0292 - Das Signal stand auf Mord
herumtrieb, auf der Suche nach einem Hinweis, der ihn zu Ruff führen konnte, stand ich in der 47. Straße vor einem Neubau, der ausschließlich Apartment-Wohnungen für Junggesellen enthielt. Hasting besaß ein Apartment im vierten Stockwerk. Ich hatte mich bei der Hausverwaltung informiert und wußte, welche Fenster zu seiner Wohnung gehörten.
Die Kollegen von der Überwachungsabteilung habe ich schon immer bedauert. Es gibt nichts Langweiligeres, als einen Mann zu überwachen, der sich vielleicht stundenlang nicht aus seiner Wohnung rührt. Spätestens nach einer Stunde wird man von der Zwangsvorstellung gequält, daß der Überwachte bequem in einem Sessel sitzt und auf den Fernsehschirm stiert oder sich langsam und genußvoll mit Whisky volllaufen läßt, während man selbst die Straße auf und ab stampft, friert, sich vom nieselnden Regen durchnässen läßt, das zuträgliche Zigarettenquantum längst überschritten hat, und sich zu allem auch noch unauffällig benehmen soll. Nur Leute mit Nerven aus Stahldraht und einer angeborenen Bierruhe halten das aus.
Ich gehöre nicht zu diesem Typ. Nach zwei Stunden kam es mir sinnlos vor, immer wieder zu den Fenstern hochzuschauen, nur um festzustellen, daß das Licht noch brannte, und vielleicht hätte ich die Überwachung abgebrochen, wenn ich nicht festgestellt hätte, daß Hastings Schatten immer wieder hinter den Gardinen auftauchte. Er schien auf und ab zu gehen. Von Zeit zu Zeit verschwand sein Schatten, aber dann tauchte er doch in unruhiger Wanderung wieder auf.
Ich erkannte, daß der Mann dort oben nervös war, und das hielt mich auf meinem Platz.
Kurz nach zehn Uhr erlosch in der Wohnung das Licht.
»Verdammt«, brummte ich, »wenn der Bursche jetzt schlafen geht, dann…«
Aber jetzt flammte die Flurbeleuchtung auf, und nun wußte ich, daß Fred Hasting herunterkommen würde.
Ich wechselte meine Position, so daß ich die Tür im Auge behalten konnte, ohne selbst gesehen zu werden. Da, wenn die Flurbeleuchtung eingeschaltet wurde, auch eine Neonlampe über der Haustür aufflammte, sah ich den Mann genau, als er das Haus verließ. Er trug einen Trenchcoat und einen in die Stirn gezogenen Hut.
Rasch überquerte er die Straße und ging auf einen alten Ford zu, schloß auf, stieg ein und startete die Karre.
Ich wartete, bis seine Mühle rollte, dann spurtete ich zu dem Rambler, der zum Wagenpark des FBI gehörte, denn mein Jaguar war für eine Überwachung zu auffällig.
Ich schaffte es, den Anschluß zu halten, und solange Hasting durch die verkehrsreiche Innenstadt von Manhattan fuhr, war es nicht so schwierig, ihm unbemerkt zu folgen, obwohl einige Routine dazu gehörte, so hinter ihm zu bleiben, daß er nicht über eine Kreuzung huschte, während ich vom Rotlicht gestoppt wurde.
Er hielt die Richtung nach Norden ein, überquerte den Harlem River und schlug dann die Richtung zur Eastchester Bay ein.
Da andere Wagen auf den Straßen spärlicher wurden, mußte ich weiter zur rückbleiben, und prompt verlor ich ihn auf der Boston Avenue. Ich fuhr kreuz und quer durch einige Straßen, aber ich fand ihn nicht wieder. Schon wollte ich fluchen, als mir bewußt wurde, daß wir uns ganz in der Nähe der Conner Street befanden, in der die Crash Inn lag. Hatte Hasting dort eine Verabredung?
Ich fuhr zur Conner Street, ließ den Rambler aber in einer Querstraße stehen und ging das letzte Stück zu Fuß.
Ich hatte mich nicht getäuscht. Hastings Ford stand vor dem Gebäude, in dessen Hinterhof ich niedergeschlagen worden war.
Ich näherte mich vorsichtig, und als ich die Toreinfahrt erreicht hatte, zog ich die Pistole. Ich hatte keine Lust, mir ein zweitesmal auf dem Schädel herumhämmern zu lassen.
***
Ein Flügel des Holztores stand so weit offen, daß ich mich durchzwängen konnte. Ich trug eine Taschenlampe bei mir, und ich nahm sie in die linke Hand.
Lautlos schlich ich vorwärts, stoppte aber, als ich die Schritte eines Mannes hörte.
Die Schritte näherten sich. Der Mann kam vom Hof, bog in die Toreinfahrt ein, und als er nahe genug war, drückte ich den Knopf der Taschenlampe.
Fred Hasting prallte zurück, als der Lichtkegel ihn traf.
»Ich… kam nur zufällig…« stammelte er.
»Wen wollten Sie hier treffen?« fuhr ich ihn an.
Ich ging an ihn heran.
»Kamen Sie her, um Ihre Belohnung in Empfang zu nehmen?« fragte ich höh- f
nisch. »Was war vereinbart? Zehn Prozent von der Beute? Aber ihre Freunde sind nicht gekommen, wie? Sie
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