0294 - Die Nacht der bestellten Morde
rechten Ecke des Schuppens. Ich bog um die linke und befand mich damit in der Gasse, die von den beiden Reihen der Lagerhäuser begrenzt wurde.
Die Verladerampe des Schuppens war fast so lang wie dieser selbst, zwei Meter hoch und am Anfang und Ende mit Treppen versehen. Von der Rampe führten Türen und auf Rollen laufende Schiebetore ins Innere des Schuppens.
Ich angelte meinen Revolver aus der Schulterhalfter und trabte auf die Rampe. Ich bemühte mich, leise zu sein. Aber meine durchnäßten und aufgeweichten Schuhe gaben bei jedem Schritt ein schmatzendes Geräusch von sich.
Es gab vier Türen und drei Tore. Ich probierte sie nacheinander. Sie waren alle verschlossen bis auf ein Tor. Dieses hatte man einen Spalt weit geöffnet. Ein Druck mit der Schulter genügte, um den Spalt zu vergrößern, so daß ich durchschlüpfen konnte. Bevor ich es tat, klopfte ich sämtliche Taschen ab, stellte aber fest, daß ich keine Zündhölzer bei mir hatte und mein Feuerzeug wahrscheinlich im Office auf dem Schreibtisch lag.
Mit dem Finger am Abzug meines Revolvers huschte ich ins Innere des Schuppens, preßte mich sofort an die Wand und lauschte mit angehaltenem Atem.
Es war totenstill und so finster, daß man nicht die Hand vor den Augen erkennen konnte.
Ich hob die Nase und schnupperte. Ein leichter, kaum vernehmbarer Geruch war spürbar. Er erinnerte mich an feuchte, muffige Kleidungsstücke. Er warnte mich. Denn dieser Geruch konnte von einem Menschen stammen, der hier irgendwo in der Dunkelheit auf mich lauerte.
Gebückt tastete ich auf dem Boden herum, bis meine Finger gegen ein längliches Stück Holz stießenf Lautlos richtete ich mich auf, holte vorsichtig aus und warf das Holz einige Schritte in den Schuppen hinein. Es gab ein helles Geräusch, ein Scheppern. Ich mußte irgendeinen metallischen Gegenstand getroffen haben.
Wieder lauschte ich mit angehaltenem Atem. Aber ich hörte nur das Rauschen meines eigenen Blutes in den Ohren und weit draußen auf dem Hudson das Heulen einer Schiffssirene.
Der muffige Geruch verstärkte sich.
Kam der Unbekannte näher?
Ich löste mich von der Wand, streckte die Linke tastend nach vorn und schlich vom Tor weg. Behutsam setzte ich Fuß vor Fuß, blieb aber schon nach wenigen Schritten stehen, denn ich hatte nicht an das schmatzende Geräusch meiner Schuhe gedacht. In der Grabesstille des großen Lagerschuppens wirkte es unerhört laut.
Hinter mir vernahm ich ein schwaches Knistern. Ich fuhr herum und wollte den linken Arm schützend über den Kopf reißen. Aber meine Abwehr kam viel zu spät.
Mit furchtbarer Wucht dröhnte ein harter Gegenstand auf meinen Schädel und löschte mein Bewußtsein blitzartig aus.
***
Als Phil um die Ecke des Lagerschuppens bog, sah er eine große, dunkle Limousine, die wenige Schritte vor ihm dicht an der Wand stand. Die Scheinwerfer waren ausgeschaltet.
Phil zog seine Waffe und ging langsam auf den Wagen zu. Er blieb dabei in Tuchfühlung mit der rauhen Betonwand und zwängte sich schließlich in den schmalen Spalt, der zwischen dem Schuppen und der rechten Seite des Fahrzeugs verblieb.
Mit entsichertem Revolver beugte sich Phil vor und starrte ins Innere des Wagens. Er war leer. Phil umrundete ihn, stellte fest, daß es sich um ein älteres Ford-Modell handelte und daß der linke vordere Kotflügel eingedrückt war.
Phil bückte sich und öffnete den Kofferraum. Mitten in der Bewegung verhielt er. Über ihm ertönte ein leises Geräusch.
Phil hob den Kopf und sah gerade noch, wie ein dunkler Gegenstand auf ihn zusauste.
Der Anprall war so heftig, daß mein Freund zu Boden stürzte. Der Revolver fiel aus seiner Hand und landete irgendwo im Schneematsch. Für Sekundenbruchteile war Phil unter einem schweren Körper begraben. Aber im nächsten Augenblick schnellte sich mein Freund zur Seite. Seine Linke packte mit stählernem Griff zu, während seine Rechte emporzuckte.
Aber zu dem Schlag kam es nicht mehr.
Denn neben Phil lag ein Toter.
Phil merkte es, als seine Hand an die Drahtschlinge stieß, die fest um den Hals der herabgestürzten Gestalt geknüpft war.
Phil erhob sich und untersuchte den Toten mit wenigen Griffen.
In der Dunkelheit war nur zu erkennen, daß es sich um einen großen Mann handelte, der in einem dicken Mantel aus rauhem Stoff steckte. Die Drahtschlinge war mit einem Stahlbolzen so festgezogen, daß Phil sie mit bloßen Händen nicht lösen konnte.
Als er an der Schuppenwand emporblickte, gewahrte er die
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