0294 - Die Nacht der bestellten Morde
Ladeluke, die sich in einer Höhe von fünf Metern genau über dem Kofferraum des Ford befand. Die Öffnung der Luke war schwarz und leer.
Phil verbrachte mehr als eine Minute damit, seinen Revolver im Schneematsch zu suchen.
Dann sah er sich nach einer Tür um, durch die er ins Innere des Schuppens gelangen konnte. Aber an dieser Längswand des Gebäudes gab es weder Tür noch Tor. Die einzige Unterbrechung der rauhen Betonwand war die Ladeluke, aus der man Bondoza gestürzt hatte.
Phil lief zur nächsten Ecke des Gebäudes, dann an der Schmalseite des Schuppens entlang, bog abermals um eine Ecke und kam an die Treppe der Verladerampe.
Er hielt Ausschau, kletterte dann auf die Rampe und gelangte zu dem Tor. Er blieb einige Sekunden lauschend stehen und wagte sich dann durch den Spalt.
Im Innern des Gebäudes war die Stille vollkommen. Phil schlich über den harten Boden und blieb plötzlich wie erstarrt stehen, als Motorengebrumm an sein Ohr drang. Ein Wagen fuhr irgendwo langsam an, wurde schneller und war nach wenigen Augenblicken nur noch schwach zu vernehmen.
Es gab keinen Zweifel. Der Mörder war entkommen. Phil schalt sich einen Esel. Wäre er bei dem Ford geblieben, so hätte er dem Mörder den Fluchtweg versperren können. Denn sicherlich war der Unbekannte aus der Ladeluke geklettert, durch die er zuvor sein Opfer befördert hatte.
Als Phil kehrtmachen wollte, vernahm er ein leises Stöhnen. Es war ganz in der Nähe. Phil ließ sein Feuerzeug aufflammen und sah die Bescherung.
***
Eine Stunde später klebte mir unser Doc ein Pflaster auf die Platzwunde dicht über dem Haaransatz. »Noch einmal Glück gehabt, Jerry. Aber an Ihrer Stelle würde ich künftig nur noch Hüte mit Stahleinlage tragen.«
»Warum nicht gleich kugelsichere Unterwäsche, Doc?« Ich befühlte die hühnereigroße Beule und verzog das Gesicht. »Vielen Dank, Doc. Bis zum nächstenmal.«
»Und das alles für ein mittleres Beamtengehalt«, knurrte er kopfschüttelnd, als ich sein Behandlungszimmer verließ.
Kurz darauf saßen Phil und ich bei Mr. High, der trotz der Abendstunde noch in seinem Office war. Mein Freund unterrichtete unseren Chef von den Vorfällen.
»Vor drei oder vier Tagen berichteten die Zeitungen von der bevorstehenden Entlassung Bondozas. Dabei wurde auf den 1937 verübten Raubüberfall hingewiesen und auf die Tatsache, daß die Schmuckgegenstände im Werte von 800 000 Dollar bis heute noch nicht aufgetaucht sind. Außerdem ist von der Versicherungsgesellschaft immer noch eine Prämie von 50 000 Dollar für die Beschaffung der Kostbarkeiten ausgesetzt. Es besteht wohl kein Zweifel, daß es in unserer schönen Stadt genügend üble Burschen gibt, die diese Pressemeldung zum Anlaß nahmen, um sich an Bondozas Fersen zu heften.«
Mr. High nickte. »Sicherlich. Die Verfolger, von denen Bondoza zu Jerry am Telefon sprach, haben dem Entlassenen das Geheimnis über das Versteck des Schmucks entlocken wollen. Um so sinnloser erscheint mir dieser Mord. Ein Toter plaudert kein Geheimnis aus. Daß Bondoza Aufzeichnungen über das Versteck bei sich trug, ist kaum anzunehmen.«
»Vielleicht hat er das Versteck verraten, bevor sie ihn umbrachten«, meinte Phil.
»Das glaube ich nicht«, warf ich ein. »Bondoza sagte mir am Telefon, daß dieses Geheimnis — von dem wir annehmen, daß das Schmuckversteck gemeint ist — gar nicht existiere. Ich bin davon überzeugt, daß Bondozas Verfolger unmittelbar nach seiner Entlassung aus dem Zuchthaus an ihn herangetreten sind und ihn unter Druck gesetzt haben. Bondoza fühlte sich so bedroht, daß er sich an die Polizei wandte. Obwohl er von unserem inzwischen verstorbenen Kollegen Sammy Palmer vor 22 Jahren verhaftet wurde, hatte er Sammy als so fairen und anständigen Menschen in Erinnerung, daß er bei uns anrief und ihn verlangte. Das aber müssen seine Verfolger beobachtet haben. Sie ließen Bondoza nicht aus den Augen und brachten ihn wenige Augenblicke vor unserem Eingreifen um.«
»Wir haben uns den Schuppen genau angesehen, Chef.« Phil nahm wieder das Wort. »Der Mörder hat eine Drahtschlinge benutzt, die er aus der Ladeluke warf, als Bondoza unmittelbar darunter stand. Dann hat er ihn vor unseren Augen erwürgt, emporgezogen, die Schlinge am Hals des Toten verknüpft und ihn ein Stück durch den Schuppen getragen bis zu der Längswand, an der sich die andere Ladeluke befindet, durch die er dann den Toten warf. Wahrscheinlich hat er nicht gesehen, daß ich inzwischen
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