0286 - Mister X und sein teuflischer Plan
Hank und Jesse meinten Blyth oder vielmehr die Leiche des Gangsters. Wir sollten durch Violet Adams’ Theater glauben, Blyth habe die beiden umgebracht, das Geld sei in seinem Besitz und er selbst habe sich ins Ausland abgesetzt. Damit würde dann folgendes Bild für die Polizei entstehen: Perkins raubt Leila Paine, erpreßt Jack Buster und läßt den Tramp in die Luft gehen. Seine Komplicen sind Blyth, Hank und Jesse. Perkins stirbt unter Violet Adams’ Kugel in einem Akt der Notwehr. Hank und Jesse werden von Blyth getötet, der außerdem ins Ausland entkommt — mit dem Geld. Danach wären sämtliche polizeilichen Ermittlungen in Richtung Blyth gelaufen, der in Wirklichkeit unauffindbar gewesen wäre, da er im Fundament des Hochhauses begraben sein sollte. Die Morde an Malloy und Lester wären ebenfalls auf Perkins’ Konto gekommen.«
»Und damit wären Violet Adams und Cocomo im Besitz des Geldes gewesen und hätten nichts zu befürchten brauchen«, ergänzte ich.
»Es ist schon fast ein Wunder, daß Leila Paine aus dieser unglaublichen Mordserie unbeschadet hervorging. Das ist auf den vorgefaßten Plan des Pärchens zurückzuführen, Perkins, Blyth und später notgedrungen auch Jesse und Hank verschwinden zu lassen. Violet Adams sollte als edle Retterin der Gekidnappten dastehen. Mein Auftauchen leitete den Plan in eine etwas andere Richtung.«
***
Um es kurz zu sagen: Als wir in Floyd Cocomos Wohnung im Flat House auftauchten, war von dem Verbrecher nichts mehr zu finden.
Der Zustand seiner Wohnung deutete auf einen plötzlichen Aufbruch hin. Von dem Geld keine Spur. Einige leere Bügel im Kleiderschrank verrieten uns, daß Cocomo in aller Eile einen Koffer gepackt haben mußte. Das Wäschefach im Kleiderschrank war durchwühlt. Das einzig Bemerkenswerte, das wir in der Wohnung fanden, war eine Abhöranlage. Sie war mit den Telefonleitungen gekoppelt, die zu den Anschlüssen in Leila Paines und James Malloys Apartment führten. Auf diese Weise hatte Cocomo die beiden ständig unter Kontrolle gehabt.
Zunächst blieb uns rätselhaft, wer oder was ihn vor uns gewarnt haben konnte.
Die Alte, die sich ständig hinter der Gardine aufhielt, um die Straße zu beobachten, hatte ihn wegfahren sehen. Cocomos Wagen war ein hellgrauer Buick, den wir leer und verlassen an der nächsten Straßenecke fanden.
***
Als wir erfolglos ins Distriktgebäude zurückkehrten, verlangte uns Violet Adams zu sprechen, die jetzt in eine Zelle eingewiesen worden war.
Ich ließ sie kommen und sah sofort, daß sich die Frau gefaßt hatte. Aus ihren Augen leuchtete ein stiller Triumph.
»Sie haben ihn natürlich nicht«, sagte sie und ließ sich auf einen Sessel nieder. »Ich wußte es.«
»Was wußten Sie?«
»Daß Floyd nicht mehr in seiner Wohnung sein würde!«
»Woher?«
»Wir haben uns seit Tagen nur heimlich, auf Umwegen und im Dunkel der Nacht gesehen. Ich rechnete damit, daß Sie den Nightclub beschatten ließen — wie es ja auch der Fall war. Aber heute nachmittag habe ich mit Floyd telefoniert und ihm gesagt, daß ich jetzt zum FBI fahre und in spätestens einer Stunde bei ihm bin. Wenn ich nicht käme, solle er verschwinden, sich an einen sicheren Ort begeben und dort auf mich warten. Denn wenn ich nicht rechtzeitig erschiene, sei etwas schiefgelaufen.«
»Eigenartig«, brummte ich. »Es hätte doch auch leicht der Fall sein können, daß wir Sie nur etwas länger aufhalten, daß Sie eine Panne mit Ihrem Wagen haben und so weiter…«
»Dann hätte ich Floyd selbstverständlich angerufen und ihm mitgeteilt, daß alles in Ordnung ist.«
»Immerhin deutet Ihre Abmachung darauf hin, daß Cocomo Sorge hatte, Sie könnten ihn verraten.«
»Nein. Er vertraute mir. Aber er sagte, es sei besser so. Denn die Polizei würde den dritten Grad anwenden, auch bei Frauen. Und er war nicht sicher, ob ich unter Folterungen schweigen könnte.« Laut lachend erklärte ich der Verbrecherin: »Das Gerücht vom dritten Grad bei Verhören scheint sich unwahrscheinlich hartnäckig in der Unterwelt zu halten. Dabei ist das ganze Gerede purer Unsinn. Das einzige uns erlaubte Mittel, um leugnende Verbrecher weichzumachen, sind ausgedehnte Verhöre und geschickte Fangfragen. Nichts sonst! Ein Polizeibeamter, der sich anderer Mittel bediente, wäre nicht einen Tag länger auf seinem Posten, sondern hinter Gittern.«
Sie zuckte die Achseln. »So denken Sie.«
»So denkt jeder G-man«, sagte ich kalt. »Aber jetzt erklären Sie mir, wo
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