0286 - Briefe aus der Hölle
Sie hatte die Stirn in Falten gelegt, als müßte sie erst noch über seine Worte nachdenken, aber eine Antwort bekam der Reporter nicht.
Er faßte seine Frau an der Schulter und rüttelte sie durch. »Sheila, ich habe etwas zu dir gesagt.«
»Ja.«
»Du hast mit der Handschrift…« Bill holte noch einmal Luft. »Deines Vaters geschrieben.«
»Ich weiß es.«
Bill schlug die Blätter auf die Kante des Sekretärs. »Du weißt es also. Aber wieso? Dein Vater ist vor einigen Jahren gestorben. Wir haben es erlebt. Er ist…«
»Trotzdem.«
Bill ging zurück und raufte sich die Haare. Dabei ließ er sich in einen Sessel fallen. »Ich verstehe das nicht, Sheila. Wieso kannst du mit der Schrift deines längst verstorbenen Vaters schreiben. Das will ich von dir wissen.«
»Ich habe doch Kontakt mit ihm!«
Bill Conolly stand vor Staunen der Mund offen. »Was hast du da gesagt?«
»Ich habe Kontakt. Er hat sich gemeldet. Aus dem Jenseits klang seine Stimme.«
Bill stöhnte auf. »Das gibt es doch nicht. Welchen Grund sollte dein Vater gehabt haben, sich aus dem Jenseits zu melden, Sheila? Er ist tot, vergessen…«
»Nein, das ist er nicht.«
»Dann erkläre es mir.«
»Jemand hat sich seiner Seele bemächtigt.«
»Einfach so?«
»Ja, und ich kenne diesen Jemand. Du aber auch, Bill. Es ist der Teufel, mein Lieber.«
Der Reporter war geschockt. Sheila sprach vom Teufel. Sie nahm den Namen des Höllenfürsten in den Mund, als wäre es völlig normal, denn sie hatte ihn emotionslos ausgesprochen. »Weißt du überhaupt, was du da gesagt hast, Sheila?« fragte Bill entsetzt.
»Natürlich. Ich habe vom Teufel gesprochen. Er hat den Geist meines Vaters zu sich geholt.«
»Und das nimmst du hin?«
Sheila öffnete erstaunt ihre schönen Augen. »Warum nicht? Es ist mein Vater und er…«
»Nein, der Teufel ist nicht dein Vater!« schrie Bill. »Dein Vater ist tot.«
»Schrei nicht so, sonst weckst du den Kleinen auf.«
Bill atmete ein paarmal tief durch. »Okay, okay, ich habe die Nerven verloren, das kann man auch, wenn man mit solchen Dingen mitten in der Nacht konfrontiert wird. Ich komme da einfach nicht mit, Sheila. Das ist unbegreiflich.«
»Finde dich damit ab.«
Bill lachte bitter. »Abfinden? Nein, Sheila. Du bist da in einen Teufelskreis hineingeraten, aus dem ich dich herausziehen will, bevor er dich ganz verschlingt.«
»Ich spreche nur mit meinem Vater.«
Bill grinste kläglich. »Jetzt sprichst du auch noch mit ihm?«
»Ja.«
»Und wie?«
»In der Nacht. Wenn ich schlafe, kommen die Träume. Dann setzt sich mein Vater mit mir in Verbindung.«
»Passiert das öfter?«
»Seit einer Woche.«
Bill war perplex und gleichzeitig geschockt. Besonders über den Verlust an Vertrauen, denn er hatte nicht damit gerechnet, daß Sheila ihn so hintergehen würde. »Weshalb hast du mir nichts davon gesagt?« hauchte er mit kaum zu verstehender Stimme. »Weshalb nicht, Sheila?« Diese Frage klang kläglich.
»Er hat es mir verboten. Ich durfte zu keinem reden. Auch nicht zu dir.«
»Aber ich hätte etwas tun können. Du wirst doch gemerkt haben, daß sich über deinem Kopf etwas zusammenbraut, Sheila. Das… das muß man einfach, weißt du…«
»Was sollte mir mein Vater antun?«
»Wenn sein Geist sich in den Klauen des Höllenfürsten befindet, kann und wird er dich vernichten, falls es soweit ist. Begreife das endlich, Sheila!«
»Du siehst es falsch Bill. Ich habe mich bereits entschieden!«
»Für den Teufel?«
Sheila schüttelte ihren Kopf. »Nein, Bill, für meinen Vater, wenn du es genau wissen willst.«
»Da gibt es bald keinen Unterschied mehr, glaub mir das. Dein Vater oder vielmehr sein Geist kann sich nicht aus den Klauen des Satans lösen. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit. Daran solltest du denken. Wir werden jetzt gemeinsam darüber nachsinnen, was wir tun können. Zunächst einmal müssen wir John Sinclair einschalten.«
»Ihn nicht«, sagte Sheila hart.
»Er ist unser Freund!«
»Ich habe meinem Vater versprochen, daß ich seinen Wünschen folge. Ich muß mich mit ihm in Verbindung setzen, und das werde ich auch tun. Noch in dieser Nacht.«
Bill ging nicht darauf ein. »Und weshalb diese Briefe?« fragte er statt dessen.
»Es ist das äußere Zeichen oder der Beweis dafür, daß der Geist des Vaters existiert.« Sheila stand auf. »Ich habe mit seiner Schrift geschrieben, er hat mir die Worte diktiert, sie stammen aus dem Jenseits, und ich werde sie mitnehmen.«
»Wohin
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