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0294 - Die Nacht der bestellten Morde

0294 - Die Nacht der bestellten Morde

Titel: 0294 - Die Nacht der bestellten Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der bestellten Morde
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Lederstiefeln.
    Unter dem linken Arm hatte Gloria Banter eine große geflochtene Bastscheibe von etwa anderthalb Metern Durchmesser. In der anderen Hand hielt die Frau einen schweren Sportbogen. Auf dem Rücken baumelte ein Köcher, aus dem lange Metallpfeile ragten.
    Gloria Banter ging hinter das Haus.
    Schon nach wenigen Schritten war sie Hyrams Blicken entschwunden. Er konnte nicht sehen, was die Frau jetzt anstellte, denn die hohe Hecke, mit der nahezu das ganze Grundstück umgeben war, nahm ihm die Sicht.
    Hyram Wolfe stieg aus und schlenderte die Gasse entlang, die sich zwischen dem Bungalow der Banters und dem Nachbargrundstück erstreckte. Er gelangte an eine Lücke in der Hecke.
    Der Garten hinter dem Bungalow erstreckte sich etwa auf eine Länge von 100 Metern. Es gab nur wenige Bäume, die ihre schwarzen kahlen Äste in die Winterluft reckten. Die gesamte Fläche des Gartens bestand aus kurzgeschorenem, jetzt verharschtem Rasen.
    Am Ende des Gartens hatte Gloria Banter die Bastscheibe aufgestellt. Sie war zwischen zwei massiven Holzpfählen befestigt. Aus einer Entfernung von 80 oder 90 Schritten schoß die Rothaarige auf ihr Ziel.
    Hyram bewunderte die Kraft und Leichtigkeit, mit der die zart wirkende Frau den schweren Bogen spannte und Pfeil auf Pfeil ins Ziel brachte. Jeder Schuß war ein gut placierter Treffer.
    Zwölf Pfeile schwirrten nacheinander von der Sehne und trafen das goldfarbene Mittelfeld der Bastscheibe. Dann stellte die Schützin ihren Bogen an die Hauswand und lief zur Scheibe, um die Pfeile aus dem Bast zu ziehen. Hyram duckte sich, um nicht gesehen zu werden.
    Dann ging er zu seinem Wagen zurück, stieg ein, überzeugte sich davon, daß er nicht beobachtet wurde, holte ein Sprechfunkgerät aus dem Handschuhfach und stellte eine Verbindung mit dem Distriktgebäude her.
    ***
    Ich war gerade im Office angelangt, als Hyram sich telefonisch meldete.
    »Was gibt es?« fragte ich. »Du hast doch hoffentlich die richtige Adresse gefunden?«
    »Hab’ ich, Jerry. Und die erste Überraschung ist bereits da.« Mein Kollege machte eine Kunstpause, bevor er weitersprach. »Gloria Banter steht im Garten und spannt einen schweren Sportbogen. Sie schießt sicher und kraftvoll wie ein Indianer. Man sollte das der schmalen Gestalt gar nicht Zutrauen.«
    Ich pfiff durch die Zähne. »Donnerwetter, Hyram. Das ist interessant. Fred Toonish wurde mit Pfeil und Bogen umgebracht.«
    »Ich weiß. Deshalb rufe ich ja an.«
    »Gut, wir kommen. Bleib an deinem Platz!«
    ***
    Schon von weitem sah ich Hyrams seltsames Gefährt an der Straßenecke stehen. Wir hielten nicht an, sondern fuhren weiter bis zur Gartenpforte des Banterschen Grundstückes.
    Wir klingelten und Gloria Banter öffnete uns. Sie trug ein graues Strickkleid, das vorzüglich zu ihren rotbraunen Haaren paßte.
    Erstaunt sah sie uns entgegen. »Nanu? Der FBI schon so früh zu Besuch?«
    Ich zog meinen Hut, fragte, ob wir einen Moment eintreten könnten, und stellte meinen Freund vor. Wir wurden in das Kaminzimmer geführt.
    In einem Sessel saß ein etwa 60jähriger Mann. Bei unserem Eintritt erhob er sich und kam uns entgegen.
    »Darf ich Sie mit meinem Vater bekannt machen?« sagte Gloria Banter in einem Ton, der das gerade noch vertretbare Mindestmaß an Freundlichkeit enthielt. »Das hier«, sie machte eine Geste, als wolle sie mich mit dem Zeigefinger aufspießen, »ist Mr. Cotton, von dem ich dir schon erzählte. Der andere Herr ist Mr. Decker. Ebenfalls vom FBI.«
    John Banter war mir vom ersten Augenblick an unsympathisch.
    Seine große Gestalt war breit und massig. Er bewegte sich so schwerfällig, als lasteten Zentnergewichte auf ihm. Der Rücken war leicht gebeugt, die linke Schulter etwas emporgezogert. Auf dem ausgemergelten, aber starken Hals saß ein fast quadratischer Schädel. Über dem kantigen Kinn ein schmaler, fast lippenloser Mund, dessen Winkel herabgezogen waren, was Banters Gesicht einen verächtlichen Ausdruck gab. Die schmale Adlernase sprang weit vor. Die buschigen grauen Augenbrauen waren tief über der Nasenwurzel zusammengewachsen und überschatteten die tief in den Höhlen liegenden, kleinen farblosen Augen.
    Der ehemalige Detektiv erwiderte auf die Vorstellung kein Wort, sondern nickte nur flüchtig und verließ dann mit schlurfenden Schritten das Zimmer.
    Gloria Banter schien es nicht für nötig zu halten, sich für das merkwürdige Verhalten ihres Vaters zu entschuldigen. »Tom ist noch nicht aufgetaucht«, sagte

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