0287 - Wenn Satan sich die Hände reibt
sagen. »Da gibt es keine Spuren mehr. Die Richtung können wir uns aussuchen.«
»Verdammt auch.«
Suko kletterte wieder zurück. Ziemlich belämmert schauten wir uns an.
Es hatte keinen Sinn, sich gegenseitig Vorwürfe zu machen, wir konnten über den Grund spekulieren, weshalb Bill so plötzlich verschwunden war.
Das taten wir, als wir zum Haus zurückgingen.
»Ob er durchgedreht hat?« fragte Suko.
»Möglich.«
»Aber er muß einen Grund gehabt haben. Bill wird nicht so ohne weiteres verschwinden. Das will nicht in, meinem Schädel. Ich habe das Gefühl, als hätte er einen Plan gefaßt. Irgend etwas muß ihm da einen Anstoß gegeben haben. Denk nur darüber nach, daß er sich innerhalb einer Stunde verändert hat. Seine Gemütsbewegung wechselte, und das gab mir zu denken. Da kannst du sagen, was du willst, John. Wir haben etwas übersehen.«
»In der Dusche«, sagte ich. »Da hat er sich doch so seltsam benommen. Es dauerte immerhin eine Weile, bis sich Bill unter die Brause stellte.«
»Stimmt.«
»Vielleicht hat ihn jemand besucht.«
»Daran dachte ich auch. Möglicherweise sogar Sheila. Der Satan ist verdammt mächtig, der manipuliert Menschen, ohne daß diese es selbst merken.«
»Wenn sie ihn besucht hat, weshalb ist er dann verschwunden?« sinnierte ich weiter.
»Weil man ihn weggelockt hat.«
Mit dieser Antwort hatte Suko meiner Ansicht nach genau ins Schwarze getroffen. Weggelockt! Das war richtig. Wir hatten zuvor geahnt, daß sich der Satan immer die schwächsten Glieder in der Kette aussuchte, und das war nun mal Bill Conolly.
Zuerst Sheila, dann er.
Shao erwartete uns an der Tür. Sie stand im Lichtkreis der Außenleuchte, und ihr Gesicht glich einem Fragezeichen.
»Nichts«, sagte Suko. »Gar nichts. Tut mir leid. Bill ist verschwunden.«
Für einen Moment preßte Shao ihre Hände gegen die Brust, bevor sie fragte: »Und ihr habt keine Spuren?«
»Leider nein«, erwiderte ich.
Die Chinesin sah uns an, daß wir draußen nicht mehr diskutieren wollten. Sie gab den Weg frei, und wir gingen ins Haus.
Wir waren reingelegt worden, trotz allem. Wir hätten noch vorsichtiger und mißtrauischer sein sollen, vor allen Dingen hätte ich mich mehr auf Bill konzentrieren können, aber wer weiß das alles schon im voraus. Er hatte mit sich selbst zu tun gehabt, hatte Ruhe haben wollen, und das wurde von mir akzeptiert.
Ich spürte einen Druck im Magen. Es war nicht einfach, den Streß durchzuhalten, und ich nahm einen Schluck Mineralwasser, damit ich aufstoßen konnte.
In der Küche traf ich auch Shao. »Du bist deprimiert, John, wie?«
»Das kannst du dir ja vorstellen.«
Sie nickte. »Aber was hätten wir machen können?«
»Besser achtgeben.«
»Der Satan hätte immer eine Möglichkeit gefunden, uns zu hintergehen, deshalb solltet ihr euch keine grauen Haare wachsen lassen, John.«
»Danke für deinen Trost«, lächelte ich und nahm noch einen Schluck Mineralwasser.
»Was habt ihr jetzt vor?«
»Wir können natürlich eine Großfahndung nach Bill Conolly einleiten, wenn uns nichts anderes einfällt. Irgendwo muß er ja zu finden sein.«
»Hast du keinen Verdacht?«
Ich stellte das Glas weg und zündete mir eine Zigarette an. Den Rauch blies ich gegen die Lampe und schaute ihm nach. »Natürlich habe ich einen Verdacht. Vielleicht hat der Teufel den guten Bill ebenfalls geholt, und er befindet sich bereits bei Sheila.«
»Das glaubst du doch selbst nicht.«
»Es wäre zumindest eine Möglichkeit«, gab ich zu.
Genau in dem Augenblick schellte es. Es war ein langes Klingeln, hörte sich für mich ziemlich fordernd an, und Shaos Blick traf mein Gesicht.
»Wer kann das sein, John?«
»Keine Ahnung.«
Im Flur traf ich Suko. Er hob ebenfalls die Schultern und war näher an der Tür als ich. Durch die Sprechanlage erkundigte er sich, wer am Tor stand.
»Entschuldigen Sie, Sir. Ich bin ein Taxidriver und habe Mr. Conolly gefahren. Er blieb mir den Fahrpreis schuldig, und den wollte ich mir abholen.«
Suko schaltete schnell. »Wann haben Sie Mr. Conolly gefahren?« Seine Stimme zitterte plötzlich.
»Vor knapp einer Stunde.«
»Kommen Sie rein!« Suko öffnete per Knopfdruck das Tor.
Auch Shao war inzwischen zu uns gekommen. »Eine Spur von Bill?« fragte sie.
»Möglich.« Ich wollte mich da nicht so festlegen, sondern erst einmal abwarten.
Natürlich konnte uns der Satan auch eine Falle gestellt haben, deshalb waren wir vorsichtig, was den Fahrer anging. Wir behielten
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