0289 - In der Hölle verschollen
und verschmorten dort.
Im Zentrum standen der Kelch und das Kreuz. Endlich hatte der Kelch des Feuers bewiesen, zu was er fähig war. Seine Kraft schien unermeßlich zu sein, denn auch er war im Vorhof der Hölle zu einem ruhenden, aber gefährlichen Pol geworden.
Seltsam klar wurde die Luft. Als ich tief einatmete, hatte ich das Gefühl, Ozon zu »tanken«, und mir ging es allmählich wieder besser.
Ich schaute mich um.
Es gab keine Blutbestien mehr. Kreuz und Kelch hatten sie gemeinsam vernichtet.
Das mußte ich mir erst einmal klarmachen. Waren denn beide zusammen so stark, daß sie sogar den Teufel aus seinem ureigensten Reich vertreiben konnten?
Fast kam es mir so vor, denn ich sah einen völlig normalen Gang vor mir, erhellt von grauem Licht und ohne Blutfäden, denn sie waren in der anderen Magie regelrecht zerschmort.
Ich wischte über meine Stirn, schluckte ein paarmal und dachte daran, daß ich gekommen war, um Bill Conolly zu befreien, aber auch, um die Kugel zu holen, die genau in die Öffnung des Kelchs paßte.
Um was sollte ich mich zuerst kümmern?
Es lag auf der Hand, daß es Bill sein mußte, aber die magische Brücke hatte mich nicht ohne Grund genau in diese Gegend transportiert. Wenn alles stimmte, mußte sich die Kugel in meiner unmittelbaren Nähe befinden. So hoffte ich wenigstens.
Ich war gespannt.
Mein Blick fiel automatisch dorthin, wo etwas mir Unbekanntes sein mußte, das durch diesen Vorhang verdeckt war.
Und wieder sah ich das rote Leuchten. Es schimmerte durch den Vorhang. Da es in seiner Form einem Kreis glich, war mir klar, daß es sich eigentlich nur um die Kugeln handeln konnte.
Um sie zu sehen, mußte ich den Vorhang lüften.
Man hatte mich vor einem Wächter gewarnt. Waren diese Blutbestien damit gemeint, oder gab es da noch einen anderen?
Ich würde es bald wissen.
Meine Hände griffen in die Falten des Vorhangs. Ich schaute auf den Kelch, sah sein geheimnisvolles Glühen, und auch das Kreuz gab laufend kleine Explosionen ab.
Da war noch etwas…
Die zwei Sekunden mußte ich mir einfach nehmen und riß diese seltsame Decke mit einem gewaltigen Ruck ab.
Meine Augen wurden groß. Was unter der Decke zum Vorschein kam, war unglaublich…
***
Jetzt war genau das eingetreten, was Bill Conolly hatte verhindern wollen.
Sheila sollte ihn umbringen!
Und sie würde es tun, weil sie einfach nicht anders konnte, denn der Satan hatte die Kontrolle über ihre Seele bekommen. Er würde sie so lenken, wie er es für richtig hielt.
»Hast du das gehört?« fragte sie leise.
»Sicher.« Bills Stimme klang belegt. Sie spiegelte akustisch die Stimmung wider, in der er sich befand. Es war die reine Depression, kein Aufbäumen mehr, nur noch dumpfe Verzweiflung.
»Überlege es dir!« flüsterte Bill rauh. »Denk daran, was wir alles gemeinsam hinter uns haben. Du darfst nicht so einfach…«
»Ich gehöre dem Teufel!«
Vier Worte, die alles sagten, das wußte auch Bill. Sheila, seine Frau, befand sich auf dem gleichen Weg wie Jane Collins, die ehemalige Detektivin. Der Satan hatte es tatsächlich geschafft und das Team um John Sinclair auseinandergerissen.
»Willst du wirklich einen Mord auf dein Gewissen laden?« hauchte der Reporter und starrte Sheila dabei an. »Willst du das wirklich?«
»Gewissen?«
»Ja, Gewissen!« schrie Bill.
Sheila lachte ihn aus. »Was ist das eigentlich, ein Gewissen? Ich kenne es nicht. Ich will es auch nicht kennen. In der Hölle gibt es so etwas nicht.«
»Du bist nicht in der Hölle, sondern ein Mensch«, erklärte der Reporter ruhig.
»Und als Mensch werde ich dich umbringen. Aber auch als Dienerin des Teufels. Der Satan hat mir den Auftrag geben«, erklärte Sheila. »Davon weiche ich nicht ab!«
Bill war verzweifelt. Was sollte er tun? Sheila war einfach nicht zu belehren. Sie drehte durch. Da konnte Bill reden, wie er wollte, seine Frau gehorchte einem anderen.
Aus, vorbei!
Es hatte überhaupt keinen Sinn mehr, Sheila durch Worte überzeugen zu wollen, aber durch Taten ging es auch nicht, denn Bill hing in den Fesseln, während sich seine Frau frei bewegen konnte.
Die Trümpfe lagen auf ihrer Seite.
»Womit willst du mich töten?« fragte Bill.
»Mit einer Kugel.«
»Du hast keine Waffe!«
Sheila lächelte. »Sei nicht dumm, Bill. Dafür besitzt du eine, nicht wahr?«
Der Reporter verzog das Gesicht. Glasklar hatte ihm seine Frau dies zu verstehen gegeben. Er besaß tatsächlich die Beretta. Sheila brauchte sie ihm nur
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