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029 - Der tätowierte Tod

029 - Der tätowierte Tod

Titel: 029 - Der tätowierte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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werdet euch an ihn verlieren. Ihr werdet nie mehr zu leiden brauchen, denn ich bringe euch die Erlösung. Seht her!«
    Sie standen gebannt da und sahen, wie Paul seine Brust entblößte, die mit dicker Hornhaut bedeckt war. Und auf dieser Hornhaut erstrahlte in Rot und Blau ein seltsames Wesen. Ein Wesen mit drei Köpfen und weit ausgebreiteten Schwingen. Was zuvor noch eine Tätowierung gewesen war, erwachte nun zu eigenem Leben. Während Paul sich weit zurückbeugte und einen langgezogenen Ruf ausstieß, löste sich der dreiköpfige Dämon von seiner Brust, flatterte lautlos durch die Luft – und fuhr wie der Blitz in seine Freunde.

    Dorian erwachte mit einem Brummschädel. Er stützte sich auf und kam zentimeterweise in die Höhe. Bei jeder ruckartigen Bewegung pochte es hinter seiner Stirn. Mein Gott, hatte er einen Kater! Anscheinend waren aus den zwei Gläsern Bourbon am gestrigen Abend noch einige mehr geworden.
    Als er vorsichtig die Augen öffnete und blinzelte, sah er zuerst die Fleischberge links von sich, dann einen schwarzgelockten Wuschelkopf, unter dem ein wohliger Seufzer erklang. Das Ganze geriet in Bewegung, wälzte sich herum und entpuppte sich als Suleika – ein Barmädchen des »Cibyra Oteli«.
    Sie hatte ihm gestanden, daß das nicht ihr wirklicher Name war. Aber sonst erinnerte er sich an nichts mehr. Wie war sie in sein Zimmer gekommen? Er blickte sich um. Der Raum war ihm fremd. Also handelte es sich um ihr Zimmer. O Mann, o Mann!
    »Komm, mein heißgeliebter Tommy! Treibe den Dämon in mir aus!« röhrte Suleika und schlang die Arme um ihn.
    Was redete sie da? Hatte er etwa im Suff geplaudert?
    »War ich wirklich so sternhagelvoll?« fragte er und schwang die Beine aus dem Bett.
    Suleika war augenblicklich hellwach. Sie richtete sich auf und funkelte ihn an.
    »Sternhagelvoll?« fragte sie in flüssigem Englisch zurück. »Willst du etwa sagen, daß du in nüchternem Zustand nicht mitgekommen wärst, Rian?«
    Er schluckte. Von selbst konnte sie wohl nicht auf seinen Kosenamen gekommen sein. »Nein, nein«, versuchte er sie zu beruhigen und tätschelte sie. »Bei dir könnte ich immer schwach werden. Ich meine, was habe ich dir über mich erzählt?« Er stand auf und sammelte seine Sachen ein, die über das ganze Zimmer verstreut waren.
    »Du hast mächtig angegeben«, sagte sie lachend. »Ich glaube dir davon nicht einmal die Hälfte. Aber daß du kein Russe bist, das habe ich im ersten Moment erkannt. Nur die Geschichten über die Dämonen und Hexen … Brrr! Ich weiß natürlich, daß kein Wort davon wahr ist, aber du hast mir solche Angst eingejagt, daß ich dich mit aufs Zimmer nehmen mußte. Allein hätte ich mich gefürchtet. Wenn du Dämonen immer so austreibst wie in dieser Nacht, möchte ich dich öfter als Exorzist konsultieren.«
    »Schöne Bescherung«, murmelte Dorian so leise, daß sie es nicht hören konnte.
    Er zog sich in die winzige Duschnische zurück, blieb zehn Minuten unter dem eiskalten Wasserstrahl und kleidete sich dann hastig an. Suleikas Verführungskünsten konnte er sich zwar entziehen, mußte ihr aber versprechen, sie nächste Nacht wieder aufzusuchen.
    Fünf Minuten später schlich er sich wie ein Dieb über die Treppe vom Trakt, in dem die Bediensteten wohnten, ins sechste Stockwerk hinunter. Er kramte gerade seinen Zimmerschlüssel aus der Tasche, als die Tür seines Apartments aufging und eine ihm unbekannte junge Frau herauskam. Sie trug ein besticktes Käppchen und einen weiten, wallenden Mantel – und sie war eine wahre Augenweide.
    Dorian wollte sie schon fragen, was sie in seinem Zimmer zu suchen hatte, als hinter ihr Gregor Stolowski herauskam und ihr zum Aufzug folgte. Obwohl Dorian weithin sichtbar im Korridor stand und Stolowski ihn sogar anblickte, zeigte er keine Reaktion. Tat er nur so oder erkannte er ihn tatsächlich nicht mehr?
    Dorian glaubte nicht, daß sich Stolowski nur verstellte. Und er war jetzt sicher, daß auch Petrow und Suslikow sich nicht dumm gestellt hatten, als sie behaupteten, ihn vorher noch nie gesehen zu haben. Es hatte viel eher den Anschein, daß sie zumindest einen Teil ihres Gedächtnisses verloren hatten. Und hatte ihm der Portier nicht gesagt, daß auch Suslikow und Petrow in Begleitung einer Frau das Hotel verlassen hatten?
    Dorians Interesse war jedenfalls geweckt. Kaum waren sie im Aufzug verschwunden, hastete er die Treppe hinunter. Ihm wurde etwas schwindelig dabei; kein Wunder, nachdem er nicht gefrühstückt

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