0289 - In der Hölle verschollen
bestimme ich!«
Es waren seine letzten Worte, die er mir entgegenschleuderte, denn er ließ die Bestien kommen.
Und wie sie kamen.
Der Gang war breit genug, damit sie ihre Flügel ausbreiten konnten. Ich sah sie zunächst nur als Schatten, wie sie träge auf- und abwogten und die in der Luft schwebenden Blutschleier berührten, die durcheinandergewirbelt wurden und vor meinen Augen groteske Tänze aufführten.
Der Satan zog sich zurück. Nicht schnell und plötzlich, sondern langsam, wobei er mit dem herrschenden Zwielicht verschmolz.
Dann kamen die Monster.
Das Bild, das sich meinen Augen bot, hätte aus einem Fantasy-Film stammen können. Die Bestien flogen durch die mit langen Blutfäden geschwängerte Luft, lagen dabei auf ihren Bäuchen, so daß ihre Fratzen zu mir herabstarrten.
Gräßliche Gesichter. Affenfratzen eigentlich, aber mit Mäulern versehen, die noch größer waren und aus denen lange, dolchartige Zähne mit leicht gekrümmten Spitzen wuchsen.
Ich feuerte eine Kugel ab.
Diesmal klang der Abschuß nicht so dumpf, und ich sah auch den Einschlag. Das Silbergeschoß hämmerte in die Brust des ersten Blutmonsters, riß dort eine Wunde, aus der ein breiter Strom nach unten floß, aber es stoppte das Untier nicht.
Das Monstrum flog weiter.
Und es geriet in die gefährliche Nähe, ich vernahm das böse Fauchen, das mit einem jaulenden Geräusch unterlegt war, huschte zur Seite, das Monstrum drehte sich in der Luft, um mir zu folgen und mußte dabei dicht über den Kelch hinwegschweben.
Für einen winzigen Moment glaubte ich, ein intensives Glühen zu sehen, das aber nicht von dem Kelch ausging, sondern von einem Gegenstand, den ich nicht sah.
Der Kelch reagierte außerdem.
Ich mußte ihm Abbitte leisten, denn diesmal machte er seinem Namen alle Ehre.
Über der Öffnung leuchtete es für einen winzigen Augenblick auf, dann entstand eine lange zischende Feuersäule, die steil in die Höhe stieg und das Monstrum über dem Kelch erfaßte.
Es ging alles blitzschnell.
Ich hörte grauenvolle Schreie. Das Monstrum veränderte seine Gestalt, wurde zu einem dicken Klumpen und klatschte danach zu Boden, wo es wie eine klebrige Teermasse liegenblieb.
Die Flamme sank wieder zusammen.
Ein flüchtiges Lächeln huschte über meine Lippen. Ich fühlte mich plötzlich nicht mehr so allein, konnte auf den Kelch vertrauen, der mir mit seiner Kraft zur Seite stand.
Würde er auch die beiden anderen Monstren vernichten?
Sie waren schlauer und hatten bemerkt, was mit ihrem Artgenossen geschehen war, deshalb änderten sie ihre Flugrichtung und griffen so an, daß sie nicht in die Nähe des Kelches gerieten.
Ich stand mit dem Rücken zur Wand.
Der erste Gegner erschien über mir. Ein gewaltiges, unheimliches Gebilde, das mich auch erdrücken konnte, wenn ich nicht achtgab.
Weit war das Maul aufgerissen, und die Zähne blitzten gefährlich.
In der Vorhölle aktivierte ich mein Kreuz und hoffte, daß es auch hier seine Wirkung nicht verloren hatte.
»Terra pestem teneto – Salus hic maneto!«
Der berühmte Spruch.
Konnte er mir helfen?
Ja, er schaffte es. Die Feuersäule, die aus dem Kreuz fauchte, war kalt, aber aufgeladen mit einer zerstörenden Magie, die auch vor dem Monstrum nicht Halt machte.
Und noch etwas geschah.
Plötzlich gingen der Kelch und das Kreuz eine Verbindung ein.
Die aktivierten Strahlen waren wie Speere, und sie breiteten sich gedankenschnell innerhalb dieses runden Ganges aus. Sie funkten hindurch, zusammen mit dem Kelch bildeten sie eine magische Brücke, und die Entladung fand statt.
Feuer und Magie!
Sie bildeten eine Einheit. Der runde Gang war erfüllt von beidem.
Ich hörte das Fauchen der Flammen wie unheimliche Stimmen, hatte mich zusammengeduckt, hockte auf dem Boden und hielt die rechte Hand mit dem Kreuz in die Höhe.
Dazwischen die Schreie der Monstren.
Die Blutbestien gerieten in diesen magischen Hexenkessel hinein, wurden voll erwischt und auch vernichtet.
Etwas anderes konnten die Schreie nicht zu bedeuten haben. Ich hielt die Augen geschlossen, und als ich sie wieder öffnete, war die Entladung noch immer nicht beendet.
Weiter tobten sich die Magien aus. Da kämpfte Gut gegen Böse, und jeder wollte gewinnen.
Wer blieb Sieger?
Ich riß mich zusammen, weil ich zusehen wollte, öffnete die Augen und bekam noch mit, wie das letzte Blutmonster vor mir zerrissen wurde. Sein Schädel zerplatzte. Die einzelnen Stücke gerieten in die fauchenden magischen Flammen
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