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0290 - Die dritte Mahnung war aus Blei

0290 - Die dritte Mahnung war aus Blei

Titel: 0290 - Die dritte Mahnung war aus Blei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die dritte Mahnung war aus Blei
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vernimmt. Dieser Gedanke trieb mich an und suggerierte: »Sie haben noch zwölf Minuten Zeit! Sie haben noch zwölf Minuten Zeit! Sie haben…«
    Mit einem schnellen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett meines Wagens stellte ich fest, dass es nur noch elf Minuten waren.
    ***
    Bis heute noch ist mir nicht klar, wie ich es überhaupt schaffen konnte. Aber das Wie spielt ja eigentlich keine Rolle, Hauptsache war, ich schaffte es.
    Ich mimte den ganz eiligen Reisenden und fegte wie ein Tornado die Treppen hinunter. Ein passendes Geldstück für den Fahrkartenautomaten hatte ich mir schon beim Laufen aus der Tasche geangelt, denn ich wollte nicht erst lange Worte mit dem Mann am Schalter wechseln, wenn ich ohne Karte durch die Sperre wollte.
    Der Unterkunftsraum für die Bahnpolizei lag gleich vorn am Bahnsteig 1, wo ja auch Mrs. Martin von den Gangstern hinbeordert worden war.
    Mit wenigen Worten legte ich dem Sergeant meinen Plan dar, und er unterstützte mich bereitwillig. Während ich den kleinen Kasten, den ich noch im letzten Moment aus meinem Schreibtisch geschnappt hatte, öffnete, verschwand der Sergeant in einem Nebenraum.
    Der Kasten enthielt Theaterschminke.
    Eigentlich bin ich ja nicht für einen solchen Zirkuskram, aber in diesem Fall hielt ich die Maskerade für angebracht. Ich rechnete nämlich mit 99prozentiger Sicherheit damit, dass die Martin von den Gangstern den Befehl erhalten würde, mit irgendeinem bestimmten Zug zu fahren. Ich rechnete sogar ein bisschen damit, dass der Gangster vielleicht im Zug sein würde.
    Ich hielt es für richtig, mich in einen Bahnangestellten zu verwandeln. Diese Maske gab mir die Möglichkeit, im Zug herumzulaufen, oder auch auf den Bahnsteigen. Das würde nicht so sehr auffallen.
    Vor dem Spiegel schwärzte ich mein Gesicht. Ich riss mein Hemd auf und malte auch den Hals an.
    Der Sergeant kam in diesem Augenblick mit einem alten Hemd und einem Overall zurück.
    »Hoffentlich passen die Klamotten!«, sagte er ganz außer Atem.
    Ich entdeckte in seiner Linken einen Plastikeimer.
    »Okay, Sergeant«, lobte ich ihn und streifte mir schnell meine Kleider herunter. »Sie scheinen an alles gedacht zu haben.«
    Der Sergeant, der sich über das Lob sichtlich freute, sagte eifrig: »Ich hab Jackie alles Arbeitszeug abgenommen. Hier ist ’ne Bürste, Fensterleder, Lappen für Messing und auch Putzzeug.«
    »Prima!«, lobte ich. »Schnell das Hemd und den Overall!«
    Er warf mir die nicht gerade sauberen Sachen zu, aber ich pfiff im Augenblick auf Sauberkeit, Hauptsache war, meine Maske wirkte echt.
    »Hier hab ich auch noch ’ne alte Mütze und Arbeitshandschuhe, Agent«, sagte der Sergeant und hielt mir die Sachen entgegen.
    Ich stülpte mir die alte Army-Kopfbedeckung auf den Schädel und verbarg darunter die nicht vorhandenen Krauslocken eines Farbigen.
    »Die Hände brauche ich gar nicht zu schwärzen«, erklärte ich. »Die Arbeitshandschuhe verdecken sie.«
    Ich fischte mir meine Smith & Wesson aus dem Schulterhalfter, die ich unter dem Overall nicht anlegen konnte. Ich zögerte einen kurzen Augenblick und war im Zweifel, ob ich die Waffe nicht bei meinen anderen Sachen im Office des Sergeant lassen sollte.
    Kurzerhand legte ich dann meine Kanone unten in den Plastikeimer und schob die Putzlappen darüber.
    Mein Blick fiel auf die elektrische Uhr draußen auf dem Bahnsteig. Noch wenige Sekunden fehlten, dann waren die zwanzig Minuten um, die der Gangster Margret Martin als Frist gegeben hatte.
    In diesem Augenblick sah ich sie. Sie trug eine karierte Reisetasche in der Linken und ging genau an dem Fenster des Polizeibüros vorbei.
    »Bleiben Sie hier, Sergeant«, befahl ich nachdrücklich, denn ich konnte mir die Neugierde des jungen Beamten gut vorstellen.
    Ich trat hinaus auf den Bahnsteig. Mit dem Eimer in der Hand schlängelte ich mich durch die Menge der wartenden Reisenden. Sie versperrten mir den Blick auf Mrs. Martin. Kurz entschlossen drängte ich mich bis zur Bahnsteigkante durch.
    »Kannst du nicht aufpassen, verdammter Trottel?«, erkundigte sich ein dicker Fettwanst grob, als ich ihn mit dem Eimer streifte.
    »Sorry, Mister«, entschuldigte ich mich und bleckte freundlich grinsend mein Gebiss.
    Der Fette hatte wahrscheinlich Langeweile, denn er hielt den anderen Wartenden einen Vortrag über die heutige Zeit, und wie alles ganz anders geworden sei, dass sich jeder Hergelaufene benehmen könne wie ein Rüpel, und was weiß ich noch alles. Ich kümmerte mich nicht

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