0292 - Das Signal stand auf Mord
gelegen, die genaue Abfahrtszeit zu bestimmen. Er kannte auch von Anfang an die Höhe der Summe, und er war somit der richtige Mann, für eine Gang, die es auf einen solchen Transport abgesehen hatte.
Er hieß Fred Hasting, und er war ungefähr dreißig Jahre alt. Auf den ersten Blick schien er ein normaler Büroclerk zu sein, wie es sie zu Hunderttausenden in New York gab, ein schmaler, blonder Bursche mit einem weichen Gesicht und einem kleinen stutzerhaften Schnurrbart auf der Oberlippe, mit dem er die Stenotypistinnen zu beeindrucken versuchte.
Er beantwortete unsere Fragen mit der größten Harmlosigkeit, aber er zeigte Unsicherheit, als Phil fragte:
»Mister Hasting, mit welchen Leuten verkehren Sie privat?«
»Ich verstehe nicht, was Sie meinen, Sir.«
»Ich meine Ihre Freunde, Ihre Verwandten. Nennen Sie uns die Namen und erzählen Sie uns von ihnen.«
Er rückte mit den Namen heraus, aber er tat es zu vorsichtig, als fürchte er Namen zu nennen, die er nicht nennen wollte. Phil notierte die Namen und die Adressen.
»Wir werden das nachprüfen, Mister Hasting«, sagte er freundlich. »Was zahlt Ihnen die Gesellschaft?«
»Einhundertzehn Dollar die Woche!«
»Wenig im Vergleich zu den Millionen Dollar, mit denen hier hantiert wird. Sind Sie nie auf den Gedanken gekommen, daß man sich durch einen gründlichen Griff in die Kasse gesund machen könnte?«
»Selbstverständlich nicht«, antwortete Hasting und versuchte, Entrüstung in seine Stimme zu legen.
»Na schön«, sagte Phil lakonisch und entließ den jungen Mann mit einer Handbewegung, aber fünf Minuten später telefonierte er mit dem Chef unserer Überwachungsabteilung und ordnete an, daß Fred Hasting nicht mehr aus den Augen zu lassen sei.
Um vier Uhr nachmittags kamen Radham und Colonel Carter zu einer Konferenz mit unserem Chef, Mr. High, nach New York. Mr. High zog zu der Konferenz den Einsatzleiter vom Dienst, Lionel Shart, zu. Unser Kollege aus Connecticut gab einen Überblick über den Ablauf des Überfalls.
»Sie haben den Wagen durch einen fingierten Unfall gestoppt, und sie haben sich dabei als Polizisten getarnt. Sie haben den Mercury erst auf der Straße gegen einen Baum gefahren, ziemlich vorsichtig sogar, wie eine genaue Untersuchung der Beschädigungen ergab, haben ihn dann auf die Straße zurückgerollt und ihn, gewissermaßen in Handarbeit, so zugerichtet, daß er nach einem wirklich schweren Unfall aussah. Außerdem haben sie ihn mit einer wahrscheinlich geringen Menge Benzin übergossen, die sie anzündeten, unmittelbar bevor der Geldtransporter auftauchte. Sie haben den Fahrer und einen Bewachungsmann niedergeschossen und haben dann den Wagen auf den Feldweg in das Gebüsch gefahren. Der Bewacher, der sich im Laderaum aufhielt, konnte nichts dagegen unternehmen, da zwischen Fahrerhaus und Laderaum keine Verbindung besteht, und der Laderaum nur Schießscharten zur Seite und nach hinten besitzt. Außerdem sind Fahrerhaus und Laderaum durch eine massive Stahlblecheinlage getrennt, die keine Kugeln durchläßt. Der Bewacher hätte den Laderaum von innen öffnen und während der Fahrt zum Feldweg abspringen können. Warum er das nicht getan hat, wissen wir nicht. Vielleicht fuhren die Gangster zu schnell, vielleicht folgte ein zweiter Wagen dem Geldtransportwagen. Jedenfalls hat der Mann sich verteidigt, als die Gangster den Laderaum zu stürmen versuchten. Ob er einen der Verbrecher verwundet oder gar getötet hat, wissen wir nicht. Jedenfalls gelang es den Gangstern, eine Sprengladung anzubringen und die Verladetür aufzusprengen. Der Bewacher unternahm daraufhin den Versuch zu fliehen, wurde aber durch vier Pistolenkugeln getötet. — Die Geldsäcke, in denen sich über eine Million Dollar befand, sind verschwunden. Aus den Reifenspuren, die wir im Feldweg fanden, läßt sich schließen, daß die Gangster sie in einen kleinen Lastwagen umluden. Außerdem befand sich ein drittes Fahrzeug dort. Daraus schließe ich, daß mindestens drei Männer an dem Überfall beteiligt waren, zwei, die die Rolle der Polizisten spielten, und einer, der die Straße beobachtete und seinen Kumpanen die Ankunft des Lasters signalisierte. Ich vermute aber, daß die Bande zahlreicher war, jedoch fehlt mir hierfür der Beweis.«
Nach Radham nahm Colonel Carter das Wort.
»Die Connecticut Police hat eine verstärkte Überwachung aller Straßen nach den Anweisungen der Alarmstufe I durchgeführt. Diese Überwachung, an der auch Hubschrauber
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