029 - Das Geheimnis des Totengraebers
Halbin lag bereits im Koma und starb während ihres Besuchs.
Teddy hatte nichtsdestoweniger das Personal befragt und erfahren, daß man tatsächlich während der Besuchszeit eine Dame gesehen hatte. Eine junge Dame, sehr hübsch und sehr bleich. Und schwarz gekleidet.
Sie waren wieder gegangen. Alle Hoffnungen, von dem Totengräber noch nähere Angaben zu erhalten, waren endgültig dahin.
Und dann hatte Teddy Verano den völlig verzweifelnden Cyrille mit nach Hause genommen.
Nachdem sie Yvonne die ganzen letzten Ereignisse erzählt hatten – sie war bereits über den Fall Cyrille Denizet informiert – tranken sie nun ihren Aperitif und zogen Bilanz.
»Wir sind zu spät gekommen. Aber Anita hatte gesehen, was geschah.«
»Ich muß gestehen«, sagte Cyrille, »daß ich am Anfang überhaupt nicht an ihre Hellseherei geglaubt habe. Aber dann …«
»Trotzdem haben Sie ihr sehr geholfen.«
»Ich?«
»Aber ja. Sie sind ein unbewußtes Medium, aber sehr sensibel. Das war der Grund, weshalb ich Sie zu unserer Freundin Anita mitnehmen wollte, damit Sie beide zusammen einen Zyklus bilden. Sie dynamisierten sich gegenseitig. Auf diese Weise war es ihr möglich, die Frau in Schwarz zu entdecken, die dem unglückseligen Halbin den tödlichen Besuch abstattete.«
»Sie glauben, daß sie ihn – umgebracht hat?«
»Für mich besteht daran kein Zweifel. Der Brandanschlag ist zum Teil mißlungen, da Halbin mit dem Leben davongekommen war und somit weiterhin die Gefahr bestand, daß er redete. Also hat man es noch einmal versucht. Die Autopsie wird wahrscheinlich die Wahrheit enthüllen. Anita hat die Unbekannte gesehen, wie sie sich über ihn beugte und etwas in der Hand hielt. Was hatte sie in der Hand? Erinnern Sie sich?«
»Ja. Etwas, das sie aus ihrer Handtasche genommen hatte.«
»Wahrscheinlich eine Injektionsspritze. Man wird irgendwelche Spuren im Blut des Totengräbers finden - Kurare, Strychnin oder etwas Ähnliches.«
Cyrille ballte die Fäuste. »Sie haben ihn umgebracht. Und er wußte …«
»Viel wußte er wahrscheinlich auch nicht. Aber er wäre uns nützlich gewesen. Und dann – sein Tod ähnelt irgendwie einer Bestrafung.«
»Glauben Sie, daß wir den Feind fürchten müssen?«
»Ja, das glaube ich.«
Cyrille sah den Detektiv plötzlich fest an. »Hören Sie, Verano, ich frage mich: Diese Hilferufe von Christiane kommen aus dem Jenseits, dessen bin ich sicher. Aber sonst stelle ich in dieser ganzen Angelegenheit ziemlich rührige Hände fest – ich meine lebendige Menschenhände.«
»Sie haben völlig recht. Im Hintergrund gibt es Lebende – zumindest jedenfalls einen Lebenden, der dieses makabre Schauspiel inszeniert.«
»Einer? Aber wer ist dann diese Frau mit den eiskalten Händen? Ist es dieselbe, die sich Halbin gezeigt hat, um ihn dazu zu bringen, weiterhin zu gehorchen?«
»Wir werden es bald wissen, hoffe ich.«
»Aber wir haben mit Halbins Tod die Spur verloren«, meinte Cyrille entmutigt.
»Nein. Haben Sie vergessen, was Anita gesagt hat?«
In diesem Augenblick betrat ein junger Mann das Zimmer. »Guten Abend, Mama! Guten Abend, Teddy! Oh, entschuldigen Sie, Monsieur!«
Der junge Mann, etwa zweiundzwanzig Jahre alt und seiner Mutter Yvonne erstaunlich ähnlich, blieb etwas verwirrt vor Cyrille stehen, der sich mit schwachem Lächeln erhob.
»Das ist mein Stiefsohn Gérard – du kommst gerade zur rechten Zeit. Ich brauche eine Auskunft von dir.«
»Ich stehe zur Verfügung, Chef.«
»Was sagt dir die Zahl siebenundzwanzig im Hinblick auf Autokennzeichen? Anita hat doch siebenundzwanzig gesagt, Cyrille, nicht wahr?«
»Ja, siebenundzwanzig.« Cyrille nickte eifrig.
»Also, was fällt dir bei dieser Zahl ein?«
»Siebenundzwanzig, das ist das Departement Eure.«
»Also, Monsieur Denizet, Sie sehen, daß Hellseher und Medien ihr Gutes haben. Schon haben wir ein Endchen der Spur wieder auf genommen.«
Cyrille lächelte etwas skeptisch. »Nun ja, daran habe ich nicht gedacht. Wir sind ja immerhin zweimal nachts in Eure gewesen.« Unwillkürlich überlief ihn ein Schauer.
»Noch ein Gläschen, Monsieur Denizet?« fragte Yvonne rasch, um ihn abzulenken, »Und du, Gérard, was nimmst du?«
»Für mich einen Orangensaft, bitte, ich bin Sportler.«
»Und ein Hellseher«, meinte Teddy lachend. »Hör zu: Ein Fluß, und an diesem Fluß ein Schloß.«
»Die Loire?«
»Himmel, nein! Wie viele Schlösser gibt es an der Loire? Außerdem sprechen wir doch vom Departement
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