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0286 - Briefe aus der Hölle

0286 - Briefe aus der Hölle

Titel: 0286 - Briefe aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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unmittelbaren Verbindung. Genaueres mußte ich allerdings noch herausfinden.
    Aus den Rändern rann das Blut, in der Mitte des Briefes zeigte sich das Gesicht des Teufels, und um dieses Gesicht herum wirkte das Papier wie verbrannt. Es besaß bräunliche Ränder. Sie waren nicht scharf abgetrennt, sondern eingezackt.
    Irgendwie kam mir der Satan hohnlachend vor, als er sich mir so zeigte, und ich wollte es wissen.
    Mein Kreuz trug ich natürlich immer bei mir. Es war die schärfste Waffe gegen die Hölle. Rasch hatte ich die Kette über meinen Kopf gestreift, ließ das Kreuz für einen kurzen Augenblick auf meinem Handteller liegen, um es dann zu senken.
    Es bekam Kontakt!
    Kreuz und Teufelsgesicht waren wie Feuer und Wasser. Ich vernahm sogar ein Zischen, sah einen grünlichen Qualm, der mir entgegenströmte und so entsetzlich nach Schwefel stank wie ich es eben von dem Satan gewöhnt war.
    Unwillkürlich trat ich einige Schritte zurück, denn ich wollte das Zeug auf keinen Fall einatmen.
    Die Briefe verschmorten.
    Zu sehen waren sie nicht, die grünlichen Schwefelwolke hüllte sie ein.
    Träge schwang sie über den Schreibtisch, zudem mir entgegen, und ich Wedelte mit der Hand, um freie Sicht zu bekommen.
    Aschereste waren von dem zurückgeblieben, was Henry Torry einmal geschrieben hatte.
    Tief atmete ich durch, mußte husten und wandte mich danach Gayle Torry zu.
    Sie hatte natürlich alles mitbekommen und sich in eine Ecke verkrochen, um aus sicherer Distanz zuschauen zu können. Fragend blickte sie mir ins Gesicht.
    Ich hob die Schultern. »Was Sie hier erlebt haben, kann man mit dem Begriff schwarze Magie umschreiben.«
    »Das Brennen?« hauchte sie.
    »Ja.«
    Sie kam langsam näher. Die Arme sanken dabei nach unten und machten jeden Schritt pendelnd mit. »Dann… dann hat mein Vater doch nicht gelogen«, hauchte sie.
    »Nein.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Mein Vater und der Teufel. Ich werde noch wahnsinnig. Das kann und darf nicht wahr sein. Ich… ich…« Sie senkte den Kopf und begann zu weinen.
    Ich ließ sie, denn Tränen waren am besten, um einen Schock zu überbrücken.
    Aber wie ging es jetzt weiter?
    Ich dachte daran, daß ich Henry Torry einige Fragen stellen mußte, denn sicherlich hatte er mir nicht alles gesagt, was er wußte. Da steckte noch etwas dahinter.
    Von seiner Tochter würde ich kaum etwas erfahren können. Die war ohne eigenes Zutun in das Karussell des Schreckens hineingeraten. Um sie sollten sich die Kollegen kümmern.
    »Kommen Sie«, sagte ich zu ihr. »Wir haben hier nichts mehr zu suchen.«
    »Wo soll ich hin?«
    Ich hob die Schultern. »Vielleicht gehen Sie in die Wohnung zurück, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    »In die meiner Eltern?«
    »Ja.«
    »Nein, nicht in die und nicht in die andere. Ich nehme mir ein Zimmer. Aber schlafen kann ich doch nicht nach so einer Nacht.«
    Das war nur zu gut zu verstehen.
    Ich verabschiedete mich von Gayle Torry mit dem Versprechen, wieder etwas von mir hören zu lassen. Zwei Kollegen begleiteten die leidgeprüfte Frau hinaus.
    Was sie in diesen wenigen Stunden mitgemacht hatte, war mehr, als manche Menschen in Jahren erlebten.
    Schlimm…
    Es gelang mir sehr leicht, meine Gedanken auf Henry Torry zu konzentrieren, er war die einzige Verbindung, die mir überhaupt in diesem Fall noch blieb.
    Zurück in seine Zelle.
    Schon auf dem Weg hörte ich das harte Stampfen von Polizeistiefeln.
    Eine Pfeife gellte, Stimmen schrien, und ich ahnte, daß diese Dinge nur etwas mit Henry Torry zu tun haben konnten.
    Ich beschleunigte meine Schritte und hatte Glück, daß mir der Einsatzleiter über den Weg lief.
    »Verdammt, dieser Kerl macht mich wahnsinnig!« schrie der Mann mit hochrotem Gesicht.
    »Was ist denn los?«
    »Das fragen Sie noch, Sinclair? Kommen Sie mit!«
    Wir beeilten uns. Zumindest mit vier anderen Beamten erreichten wir den Besucherraum, fanden die offene Tür zum Zellentrakt und konnten das heruntergelassene Gitter sehen, das den Weg versperrte.
    Dahinter stand Henry Torry.
    Und was er tat, war kaum zu fassen…
    ***
    Bills Worte standen im Raum, und der Reporter hatte seine Augen weit aufgerissen, weil dies für ihn ein Phänomen war. Sheila hatte mit der Handschrift ihres Vaters geschrieben. Vielleicht, ohne es selbst zu merken.
    Das mußte Bill erst einmal verdauen.
    »Es ist die Schrift deines Vaters, Sheila!« sagte er rauh und flüsternd.
    »Hast du das nicht gewußt?«
    Sheila schaute ihren Mann an, als wäre er ein Fremder.

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