0294 - Der Feuer-Bumerang
wissen ließ, wie wenig Chancen ein Mensch gegen diese mörderische Waffe besaß.
Das wußte auch Zangy.
Er schrie plötzlich. »Du Schwein! Du hast mich verraten!« Zangy wußte nicht, was er machen sollte. Er stand breitbeinig da, schaute Rhokasa an, dann wieder auf den Bumerang, der immer näher kam und sein Fauchen verstärkte.
Plötzlich rannte Zangy los. »Ich nehme dich mit!« brüllte er. »Verdammt, ich nehme dich mit!« Er stürmte auf Rhokasa zu, wollte ihm an die Kehle, und der Eingeborene ließ ihn kommen.
Als Zangy sprang, schlug er zu.
Es war ein Hammerhieb, ein satter Treffer, und er erwischte Zangy voll.
Der Industrielle wurde fast aus den Schuhen gehoben. Er fiel zurück, schlenkerte mit den Armen, warf den Kopf hin und her, merkte, daß seine Knie nachgaben und fiel.
In der Bewegung erwischte ihn die Waffe.
Ich schloß die Augen, weil mich das Feuer blendete. Es war nichts gegen den gleißend hellen Blitz, der die Dunkelheit brutal aufriß und heller als die Sonne strahlte.
Ich konnte nicht hineinsehen.
Nur eins hörte ich.
Den markerschütternden Todesschrei des Mannes.
Dann war es wieder still und auch dunkel.
Ich öffnete die Augen, schaute auf Rhokasa und sah ihn, wie er sich bückte und seinen Bumerang wieder aufhob. Jetzt war er völlig normal.
Beinahe lässig steckte er ihn weg. Dabei schaute er dorthin, wo Wayne Zangy einmal gestanden hatte.
Der Platz war leer.
Keine Spur mehr von Zangy. Die mörderische Waffe hatte den Mann regelrecht atomisiert.
Nun wußte auch ich, welches Schicksal mir bevorstand, und ich bekam allmählich Angst.
»Halt dich tapfer, Junge!«
Auf einmal drang die wispernde Stimme an meine Ohren, und ich spürte an meinen gefesselten Händen eine Berührung.
Suko war da!
***
Es kostete mich in der Tat Mühe, nicht aufzuschreien und ruhig liegen zu bleiben. Mit allem hätte ich gerechnet, nur nicht mit meinem Freund Suko.
Und plötzlich sah die Welt wieder anders aus. Zudem spürte ich etwas Kaltes an meiner Haut.
Wahrscheinlich der Stahl eines Messers. Im nächsten Moment zerrte und ruckte es an den Fesseln, und einen Atemzug später war ich frei.
Suko hatte es geschafft.
Meiner Ansicht nach mußte der Chinese flach auf dem Boden liegen, und zwar noch am Abhang, so daß er von Rhokasa nicht entdeckt werden konnte. »Das Messer, John!« wisperte der Chinese und drückte es mir in die Hand. »Um die Fußfesseln mußt du dich selbst kümmern.«
»Okay.« Ich vernahm noch ein leises Schleifen, dann nichts mehr. Suko hatte sich zurückgezogen. Und das war gut so, denn Rhokasa drehte sich mir zu.
Er starrte auf mich nieder. »Du weißt«, sprach er, »was dir bevorsteht?«
»Ich sah es.«
»Hast du nichts zu sagen?«
»Sicher. Ich möchte gern den Grund wissen. Weshalb bist du so scharf auf meinen Bumerang?«
»Es darf keine zwei auf der Welt geben. Das Orakel des Heiligen Berges, auf dem du liegst, hat mir geweissagt, daß nicht mein Bumerang allein so stark ist, sondern daß es noch einen gibt, der unbedingt in meine Hand gelangen muß.«
»Aber die beiden haben nichts miteinander zu tun.«
»Nein, doch es darf nur einen geben. Ich bin der letzte einer alten Ahnenreihe von Zauberpriestern. Ich habe das Erbe des Heiligen Berges zu verwalten. Bevor die Weißen kamen, war er Sitz der Götter und ist es heute noch. Aus seinem Stein hat sich der Bumerang geformt, dessen Hüter ich bin. Es sind die Götter des Feuers, die in diesem Berg liegen. Sie wollen nicht, daß sich die Weißen immer mehr ausbreiten, und sie wollen auch nicht, daß du den Bumerang behältst, denn es darf nur einen starken geben. Gibt es einen zweiten, so wie jetzt, dann muß ich ihn haben, denn ich setze ihn für meine Sache ein.«
»Er ist ein weißmagischer Bumerang«, sagte ich.
»Auch die Götter sind gut.«
»Nein, sie töten zu sehr.«
»Nur Feinde.«
»Waren die Menschen in dem Hubschrauber auch Feinde?«
»Gewissermaßen ja. Ich brauchte sie zur Demonstration. Jetzt aber habe ich genug geredet. Das Geheimnis des Heiligen Berges bleibt allein bei mir. Ich bin als Hüter eingesetzt, und ich werde meine Aufgabe so lange erfüllen, bis die Götter zurückkehren und mit mir zusammen alle Weißen vertreiben. Ich, Rhokasa, der Nachkomme eines großen Schamanen.« Er lachte wild auf, holte aus und schleuderte seinen Bumerang hoch in die Luft.
Die Waffe hatte nun ein neues Ziel.
Das war ich!
***
Wie viele Sekunden blieben mir? Was konnte ich innerhalb dieser kurzen
Weitere Kostenlose Bücher