0287 - Wenn Satan sich die Hände reibt
mit heller Farbe Übergossen worden.
Dann war es wieder dunkel.
Charly und Muriel, noch geblendet durch den fahlen Schein, konnten sich im ersten Augenblick nicht richtig konzentrieren, doch als sich ihre Blicke wieder geklärt hatten, sahen sie das, was ihnen Sheila Conolly versprochen hatte.
Es war der Teufel!
***
Er hatte sich hinter seinem weiblichen Schützling aufgebaut. Eine schreckliche Figur, das Grauen in Person, Herrscher der Hölle und vom Höllenfeuer umflort.
Muriel und Charly waren sprachlos. Sie konnten einfach nicht mehr reden, denn was man ihnen da zeigte, war zu schlimm.
Der Teufel stand hinter Sheila Conolly. Er schien aus dem Grab zu wachsen, war größer als ein Mensch und zeigte sich in all seiner Scheußlichkeit.
Das dreieckige Gesicht war mehr als häßlich. Aus seinem Maul strömte grünlicher Dampf, und die Hörner stachen krumm aus seiner schwarz gefärbten Stirn.
Feuerrot glühten die Augen, und feuerrot schimmerte auch der Mantel, den er ausgebreitet hatte und der über seinen Schultern hing. Er schien aus Flammen zu bestehen, deren Spitzen dem grauen Himmel entgegenleckten.
»Der Teufel!« schrie Sheila Conolly und begann gellend zu lachen. »Hier seht ihr ihn…«
Sie bot ein schauriges. Bild, denn auch sie wurde vom Widerschein des Feuers erfaßt, und ihre Haut leuchtete in einem seltsam bleichen Rot.
Das Ehepaar Rainbird stand da wie Zwerge vor einem Giganten. In diesem Augenblick brach eine Welt für sie zusammen. Sie hatten ihr Leben bisher sehr realistisch gesehen. Geisterspuk und Teufelsglaube interessierten sie nicht, jetzt wurden sie eines Besseren belehrt, dennoch konnten sie es nicht fassen, und es war Charly Rainbird, der sich einen innerlichen Ruck gab und startete.
»Nein!« Er hörte noch den Schrei seiner Frau, doch er ließ sich nicht beirren.
Mit zwei gewaltigen Sätzen sprang er auf die Grabplatte, griff Sheila an und schleuderte sie zur Seite. Wie eine Puppe fiel sie neben dem Grab in das Gras. Auf dem Rücken blieb sie liegen. So konnte sie, wie auch Muriel, mit ansehen, wie ihr Mann den Teufel attackierte oder diejenige Person, die seiner Ansicht nach sich als Satan verkleidet hatte und einen makabren Spaß mit ihnen trieb.
»Ich werde dir deine verdammten Scherze schon austreiben!« brüllte er, streckte seine Arme vor, und die Hände griffen rechts und links in das Gesicht des Satans.
Er wollte dieser Gestalt die Maske vom Gesicht wegreißen, denn seiner Ansicht nach trug die Gestalt eine Fellmaske.
Seine zehn Finger bohrten sich förmlich hinein. Er griff zu und riß daran, doch das Fell hielt, und er vernahm das gellende Gelächter aus dem Maul des anderen.
Gleichzeitig quoll ihm eine stinkende Wolke entgegen. Sie roch nach Hölle und Tod.
»Du Mensch!« schrie der Teufel. »Du wagst es tatsächlich?«
»Ja, ich werde dir die… aaagghhrr…«
Ein mörderischer Schrei löste sich aus der Kehle des Mannes, und dann reagierte der Teufel.
Wie festgeklebt hing Charly Rainbird an der schrecklichen Gestalt.
Denn seine Hände konnten sich nicht mehr vom Gesicht des Satans lösen. Charly Rainbord erlebte das Grauen, und er mußte mit ansehen, daß sich seine Haut ebenfalls veränderte.
Sie verbrannte von innen!
Das Weiße verschwand. Die Haut auf seinen Händen und an den Gelenken wurde zuerst feurigrot und war im nächsten Augenblick pechschwarz. Aber an den Händen hörte es nicht auf. Die höllischen Verbrennungen breiteten sich aus. Sie erfaßten den gesamten Körper und entrissen ihm die Flüssigkeit.
Charly konnte sich noch immer nicht lösen. Aber er drehte den Kopf, und so erlebte Muriel die letzten, unbeschreiblich schrecklichen Sekunden ihres Mannes.
Sein Gesicht war nur mehr eine verbrannte Maske. Weiß leuchteten darin die Augen, und Muriel glaubte, den letzten hilfesuchenden Blick zu erkennen, bevor Charlys Knie nachgaben, er keine Kraft mehr besaß und auf der Grabplatte zusammensackte, da der Satan ihn im gleichen Moment losgelassen hatte.
Verkrümmt blieb er liegen.
Über ihm stand der Teufel. Aus seinem Rücken loderte das Feuer. Das entstellte Gesicht war die Ausgeburt an Häßlichkeit, und auch sein Lachen konnte man damit vergleichen. »Charly?«
Zunächst war es nur ein leises Wort, das über Muriels zitternde Lippen drang. Die Frau konnte es nicht fassen, was mit ihrem Mann geschehen war, doch einen Moment später wußte sie Bescheid. Da verzerrte sich ihr Gesicht, und all ihr Schrecken artikulierte sich in einen
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