Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0287 - Wenn Satan sich die Hände reibt

0287 - Wenn Satan sich die Hände reibt

Titel: 0287 - Wenn Satan sich die Hände reibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
ging mit sehr geraden Schritten den Weg entlang, der durch die Grabsteine zu beiden Seiten markiert war.
    Weicher Rasen dämpfte ihre Schritte. Eine geisterhafte Stille umgab sie, und die Schatten zwischen den Bäumen und den Grabsteinen kamen Muriel bedrohlich und gefährlich vor.
    »Ist es noch weit?« Charly unterbrach das Schweigen.
    »Nein, wir sind gleich da.« Ohne stehenzubleiben, deutete Sheila Conolly nach vorn. »Sehen Sie den hohen Schatten dort?«
    »Ja.«
    »Das ist mein Grab.«
    Sie sagte dies mit einer so großen Selbstverständlichkeit, daß Muriel und Charly nur schlucken konnten. Der Mann wurde immer mehr in seiner Überzeugung gestärkt, daß die Frau vor ihnen verrückt sein mußte. Sie wollte ihnen weismachen, aus einem Grab gekommen zu sein, doch das nahm ihr Charly nicht ab.
    An der Schulter ihrer Vorläuferin schauten sie vorbei und entdeckten tatsächlich den hohen Grabstein.
    Ein hochkant gestelltes Rechteck, das einen Schatten bildete, in dessen Mitte jedoch etwas schimmerte.
    Vielleicht war es eine Schrift oder ein Zeichen. Keiner der Rainbirds wußte es genau, und sie wagten auch nicht, danach zu fragen, sondern wollten sich überraschen lassen.
    Jetzt trennten sie nur noch wenige Schritte von ihrem makabren Ziel. Als sie noch näher kamen, so daß ihre Fußspitzen fast die waagrecht auf dem Boden liegende Grabplatte berührten, blieb Sheila Conolly für einen Moment stehen, bevor sie zur Seite ging und dem Ehepaar ein freies Blickfeld öffnete.
    Muriel und ihr Mann schauten auf den Stein. Die Schrift dort flimmerte tatsächlich. Gelbe Buchstaben, unterlegt mit einem rötlichen Schein, und sie konnten einen Namen lesen.
    Charly sagte nichts, aber Muriel konnte ihren Schrecken nicht unterdrücken.
    »Es stimmt!« flüsterte sie. »Es stimmt tatsächlich, Charly. Das ist ihr Grab.«
    Der Mann nickte. Wie seine Frau hatte auch er den Namen gelesen.
    SHEILA CONOLLY
    Die Schrift flimmerte vor ihren Augen, denn sie schien sich in permanenter Bewegung zu befinden.
    Charly wischte sich über die Stirn. Er hatte seine Hand, noch nicht gesenkt, als er die spöttische Frage hörte.
    »Nun, Mister?«
    Der Mann drehte den Kopf und blickte Sheila an. »Ja, Madam, Sie haben recht.«
    »Sagte ich Ihnen doch.«
    »Aber verdammt hoch mal. Sie können doch nicht aus dem Grab gekommen sein!«
    »Weshalb nicht?«
    »Tote stehen nicht mehr auf!« schrie der Mann.
    Sheila lachte laut. »Das denken Sie, aber der Teufel hat eine andere Meinung darüber.«
    Muriel fürchtete sich nicht nur vor der Umgebung, auch das Gespräch wurde ihr allmählich unheimlich. Sie drängte sich an ihren Gatten und hauchte: »Laß uns gehen, Charly!«
    Obwohl sie leise gesprochen hatte, waren die Worte auch von Sheila gehört worden. »Nein«, erklärte sie mit fester Stimme. »Sie werden nicht gehen. Ich bestimme, ob Sie wegkommen oder nicht.«
    »Und das glauben Sie?« fragte Charly.
    »Jawohl.«
    Er lächelte kalt. »Tut mir leid. Sie werden uns nicht hier festhalten können.«
    »Ich vielleicht nicht, aber der Teufel. Da Sie mir nicht positiv gegenüberstehen, sind Sie auch keine Freunde der Hölle, und der Satan wird dementsprechend reagieren.«
    Dies war eine Drohung, und Charly Rainbird hatte sie auch genau verstanden. »Sie wollen uns tatsächlich hier festhalten?«
    »Natürlich.«
    »Dann versuchen Sie es.«
    »Bitte.« Sheila ging einen Schritt vor und stand auf der Platte des Grabsteins. Beide Arme hob sie, streckte ihre Fingerspitzen dem nachtdunklen Himmel entgegen und rief mit lauter Stimme den Namen ihres Herrn und Gebieters.
    »Satan! Satan!« hallte es dumpf über den Friedhof. »Satan, erscheine und nimm diese beiden als Opfer!«
    Muriels Angst wuchs. Sie hatte sich zusammengeduckt und klammerte sich an ihrem Mann fest, während sie ihre Blicke nicht von Sheila Conolly lösen konnte, die sich zwar äußerlich nicht verändert hatte, dennoch einen unheimlichen Eindruck machte, wie sie hochaufgerichtet auf der Grabplatte stand und nach dem Teufel rief.
    Sie kam Muriel wie ein Gespenst vor und nicht wie ein lebendiger Mensch.
    »Satan, erscheine!«
    »Laß uns gehen, Charly! Laß uns…«
    Der Blitz schien aus dem Nichts zu kommen. Urplötzlich war er da und zeichnete eine gezackte Linie in das dunkle Grau des herbstlichen Nachthimmels.
    Für einen Moment wurde es auf dem Friedhof hell. Eine fahle, trügerische Helligkeit. Sie ließ die Gesichter der versammelten Menschen geisterhaft bleich aussehen, als wären sie

Weitere Kostenlose Bücher