029 - Das Geheimnis des Totengraebers
ankämpfen. Aber was half es? Er wollte um jeden Preis seinem Stiefvater beweisen, daß er kein Schwächling war, und so half er ihm, das Skelett aufzuheben und auf den Regenmantel zu legen.
Beiden fiel bei dieser Prozedur auf, daß sich von dem Skelett eine Menge Staub löste.
»Und jetzt zu unseren Wagen!«
Vorsichtshalber knipste Teddy Verano die Taschenlampe aus, und dann trugen die beiden ihren Fund zu Teddys Wagen, der vor Gerards Volkswagen stand.
»Jetzt nichts wie zurück nach Paris!«
Teddy fuhr voran, Gérard folgte ihm. Von Zeit zu Zeit verständigten sie sich per Walkie-Talkie, und auf Teddys Wunsch erzählte Gérard den Verlauf seines Abenteuers in allen Einzelheiten.
»Verstehst du, was das zu bedeuten hat, Teddy?« fragte Gérard seinen Stiefvater schließlich.
»Was glaubst du denn? Hältst du diese Mädchen für Tote oder Lebende?«
»Ich weiß nicht. Aber ich bin überzeugt, daß es Geister und Vampire gibt, du hast es mir bewiesen.«
»Nur daß es in der Welt der Geister strenge Regeln gibt, du Dummkopf. Gespenster halten dem Licht nicht stand, und Vampire haben kein Spiegelbild. Soweit ich mich erinnere, sind die fünf Damen doch nicht in Rauch aufgegangen, als das Licht der Scheinwerfer sie erfaßte, oder?«
»Teddy, du machst dich über mich lustig!«
»Stimmt. Also, diese Mädchen existieren, das steht fest. Außerdem strömen sie einen Eishauch aus und verbreiten tödliche Kälte um sich. Soweit sind wir uns einig. Du mußt doch immerhin einsehen, daß es keine Gespenster waren, die dich vorhin verfolgt haben.«
»Na ja, Teddy, schon. Du hast recht. Aber was weiter?«
Doch Teddy hatte offenbar im Augenblick keine Lust, die Unterhaltung über dieses Thema fortzusetzen.
Knapp zwei Stunden später hatten sie die Vororte von Paris erreicht.
»Fahren wir nach Hause, Teddy?«
»Du ja, ich nicht. Ich fahre noch zu Professor Delor. Ich möchte von ihm einige Auskünfte bezüglich unseres merkwürdigen Fundes von heute nacht haben.«
»Oh, ich möchte aber gern mitkommen!«
»Nein. Du fährst sofort nach Hause und beruhigst deine Mutter, die sich bestimmt schon Sorgen macht.«
Gérard fuhr also gehorsam nach Hause, erzählte seiner Mutter, wo sie gewesen waren, nahm eine Dusche und ging zu Bett.
Teddy dagegen war zu seinem alten Freund, Professor Delor, gefahren und hatte ihn ohne jegliche Gewissensbisse aufgeweckt.
Der bekannte Wissenschaftler hatte nicht schlecht gewettert, als er morgens um vier Uhr aus dem Bett gerissen wurde, aber als Teddy ihm berichtete, worum es sich handelte, beruhigte er sich wieder. Er kannte den Geisterdetektiv auch gut genug, um zu wissen, daß es sich um eine ernste Angelegenheit handeln mußte.
»Gehen wir in mein Labor!«
Teddy hatte den Regenmantel mitsamt dem Skelett mitgebracht.
Zunächst runzelte der Professor die Stirn. »Mein lieber Verano, für solche Scherze bin ich zu alt.«
»Ich weiß, ich weiß, lieber Meister, aber es ist kein Scherz. Ich möchte, daß Sie diese interessanten Überreste einer klinischen Untersuchung unterziehen.«
Der Professor hatte das Gefühl, daß die Sitzung länger dauern würde, und daß ein Whisky ihnen beiden gut tun würde. Dann forderte er Teddy auf, ihn über die Zusammenhänge zu informieren.
»Bizarre Geschichte«, sagte er schließlich, als Teddy geendet hatte. »Nun wollen wir uns das mal näher ansehen.«
Das Skelett war ganz sauber, wirkte fast wie poliert, und Delor machte Teddy darauf aufmerksam. Nicht die kleinste Faser Fleisch hing mehr daran.
»Man könnte meinen, daß es abgekratzt und gewaschen wurde.«
»Es ist doch ein weibliches Skelett, nicht wahr?«
»Eindeutig. Aber was mich neugierig macht, ist dieser Staub. Sie sagten doch, daß es eine ganze Menge Staub gab, als Sie das Skelett von der Straße aufhoben.«
»Ja, ich glaube, der Staub ist von dem Skelett heruntergefallen«, erwiderte Teddy.
Delor beugte sich über das Skelett, die Brille auf der Nase. »Sieh einer an, hier auf der Höhe des Brustbeins, am Anfang der dritten Rippe!«
»Eine Verletzung?«
»Ja. Und zwar eine frische. Ich würde sagen, der Einschlag einer Kugel.« Delor richtete sich auf. »Eine Kugel … Sagten Sie nicht, sie hätten auf die Gruppe der Frauen geschossen?«
»Ja, ich habe geschossen, Professor. Und sehr wahrscheinlich ist es meine Kugel, die diese Verletzung verursacht hat.«
Der Professor untersuchte den Knochen. »Die Verletzung ist ganz frisch; das würde bedeuten, daß dieses Skelett
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