0294 - Der Feuer-Bumerang
Zeitungsente. Den Bumerang gibt es. Ich habe ihn gesehen, und er kann töten. Er vernichtet Lebewesen ebenso wie Dinge aus Metall oder einem anderen anorganischen Stoff. Er ist die Hölle.«
»Sie besitzen ihn nicht?« warf ich ein.
»Nein. Nur…« Jetzt lächelte er wieder. »Ich kenne den Besitzer der Waffe.«
Die Antwort überraschte uns nicht. Wir hatten uns so etwas schon gedacht.
»Wer ist es denn?« fragte ich und nahm einen Schluck. Der Cooler schmeckte ein wenig nach Pfefferminz.
»Ein Mann namens Rhokasa. Er wohnt allerdings nicht hier, sondern in der Steppe oder vielmehr in den Bergen.«
»Werden wir zu ihm fahren?«
»Ja.«
»Und was sollen wir dort? Ihm den Bumerang abnehmen?«
»Das könnte sein.«
Die Unterhaltung gefiel mir nicht. Überhaupt mochte ich den ganzen Fall nicht. Er war mir viel zu vage. Wir hatten nichts Konkretes in der Hand.
Da konnte Zangy noch so lächeln, ich traute ihm nicht über den Weg.
Suko verfolgte die gleichen Gedanken wie ich, das sah ich seinem Gesicht an. Bevor ich eine Frage stellen konnte, hatte er sie bereits gesprochen.
»Wie sind Sie überhaupt auf uns gekommen? Schließlich leben wir in London und Sie einige tausend Meilen entfernt. Wir hatten noch nie miteinander zu tun…«
»Durch Rhokasa.«
Suko war ebenso überrascht wie ich. Beide schauten wir uns an. Ich hob die Schultern, mein Partner ebenfalls.
»Tut mir leid«, sagte ich. »Mit dem Namen können wir einfach nichts anfangen.«
»Sie haben noch nicht von ihm gehört?«
»Nein.«
Wayne Zangy führte seine Zungenspitze im Mundinnern spazieren und beulte seine Wange aus. »Das ist natürlich seltsam. Es wundert mich in der Tat, denn Rhokasa schien doch einiges von Ihnen zu wissen. Ich meine, nicht nur Ihren Namen, Mr. Sinclair.«
»Was wußte er noch?«
»Daß Sie einen Bumerang besitzen.«
Überraschung Nummer zwei. Diesmal ließ ich mir nichts anmerken, sondern nickte nur. »Wissen Sie eigentlich, von wem dieser Rhokasa die Informationen erhielt?«
»Nein, das kann ich Ihnen nicht sagen. Er ist ein seltsamer Mensch. Jemand aus diesem Lande. Er ist hier geboren. Seine Vorfahren gehörten zu den Ureinwohnern, und diese Menschen wissen sehr, sehr viel.«
»Das ist mir bekannt. Sie haben sich mit der Mythologie dieses Landes beschäftigt, sind mit der Natur verwachsen und kennen ihre Geheimnisse, von denen wir Europäer überhaupt nichts ahnen. Aber das Wissen ist dennoch begrenzt. Mein Bumerang und Australien sind zwei verschiedene Paar Schuhe.«
»Sie vergessen eins«, sagte Wayne Zangy. »Der Bumerang stammt aus diesem Land. Es ist praktisch seine Heimat. Hier wurde er erfunden. Die Menschen wissen von seinen Geheimnissen, sie haben ihn erforscht, und vielleicht besitzt auch Ihr Bumerang seinen Ursprung in Australien. Man kann nie wissen.«
»Nein, das glaube ich nicht.«
»Sie sind der Besitzer, aber ich melde meine Zweifel an. Wir werden es ja sehen.«
Suko sprach wieder. »Dann haben Sie also vor, uns mit Rhokasa zusammenzubringen.«
»Richtig.«
»Und weshalb?«
»Wissen Sie, Suko, dieser Mann hat mich darum gebeten. Das ist eigentlich alles.« Zangy leerte sein Glas. »Ich werde Ihnen auch den Flug ersetzen, weil ich Sie ja praktisch eingeladen habe.«
»Nein, das ist nicht nötig«, wehrten Suko und ich gleichzeitig ab. »Sagen Sie uns nur, wie es weitergeht.«
»Wissen Sie, Mr. Sinclair. Wir fliegen ins Landesinnere und steigen noch einmal um.«
»Wieder in ein Flugzeug?«
»Ja, ich besitze in den Plains einen kleinen Flughafen, von dem wir starten können.«
»Und wo liegt das genau?«
»In den Opal-Bergen. Wir nennen sie so, weil dort diese Edelsteine gefördert werden. Ich möchte Sie vorwarnen. Die Bedingungen sind dort primitiv. Sie werden sich um 150 Jahre zurückversetzt vorkommen, wie in Kalifornien zu Zeiten des Goldrauschs. Die Menschen dort arbeiten nicht nur im Berg, sie leben auch darin. Haben ihre Wohnungen, ihre Nester oder Höhlen hineingesprengt, aber das lernen Sie noch kennen. Ebenso wie den Mann namens Rhokasa.«
»Hat der Ort auch einen Namen?« fragte ich.
»Ja. Sewana.«
Den hatten wir noch nie gehört. »Klingt märchenhaft«, sagte ich.
»Er ist fast ein Märchen.« Der Mann schaute auf seine protzige Golduhr.
»Wir könnten eigentlich starten, wenn Sie nichts dagegen haben.«
»Wie sollten wir. Fliegen Sie selbst?«
Zangy lachte mich an. »Diesen Luxus leiste ich mir nicht, Mr. Sinclair, obwohl ich fliegen kann. Doch bis zum Jetschein
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