0291 - Brücke zwischen den Sternen
verbrachte er den weitaus größten Teil des Tages in einem Kontrollgebäude am Südrand des Raumlandefelds, das selbst wiederum südlich an den ehemaligen „Todeskreis" der sechs Pyramiden anschloß. Die südlichste der Pyramiden war nur fünfzig Kilometer von Reginald Bulls neuem Hauptquartier entfernt, und von seinem Fenster aus konnte er den roten Metallkoloß im Schein der Sonne in die Höhe ragen sehen - ein beeindruckendes Bild selbst für den, der es hundertmal vor Augen gehabt hatte.
Der Raum, in dem Bull sich aufhielt, war spärlich möbliert. Er enthielt im wesentlichen einen breiten Tisch, auf dem ein halbes Dutzend Visiphone in wirrer Unordnung standen, und einen Sessel, in dem Reginald Bull saß, um entweder nervös auf die Visiphone oder durchs Fenster hinauszustarren. Er schlief pro vierundzwanzig Stunden nicht mehr als vier. Er tat sein Bestes, um die Ruhe, an der es dem Körper mangelte, durch entsprechende Medikamente zu ersetzen. Außerdem trank er Kaffee in solchen Mengen, daß selbst sein an vieles gewöhnter Adjutant Oberst Vince Foley, sich mitunter zu warnenden Bemerkungen über die Nachwirkungen von Koffein veranlaßt fühlte.
Vince Foley, von hagerer Gestalt und mit einem düsteren Gesicht, das ihm das Aussehen eines typischen Schreibtischsoldaten verlieh, erschien mit einem frischen Wärmgefäß voll Kaffee, als eines der sechs Visiphone auf dem Tisch vor Reginald Bull ansprach. Bull schnellte halb aus dem Sessel und nahm den Hörer auf. Der kleine Bildschirm erhellte sich augenblicklich. Das Gesicht eines jungen Offiziers der Transmitterwache war zu sehen.
„Ein neuer Empfang, Sir", stieß er hervor. „Bisher ist noch keine Identifizierung gelungen. Es scheint sich um einen weiteren Mißerfolg zu handeln."
„Wann kam die letzte Sonde an?" fragte Bull ohne Zögern.
„Vor rund anderthalb Stunden, Sir", war die Antwort.
„Und wann ging unsere letzte ab?"
„Vor zehn Minuten, Sir."
„Verflucht! Dann muß Razta doch gewußt haben, daß die Strecke nicht in Ordnung ist! Warum schickt er Schiffe herüber, wenn der Transmitter flackert?"
Der junge Offizier gab durch einen bekümmerten Gesichtsausdruck zu verstehen, daß er sich in diesem Zusammenhang nicht kompetent fühlte.
„Na schön", knurrte Bull. „Halten Sie mich auf dem laufenden. Ich will wissen, was aus dem Ding wird."
Der Bildschirm erlosch. Vince Foley erhielt einen einladenden Wink, den Kaffee auf dem Tisch abzustellen. Bulls Becher stand bereit. Er goß sich ihn voll, nippte und beschwerte sich wie üblich, der Kaffee sei zu heiß.
„Entweder hat Razta plötzlich den Verstand verloren", bemerkte er, als er den Becher absetzte, „oder es ist etwas Unvorhergesehenes passiert. Was meinen Sie, Foley?"
Er drehte sich um und sah seinen Adjutanten kampfeslustig an.
Mit blitzenden Augen und aggressiv gesträubten rotbraunen Haarbürsten bot er Vince Foley den Anblick des Mannes, der zehn ereignislose Stunden hinter sich hat und sich auf ein Streitgespräch freut.
„Tut mir leid, Sir", wehrte Foley den Vorstoß ab, „aber ich bin Ihrer Meinung."
„Woher wollen Sie wissen, was meine Meinung ist?" knurrte Bull ärgerlich.
„General Razta schnappt nicht so ohne weiteres über", erklärte Foley. „Er muß einen besonderen Grund haben, wenn er ein Schiff über die Strecke schickt."
Bull klatschte sich resigniert auf die Knie und wandte sich ab.
„Das Schlimme an Ihnen ist", murmelt er enttäuscht, „daß Sie zu abgebrüht sind, um sich mit jemand in die Haare zu kriegen."
Dasselbe Visiphon leuchtete zum zweiten Mal auf. Bull riß den Hörer an sich. Das Gesicht des jungen Offiziers drückte Panik aus.
„Sir ... das Ding ... es hält direkt auf Kahalo zu!"
Bull stand auf und schob den schweren Sessel mit den Kniekehlen mühelos zurück. Das ist genau, was er braucht, entschied Foley; ein bißchen Aufregung.
„Wie sieht es aus?" erkundigte sich Bull.
„Eine formlose Masse aus hochreflektierendem Material, Sir. Die übliche Mischung aus Metall, Plastik und organischer Materie.
Masse ungefähr fünfunddreißig Tonnen."
„Ein kleineres Fahrzeug offenbar", sagte Bull mehr zu sich selbst.
„Wo wird es auf treffen?"
„Das ist es eben, Sir", stieß der Offizier hervor. „Es bewegt sich wie ein gesteuertes Objekt. Wir können den Auftreffpunkt nicht vorhersagen. Im Augenblick ist es mitten in einem Bremsmanöver begriffen. Es sieht aus ... als wären noch ein paar Leute an Bord."
Bull nickte ihm
Weitere Kostenlose Bücher