0290 - Koordinaten ins Jenseits
Gucky. Er macht sich Gewissensbisse, ohne Zweifel. Um sich zu beruhigen, läßt er uns die Tröster spielen."
„Stimmt", sagte Redhorse. „Und das beweist, daß er uns braucht.
Ich finde, das ist gut so. Jemand, der ganz allein ist, hat kein Herz, keine Seele. Niemand kommt ohne den anderen aus. Jeder braucht Freunde. Auch Gucky."
„Er hat genug, Major. Vielleicht ist er gerade deshalb so stark."
„Vielleicht."
Ein Vibrieren ging durch die Jacht dann verschwanden die Sterne.
Das Schiff hatte das Einstein-Universum verlassen, und es gab keine blaue Riesennova mehr.
Die große Ungewißheit begann.
*
Sie hatte für Perry Rhodan längst begonnen.
Die CREST und ihre hundert Begleitschiffe erreichten den Sektor, in dem die letzten Ortungen des Teleporterschiffes vorgenommen worden waren. Von dem Kugelschiff war natürlich nichts mehr zu sehen, aber es wirkte immerhin beruhigend, daß keine neuen Sonnenexplosionen mehr stattfanden.
„Der kosmische Sturm ist vorüber", sagte Oberstleutnant Brent Huise zu Rhodan, als sie in der Observatoriumskuppel ankamen und durch die transparenten Wände hinaus ins All sahen. „Sieht alles ganz normal aus."
„Eine akute Gefahr besteht allerdings nicht mehr", gab Rhodan zu, „aber das hilft uns jetzt nicht weiter. Redhorse, Gucky oder die Zwillinge können überall und nirgends sein. Würden wir die Position des Heimatsystems der Sonneningenieure kennen, hätten wir einen Anhaltspunkt. Wir werden Notami um Rat fragen müssen. Er hat alle Ortungen gespeichert, besonders die von Redhorse. Es ist anzunehmen, daß die Richtung sich nicht stark verändert hat. Die Sonneningenieure wußten, wohin sie fliehen wollten. Wenn wir dem Kurs in gerader Richtung folgen und dabei ständig das Erkennungssignal ausstrahlen, müßte Redhorse es früher oder später auffangen und beantworten."
Es standen immer noch große, helle Sterne im Raum, die vorher nicht dagewesen waren. Wenigstens waren sie nicht auf den Karten verzeichnet.
Rhodan ging zum Interkom. Sekunden später erschien das Gesicht eines Orteroffiziers auf dem Schirm „Schicken Sie Major Notami in die Beobachtungskuppel. Er soll die Kursdaten und Koordinaten mitbringen. Er weiß Bescheid."
Fünf Minuten später kam Notami in die Kuppel.
„Wir stehen augenblicklich genau an der Stelle, an der Redhorse mit der KC-1 startete. Unser Kurs folgt dem des Kugelschiffs der Sonneningenieure. Wenn wir als Durchschnittsgeschwindigkeit zehn Millionen Kilometer pro Minute annehmen, müßten wir sie bald finden."
„Ein Trugschluß", sagte Rhodan. „Theoretisch könnten die drei Sonneningenieure alle zehn Sekunden einen Sprung von zehn Millionen Kilometer vollbringen, und wir müssen damit rechnen daß sie genau das getan haben. Wir fliegen also bereits schneller. Das Erkennungssignal wird ständig ausgestrahlt. Hyperempfänger ist eingeschaltet. Es kommt jetzt nur darauf an, daß wir dem richtigen Kurs folgen."
„Das, Sir, ist eine reine Glückssache."
Rhodan nickte.
„Eben", sagte er ruhig und schwieg dann.
Die drei sahen hinaus in die Unendlichkeit des fremden Raums.
Brent Huise ging zu den Spezialinstrumenten und schaltete den Überlichtorterschirm ein. Mit seiner Hilfe war es möglich, weit entfernt stattfindende Vorgänge in derselben Sekunde zu beobachten. Der Schirm nahm eine halbe Wand ein.
Als er aufleuchtete, schien das All näher zu kommen. Die einfallenden Strahlen wurden durch Impulszerhacker in natürliche Lichtpunkte verwandelt, so daß auf dem Schirm die Sterne so zu sehen waren, wie sie auch in Wirklichkeit leuchteten. Nur handelte es sich um das Licht, das sie in gleicher Sekunde verstrahlten. Die Entfernung spielte keine Rolle mehr. Auch nicht mehr die Zeit..
Notami hatte eine Sternkarte zur Hand genommen. Er verglich sie mit dem Wandschirm, und es dauerte einige Minuten, bis er den richtigen Ausschnittsektor gefunden hatte.
„Die Karten sind nicht mehr viel wert", stellte er schließlich mit Bedauern fest. „Es hat sich viel verändert, wenn auch keine neue Sonnen entstanden. Aber die Helligkeit der Sterne stimmt nicht mehr mit den alten Daten überein. Das irritiert. Zum Glück hat die Bildung neuer oder die Umwandlung alter in neue Sterne aufgehört. Wir müßten neue Karten anfertigen ..."
„Wozu?" fragte Rhodan und drehte sich dem Schirm zu. „Wir haben im Andromedanebel nichts mehr zu suchen. Wir werden ihn verlassen und kaum zurückkehren. Es sei denn ..."
Er schwieg plötzlich.
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