0293 - Zombies, die vom Himmel fallen
Osten, Mekka zugewandt, und Kesefel fiel auf ihm nieder, beugte seinen Oberkörper vor und berührte mit der Stirn den Teppich.
Er murmelte ein Gebet.
Die Worte kamen flüsternd aus seinem Mund. Er flehte Allah um die Hilfe an, die er so nötig hatte, um die Boten des Scheitans zu stoppen.
Mitten in seine Worte hinein krachten Schüsse.
Sie waren draußen gefallen, und die Zombies hatten abgedrückt. Diese Detonationen unterbrachen das Gebet des Mannes. Er hob seinen Kopf und schaute zum Eingang.
Dort zeigte sich niemand. Dennoch glaubte er, daß die Zombies den Platz bereits erreicht hatten.
Kesefel wußte, daß er sich jetzt stellen mußte. Daran kam er nicht vorbei.
Er stand auf, gab sich einen innerlichen Ruck und schritt auf den Ausgang des kleinen Gebetshauses zu. Zwei Lampen brannten im Innern. Ein blasses Licht, das Kesefels Gesicht mit einem seltsam bläulich schimmernden Schein umgab.
Am Ausgang blieb er stehen.
Er hielt sich noch im Schatten der Wand, schaute erst nach vorn und sah einen Teil der Brunnenmauer: Dort hielt sich keiner seiner unheimlichen Gegner auf.
Dennoch waren sie da.
Zwar sah er sie nicht, er hörte aber ihre Schritte. Sie klangen dumpf und gleichzeitig schleifend auf dem harten Lehmboden des kleinen Marktplatzes.
Wieder fielen Schüsse. Diesmal hämmerten die Kugeln auch gegen die Außenmauer des Hauses, und der Alte vernahm die dumpfen Einschläge.
Würden die Zombies kommen?
Ein Schatten geriet in sein Blickfeld. Unwillkürlich sprang Kesefel zurück und hatte sich kaum gefangen, als er den Untoten erkannte. Er stand bereits auf der Schwelle und starrte in das Gotteshaus.
Ein kleiner, untersetzter Mann mit einem dunkel verkrusteten Gesicht und blassen Augen. Der Stahlhelm war ihm in den Nacken gerutscht, so daß Kesefel genau zielen konnte.
Aber auch der andere besaß eine Waffe.
Er hob sein Gewehr.
Kesefel war schneller.
Beide Arme stemmte er hoch, und er drückte die Waffen gleichzeitig ab.
Sie schien in seinen mageren Händen zu explodieren. Das kleine Gebetshaus war erfüllt vom Krachen der Schüsse. Kesefel schrie seine Angst hinaus, und plötzlich sah er, wie der Zombie kippte. Er hatte ein paarmal geschossen und dabei auch den Kopf getroffen.
Der lebende Tote verschwand.
Steif wie ein Brett fiel er nach hinten, schlug auf und blieb draußen liegen.
Kesefel starrte auf seine Waffen. Trotz des Erfolgs fühlte er sich müde und ausgelaugt. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, jetzt schon zu feuern, denn nun wußten die anderen, wo er sich befand.
Er konnte nicht bleiben, sondern mußte hinaus. In der Oase kannte er sich aus. Da konnte er sich verstecken und auf seine Gegner lauern.
Jetzt wünschte er sich, 40 Jahre jünger zu sein. Da hätte er es ihnen gegeben, aber so war er durch sein Alter sehr gehandicapt. Er war nicht einmal vorsichtig, als er das Gebetshaus verließ, sondern sprang über den Toten hinweg und huschte ins Freie.
Jetzt sah er sie.
Zählen konnte er sie nicht, aber sie befanden sich alle in der Nähe des Brunnens.
Schaurige Gestalten, marionettenhafte Typen, lebende Leichen, die ihn rochen und sich ihm zuwandten.
Schüsse fielen.
Ungezielt eigentlich, nur in etwa in seine Richtung abgefeuert. Dennoch traf eine Kugel.
Kesefel schrie, als er den Schlag spürte. Sein rechter Oberschenkel war getroffen worden. Plötzlich konnte er sich nicht mehr auf den Beinen halten. Die Kraft wich aus dem Bein. Er knickte zusammen und fiel zu Boden.
Schwer schlug er auf.
Noch im Liegen sammelte er Kraft und wälzte sich herum, so daß er auf dem Bauch lag. Es bereitete ihm ungeheure Mühe, die Arme hochzubekommen. Er wollte sich so lange verteidigen, bis kein Funken Leben mehr in ihm steckte.
Der Alte schoß.
Doch die Waffen tanzten in seinen Händen. Er konnte die schweren Armeepistolen einfach nicht halten, und er sah ein, daß er nicht treffen konnte.
Der alte Mann wälzte sich auf die Seite. Er begann zu kriechen, wollte weg, und seine Gegner ließen ihn bis zum Rand des Brunnens kommen. Als Kesefel das alte Mauerwerk dicht vor sich sah und seine mageren Finger darüberschabten, um sich festzuhalten, tauchte plötzlich dicht vor seinem Gesicht ein alter Schnürstiefel auf. Das Leder war staubig und löchrig. Der Fuß, der in dem Stiefel steckte, wurde angehoben und gegen seinen Nacken gepreßt.
Man drückte das Gesicht des Alten in den Staub.
Dann sah er sie nicht mehr, sondern hörte sie nur noch. Grunzende Laute wehten an seine
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