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029 - Das Geheimnis des Totengraebers

029 - Das Geheimnis des Totengraebers

Titel: 029 - Das Geheimnis des Totengraebers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurice Limat
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kam, besser zu sehen – eine schlanke, anmutige Gestalt, eingehüllt in ein Gewand, das schwer zu bestimmen war. Immerhin erkannten die beiden heimlichen Beobachter, daß es ein dunkles Kleidungsstück war, das die Figur der Trägerin sehr gut hervorhob.
    »Es ist eine junge Frau, der Figur nach zu urteilen«, flüsterte Teddy.
    Cyrille nickte nur.
    Die Tür hatte sich hinter der Besucherin geschlossen. Die beiden Männer warteten noch eine Weile, dann kamen sie aus ihrem Versteck heraus und schlichen sich wieder ans Fenster heran.
    Das Fenster war mit einer dicken Decke verhängt. Obgleich das Häuschen so abseits vom Dorf lag, daß gewiß nicht oft jemand hier vorbeikam, legte der Totengräber offensichtlich Wert darauf, daß ihm niemand in die Stube schaute. Das wiederum paßte Teddy Verano und seinem Gefährten gar nicht.
    »Wir können überhaupt nichts sehen«, bemerkte Cyrille.
    Teddy machte ihm ein Zeichen zu schweigen und seine Finger ineinanderzuflechten, damit er sie als Leiter benutzen konnte. Der junge Mann sah kräftig genug aus, um ihn ein Weilchen halten zu können.
    Cyrille hatte verstanden, und Teddy stieg auf die Hände seines Begleiters. Ganz oben am Fenster schlug nämlich die Vorhangdecke eine Falte und ließ ein Eckchen frei.
    Einen Fuß auf der lebenden Stütze, den anderen auf dem Fensterbrett und mit den Händen an der Mauer abgestützt, spähte Verano nun durch den Spalt.
    Der Raum, in den er blickte, war ein typisches Bauernzimmer mit uraltem Kamin, einem Tisch und Stühlen, die recht wackelig aussahen. Alles wirkte schäbig und verkommen. Es gab keine Elektrizität, was erklärte, daß Halbin nicht einmal einen Fernsehapparat hatte. Auf dem Tisch stand eine Petroleumlampe mit zerbrochenem Glasschirm.
    Halbin, von dem Teddy erfahren hatte, daß er knapp vierzig Jahre alt war, sah wesentlich älter aus. Er trug die Kleidung eines Landarbeiters von vor fünfzig Jahren. Sein Gesicht war aufgedunsen und machte seinem Ruf als Trinker alle Ehre. Außerdem hatte er einen dichten, struppigen Schnurrbart.
    Aber in diesem vom Alkohol verwüsteten Gesicht fielen vor allem die Augen auf. Sie waren klein, lebendig und glänzten auffallend.
    Vor Halbin stand die Frau, die Teddy und Cyrille vorhin beobachtet hatten. Sie war jung, daran bestand kein Zweifel, und relativ klein, aber sehr gut proportioniert, soweit man dies erkennen konnte. Sie trug keine Kopfbedeckung, und der Lichtschein von der Lampe weckte warme Reflexe in ihrem blonden Haar, das etwas vernachlässigt aussah, aber dennoch sehr hübsch war. Das undefinierbare Kleidungsstück schien ein Regenmantel oder ein Mantelkostüm zu sein, das sie umhüllte wie ein düsteres Blatt eine hübsche Knospe.
    Auf Paul Halbins Gesicht spiegelte sich Verlangen – nein, mehr noch, eine Begierde, die schon fast obszön war.
    Mit zitternder Hand stellte er ein Glas Wein auf den Tisch neben die Flasche. Er hob den Kopf und nickte beifällig und zugleich unterwürfig.
    Während er zuhörte, was das vor ihm stehende Mädchen ihm zu sagen hatte, glitt sein gieriger Blick immer wieder über ihren Körper.
    Wenn ich doch nur hören könnte, was sie sagt, dachte Teddy verdrossen. Aber er verstand kein einziges Wort.
    Der Totengräber hörte dem Mädchen aufmerksam zu und nickte ab und zu wie jemand, der Befehle entgegennimmt.
    Cyrille, unten an der Hausmauer, fing an schwer zu atmen.
    »Noch einen Augenblick«, flüsterte Teddy. Er legte sein Ohr an das Fenster, aber vergeblich, er konnte immer noch nichts verstehen.
    Halbin war offensichtlich sehr darauf bedacht, daß niemand erfuhr, was bei ihm vorging. Wirklich ein Glück, dieser kleine Riß in dem Vorhang!
    Jetzt war der Totengräber aufgestanden und machte einen Schritt auf das Mädchen zu. Sein Benehmen war eindeutig. Auf seinem Gesicht zeigte sich das abscheuliche Grinsen eines Betrunkenen, der eine Frau will. Verano spürte leichte Übelkeit in sich aufsteigen, obgleich er schon genügend Betrunkene in ähnlicher Situation gesehen hatte.
    Die Unbekannte wich nicht zurück. Mit einer einzigen gebieterischen Handbewegung bot sie ihm Einhalt. Eine hübsche kleine weibliche Hand. Eine sehr weiße Hand, wie aus Elfenbein oder aus Wachs. Der Totengräber war stehen geblieben.
    Das Gespräch wurde offenbar fortgesetzt. Der Totengräber trug allerdings nicht viel dazu bei. Er äußerte nur ab und zu ein paar Worte. Es war vor allem die junge Frau, die sprach.
    Schließlich eine neue Geste mit der kleinen weißen

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