029 - Das Geheimnis des Totengraebers
es.«
Etwas blaß und die Kehle wie ausgedörrt, fragte Cyrille: »Was muß ich tun?«
»Geben Sie mir Ihre Hand, und sprechen Sie bitte von jetzt an nicht mehr.«
Teddy, der solche Seancen schon oft miterlebt hatte, beobachtete sie ruhig und entspannt.
Anita nahm Cyrilles Hand in die ihre, schloß die Augen und blieb eine ganze Weile sitzen, ohne ein Wort zu sagen.
Auf einmal bekam ihr Gesicht einen gespannten Ausdruck, ein Zittern überlief sie, und sie begann zu sprechen – immer noch mit geschlossenen Augen.
»Ich sehe sie. Ihre Augen sind geschlossen. Und ich spüre eine drohende Gefahr.«
Cyrille blickte irritiert zu Verano hin, der offenbar erriet, was der junge Mann dachte, denn er bedeutete ihm, ruhig zu bleiben.
»Sie glauben, daß ich nur Ihre eigenen Worte nachplapperte, – und tatsächlich, ich hänge mich an Ihre Gedanken, wie wir es nennen. Ich sehe Ihren Alptraum – ah!« Dann schrie sie leise auf. »Das Feuer!«
Cyrille dachte daran, daß Verano Madame Anita gerade von dem Totengräber erzählt hatte.
Verano hielt Madame Anita plötzlich etwas hin. »Vielleicht kann Ihnen das helfen?«
Die Hellseherin ließ Cyrilles Hand los und griff nach dem kleinen Gegenstand. Es war ein gewöhnliches, etwas altmodisches Feuerzeug.
Anita betastete es und murmelte: »Paul, Paul, ist es das?«
»Da, das ist richtig.«
»Er ist in Gefahr. Er hat verbotene Dinge getan. Er hat …« Und plötzlich wurde sie deutlicher: »Er ist von Frauen umgeben. Mehreren Frauen. Sie sind jung und schön, aber sie sind so kalt. Kalte Hände. Kalte Lippen. Sind diese jungen Frauen tot?«
Cyrille hatte nun wahrhaftig den Eindruck, daß dies alles nicht ernsthaft war und Anita sich nur von dem Bericht des Detektivs leiten ließ. Er konnte sich nicht beherrschen und rief: »Ja, ja, es sind Tote. Tote, die man aus ihren Gräbern gerissen hat.«
Die Hellseherin hielt ihre Augen immer noch fest geschlossen. Sie schien überrascht zu sein. »Tot? Aber sie laufen, sie sprechen, sie umringen eine unter ihnen. Sie liegt ausgestreckt auf einem Lager und schläft. Sie schläft, aber sie hat Angst. Ich sehe ein Schloß, ein altes Schloß an einem Fluß. Der Fluß bildet dort eine Schleife. Das Tal ist grün. Ah, ein großer Besitz! Ein Auto, ich sehe ein Auto. Am Steuer sitzt ein Mann und neben ihm eine junge Frau mit kalten Händen und Lippen.«
Madame Anita schwieg.
Cyrille war bestürzt. Entweder erfand die Hellsehrin jetzt ganz einfach etwas, oder sie hatte wirklich etwas Neues entdeckt, denn von einem Schloß und einem Mann im Auto hatte Teddy Verano ihr nichts erzählt.
»Was ist mit diesem Besitz und mit diesem Auto?« fragte Verano ruhig.
Anita murmelte etwas, sie schien etwas zu suchen, dann wurden ihre Worte verständlich: »Ich sehe die Zahl 21. Nein, es ist eine sieben – 27.«
»Sehr gut. Ist das alles, meine Liebe?«
Anita betastete von neuem das Feuerzeug – das Feuerzeug, das Teddy sich kaltblütig bei dem Totengräber Paul Halbin angeeignet hatte und das nun der Hellseherin als mediales Hilfsmittel diente.
»Der Fluß – an der Biegung – da ist ein kleiner Wasserzulauf, der in den Fluß mündet.«
Cyrille hörte nun schon mit größerem Interesse zu.
»Das Haus«, beharrte Teddy sanft. »Ich komme auf das Haus zurück, es ist das Wichtigste.«
Anita wurde unruhig, und ihre Finger drehten unaufhörlich das Feuerzeug des Totengräbers.
»Das Haus …, ein Park …«
»Vielleicht auch Hunde?«
»Oh, nein! Es gibt dort keine Tiere. Kein lebendes Wesen.«
»Und das Auto, Anita? Diese Frauen?«
»Tot – sie sind tot.«
»Aber Sie haben doch auch einen Mann gesehen?«
»Warten Sie. Ja, ich sehe ihn. Aber ich sehe ihn nur von hinten. Ich kann sein Gesicht nicht erkennen. Aber er lebt.«
Cyrille und Teddy tauschten wieder einen Blick. Würde ihnen das alles weiterhelfen?
»Was macht dieser Mann?« erkundigte sich der Detektiv.
»Er arbeitet. Er betätigt eine Maschine.«
Wieder sahen sich die beiden Männer bedeutungsvoll an. Immerhin hatte auch Cyrille in seinem Traum irgendein maschinenähnliches Gerät gesehen.
»Eine Maschine«, fuhr Anita fort. »Sie könnte aus Metall sein. Sie glänzt. Da sind Kreise, die aussehen wie aus Feuer. Und ich höre ein Surren. Funken sprühen und knistern.«
»Sehen Sie sich die Maschine genau an, Anita«, sagte Teddy eindringlich.
»Maschine«, murmelte Anita, »eine merkwürdige Maschine. Da ist eine Frau.«
»Hilft sie bei der Arbeit? Arbeitet sie mit
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