0288 - Dämonen-Orakel
hinab zu den Schiffen.
Für Diomedes war der Krieg vorbei…
***
»Die Steinbrocken sind zu schwer!« stieß Pater Aurelian hervor. »So sehr ich mich bemühe, es gelingt mir nicht, sie fortzubewegen !«
Der Pater konnte durch besondere geistige Konzentration Gegenstände bewegen. Telekinese nennt die Wissenschaft dieses Phänomen. Doch die gefahrvolle Situation und die vorangegangenen Strapazen ließen die Konzentration Aurelians nicht in vollem Umfang zu. Kopf große Steine schwebten in den hinteren Teil des Raumes. Aber die mächtigen Felsbrocken über der dünnen Marmorschicht des Eingangs überstiegen seine Kräfte.
Ganz zu schweigen von Zamorras Versuch, die fast mannshohen Brocken beiseite zu rollen. Der Meister des Übersinnlichen hatte zwar Kräfte, die denen eines normalen Mannes weit überlegen waren - doch die tonnenschweren Steine waren zu viel.
»Es ist aus, Zamorra!« stöhnte Aurelian. »Aus diesem Gefängnis gibt es kein Entkommen!«
»Es gibt kein Entkommen, wenn wir uns selbst aufgeben!« knirschte der Meister des Übersinnlichen. »Doch wir haben noch das Schwert, das Steine zerschneidet. Auch die Substanz des Standbildes hat der Balmung zerteilt. Nun mag die Waffe weisen, was sie wirklich vollbringen kann!«
Professor Zamorra stellte sich breitbeinig vor den mannshohen Felsbrocken, der in seiner ganzen Breite den Eingang versperrte und nahm Maß. Aurelian sah, daß er sich nach Art der Samurai-Käjnpfer voll konzentrierte. Er atmete tief ein und versenkte sich ganz in sein Innerstes. Langsam begann er den Balmung mit beiden Händen zu schwingen. Schneller, immer schneller.
Dann - ein kurzer, abgehackter Schrei. Mit aller Kraft schmetterte der Parapsychologe das Nibelungenschwert gegen den Felsen. Wieder und wieder. Wie ein gleißender Blitz schlug Siegfrieds Klinge in den Felsen ein. Krachend barst er auseinander.
Aurelians Kräfte griffen zu. Sowie die Klinge einen Steinbrocken in der richtigen Größe abgespalten hatte, wurde er mit Telekinese an das entgegengesetzte Ende des Tempels transportiert.
Unaufhaltsam drang Zamorra voran. Wie ein Bohrer fraß er sich durch das Gestein. Wieder und wieder zuckte das Nibelungenschwert durch den Fels, ohne auch nur eine Scharte zu bekommen.
Da waren plötzlich die ersten Stufen der Treppe zu erkennen. Aurelian ließ noch zwei mächtige Steine fortschweben. Dann sprang er hinzu und fing Zamorra auf, der am Ende seiner Kräfte war.
»Keine Zeit, auszuruhen, mein Freund!« zischte er ihm zu. »Wir müssen nach oben und Kassandra finden. Durch sie ist Hekate im Besitz des Kristalls. Wir müssen Hekate vernichten!«
»Wir müssen den Kristall in unsere Hände bekommen!« sagte Zamorra schwach.
»Dann hat die Totengöttin noch genug Gelegenheit, Unheil anzurichten!« sagte Aurelian, während er den Parapsychologen die Treppe emporzog. »Wir müssen Kassandra angreifen und das Dämonische der Hekate in ihr vernichten. Dann werden die Götter wie Apollo, Ares und die anderen frei. Sie werden so schnell wie möglich zur Straße der Götter zurückkehren und Zeus um Vergebung bitten. Für die Fürsten Griechenlands ist der Stein ein gewöhnliches Schmuckstück. Nie wird es ihnen gelingen, ihn zu nutzen!«
»Stütz mich, Aurelian!« stöhnte Zamorra. »Ich muß wieder zu Kräften kommen. Das Zertrümmern der Steine hat meine letzten Reserven aufgebraucht. Ja, ich muß Kassandra folgen. Schon deshalb, weil sie das Schwert der Gewalten besitzt. Nicht auszudenken, was sie mit der Elbenklinge anrichten kann!«
Der Pater sagte nichts mehr. Er benützte seine nicht geringen Körperkräfte, um den Freund so weit wie möglich beim Treppensteigen zu unterstützen.
Dennoch erschien es ihnen fast eine Ewigkeit, bis sie den Ausgang im Königspalast erreicht hatten.
Schon hörten sie Waffengeklirr und Schreie. Der Mob des Griechenheeres durchtobte den Palast des Priamos nach Beute. Beiläufig angelte sich Aurelian eine Lanze vom Boden und überließ Zamorra den Balmung.
»Die Stadt ist verloren!« sagte er dann. »Wir kommen zu spät. Laß uns in diesem Inferno nach Kassandra suchen, um noch größeres Unglück zu verhindern!«
Seite an Seite stürmten Professor Zamorra und Aurelian durch den Palast…
***
»Ha, diese Frau wird meine Beute!« knurrte Ajax, der Fürst von Lokris. Er warf den Schild zur Seite und sprang die Kassandra an. Doch die Tochter des Priamos machte keine Anstalten zu fliehen.
Hekate sah in das Innere des Lokrers. Und sie erkannte,
Weitere Kostenlose Bücher