist.«
    »Was glauben Sie wohl«, fragte ich und sah ihm hart in die Augen, »was glauben Sie wohl, wie viel Geld nötig wäre, um einen G-man zu kaufen? Ich glaube, so viel Geld gibt es auf der ganzen Welt nicht.«
    »Um Himmels willen«, krächzte er schnell, »ich wollte Sie doch nicht beleidigen! Wirklich nicht! Entschuldigen Sie! Aber Sie müssen mich doch anhören! Sie können doch nicht nur einen anhören und darauf eine Anklage aufbauen!«
    Ich seufzte und ließ mich wieder auf einen Stuhl fallen.
    »Na schön«, gähnte ich gelangweilt.
    »Vorher geben Sie ja doch keine Ruhe. Also fangen Sie an. Aber machen Sie es kurz. Im Grunde interessiert mich der ganze Kram nicht mehr.«
    Er nickte eifrig, als ich sagte, er solle es kurz machen. Zweimal zog er schnell an seiner Zigarette, dann ließ er sie auf den Fußboden fallen und zermahlte sie unter dem linken Absatz.
    »Die Sache ist die«, stieß er hervor: »Harper wollte

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