0291 - Medusas Höllenschwester
Geländewagens war explodiert.
Bill sank in endlose Schwärze.
***
Glühende Metallfetzen segelten haarscharf über Tendyke hinweg. Die Explosion zerlegte den altersschwachen Wagen förmlich. Eine Glutwelle schoß hoch, aber die machte den Angreifern nichts aus.
Marmorstatuen, die sich bewegten! Sprunghafte Bewegungen ohne Übergang. Ihnen fehlte etwas. Es war, als würden sie einfach von einem Bewegungszustand in den nächsten versetzt, aber zwischen den verschiedenen Stadien gab es keinen Übergang, auch keine zeitliche Lücke.
Schlecht geschaltete Maschinen, dachte Tendyke. Aber Maschinen aus Marmor hatte er noch nie gesehen.
Er feuerte den Colt leer. Seine Kugeln konnten die Marmorgeschöpfe stoppen, trafen sie ebenso schwer wie normale Menschen. Aber er bekam keine Zeit zum Nachladen. Denn jetzt griffen die Unheimlichen ihn gezielt an. Und so beweglich sie auch waren -ihre Fäuste waren wie die von Steinen. Tendyke drehte sich aufstöhnend unter zwei der Wesen hinweg, schlug mit dem Lauf der Waffe zu und sah Marmorsplitter fliegen. Dann begann er zu laufen.
Was mit Wang war, wußte er nicht. Bill war besinnungslos. Manuela wand sich in den Fäusten zweier Marmorwesen. Mit den blanken Händen kam Tendyke nicht gegen die Unheimlichen an. Ihm blieb nur, die Flucht zu versuchen, um später unter anderen Voraussetzungen zurückzukehren.
Er spurtete los, schneller als jeder andere Mensch es gekonnt hätte. So rasch kamen auch die Marmornen nicht hinter ihm her. Tendyke gewann rasch einen Vorsprung, verschwand zwischen Büschen und Sträuchern und warf sich auf den Boden. Hastig lud er seine Waffe wieder auf, dann vergewisserte er sich, daß er nicht verfolgt wurde, und gestattete sich Entspannung.
Schlagartig machte sich die Anstrengung bemerkbar. Tendyke keuchte auf. Vor seinen Augen flimmerte es. Stärker als vorher machten sich die Schmerzen bemerkbar, wo ihn die Steinfäuste getroffen hatten.
Er sah zum Schauplatz des Geschehens hinüber.
Vier, fünf Marmorwesen zerrten Manuela und den Chinesen mit sich fort. Bill Fleming lag mit ausgebreiteten Armen auf der Straße, reglos, wie tot. Unwillkürlich mußte Tendyke wieder an die zehn kleinen Negerlein denken. Hatte es den Historiker diesmal erwischt?
Möglich war alles.
Der Wagen brannte aus, mit einer großen, schwarzen Qualmwolke über gelbrot leckenden Flammen in den Trümmern.
Die Marmormänner verschwanden überraschend schnell.
Nach einer Weile, als er die Gefahr vorüber glaubte, erhob Tendyke sich. Langsam kehrte er zurück. Er schalt sich einen Narren. Er hatte versucht, nach Zamorra zu tasten, und darüber die Umgebung vernachlässigt. Sonst hätte er die Falle viel eher bemerken müssen.
Er kniete neben Bill Fleming nieder, stellte fest, daß der blonde Historiker flach atmete, und brachte ihn in die Seitenlage. Dann sah er sich die Marmornen an, auf die er geschossen hatte. Drei hatte er mit seinen Kugeln ausgeschaltet.
Er nahm einen von ihnen in Augenschein.
Unglaublich fein war diese Nachbildung eines Menschen, so wie die versteinerten Wissenschaftler im Tempel. Auch diese hier waren Opfer der Euryale geworden. Ihre ursprüngliche Hautfarbe war nicht mehr zu erkennen, weil sie marmorbleich waren, aber den Gesichtszügen und der Kleidung nach mußten sie Tunesier sein.
Die Schußwunden waren auf jeden Fall tödlich. Egal, ob sie vorher gelebt hatten - jetzt waren sie tot.
Tendyke preßte die Lippen zusammen.
Er mußte Zusehen, wie er Bill wieder auf die Beine bekam. Nachdrücklich begann er mit den Wiederbelebungsversuchen.
Währenddessen fragte er sich, warum und wohin die Steinernen Manuela und Wang entführt hatten.
Im Auftrag von Medusas Höllenschwester?
***
Schon bald stellte Manuela ihre Versuche ein, sich aus dem Griff ihrer Entführer zu befreien. Sie vergeudete damit nur ihre Kraft, ohne die steinernen Fäuste lockern zu können. Sie schrie auch nicht um Hilfe.
Sie hatte gesehen, daß Tendyke mit einem geradezu unmöglichen Tempo verschwand. Ein Geheimnis mehr, das diesen Mann umgab, seine enorme Geschwindigkeit. Sie hoffte, daß Tendyke und Bill Schritte zu ihrer Befreiung unternehmen würden - wenn Bill noch lebte…
Um ihn sorgte sie sich mehr als um sich selbst. Er hatte so reglos dagelegen, als sei er tot… allein der Gedanke daran brach ihr fast das Herz. Bill durfte nicht tot sein!
Sie warf einen Blick nach links. Dort lag Wang wie ein Kartoffelsack über der Schulter eines Marmormannes. Der Chinese war
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