0295 - Der Schädel des Zauberers
Cramer.
»Das hätte ich sehen müssen«, versetzte MacDonnel ruhig. »Ich stand nämlich die ganze Zeit über mit Miß Duval hier auf dem Gang, weil es unten in ihrem Zimmer ein wenig langweilig war. Ich hätte also sehen müssen, wenn jemand etwas hier verschwinden ließ. Wissen Sie was, Cramer? Unten im Wagen liegt die Liste. Machen sie einen kurzen Bestandsvergleich. Wenn etwas fehlt, lassen wir diese Leute hier festnehmen. Ansonsten haben sie vielleicht geträumt.«
»Ich träume nicht, schon gar nicht im Dienst, Sir!« fuhr Cramer auf. »Das sollten Sie wissen!«
»Tun Sie, was ich Ihnen auftrug, und fangen Sie endlich damit an, damit wir hier wegkommen«, sagte MacDonnel. »Es gibt auch noch andere Dinge zu tun.«
Cramer stiefelte mit verbissenem Gesichtsausdruck zum Lift. Neben Zamorra blieb er kurz stehen. »Das haben Sie mir eingebrockt«, fauchte er leise. »Das zahle ich Ihnen heim, Mann!«
»Bitte, wenn Sie sich blamieren wollen.«
Als er verschwunden war, lächelte MacDonnel. »Cramer ist etwas impulsiv. Manchmal etwas übereifrig. Und jetzt raus mit der Sprache. Was ist wirklich passiert, Mister Parapsychologe und Geisterseher?«
Zamorra erzählte es ihm. Bis auf die Anschuldigungen deckte sich sein Bericht mit dem des Lieutenants, aber das war ja zu erwarten gewesen. MacDonnel hob die Brauen. »Interessant«, sagte er. »Ich bitte Sie, die Stadt vorerst nicht zu verlassen. Sie werden von uns hören. Vielleicht brauchen wir Sie in den nächsten Tagen noch.«
Zamorra schüttelte den Kopf.
»Das wird nicht möglich sein. Ich bin sicher, daß wir Houston noch heute verlassen müssen. Ich habe eine Spur aufgenommen. Und diese Spur führt südwärts.«
»Südwärts? Wie weit? Hören Sie, südlich von Houston ist das Meer, der Golf von Mexico.«
»Das meine ich«, sagte Zamorra. »Vielleicht geht es darüber hinweg nach Südamerika. Ich bin noch nicht hundertprozentig sicher.«
»Und ich darf Ihnen nicht trauen, Mister Zamorra«, sagte der Sheriff. »Ich habe meine Vorschriften, und ich bin nicht sicher, was an der Geschichte dran ist. Aber ich weiß jetzt, daß Sie auf irgendeine rätselhafte Weise damit zu tun haben, auf der einen oder anderen Seite.«
Zamorra zog eine Visitenkarte aus der Tasche und reichte sie dem Sheriff. »Das ist meine Heimatadresse in Frankreich. Dort bin ich nachrichtlich zu erreichen, notfalls per Amtshilfe über Interpol und die Polizeistation von Lapalisse. Ansonsten via New York, über meinen Freund Bill Fleming…«
»Odinsson«, warf Nicole ein.
Zamorra schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. »Fast hätte ich das Naheliegendste vergessen. Nici, hast du den Büroanschluß?«
Sie nannte eine Zahlenkolonne auswendig aus dem Kopf, und Zamorra schrieb sie auf die Rückseite des Kärtchens. »Wenn Sie dort anrufen«, sagte er, »meldet sich ein Colonel Balder Odinsson oder einer seiner direkten Vertreter. Holen Sie bei Odinsson Auskunft über mich ein. Ich denke, das dürfte vieles klären, ja?«
MacDonnel betrachtete die ellenlange Telefonnummer. »Das sieht mir nach dem Pentagon in Washington aus. Wie kommen sie daran?«
»Ich arbeite zuweilen mit dem Pentagon zusammen«, erklärte Zamorra.
»Hm«, brummte der Sheriff.
In der Zwischenzeit tauchte Cramer wieder auf und machte sich nach einem auffordernden Blick des Sheriffs an die ungeliebte Arbeit. Mac-Connel betrat die Suite ebenfalls, machte sich über das Telefon her und wählte die lange Nummer an. Er zuckte leicht zusammen, als er Antwort erhielt, und nannte dann den Namen Zamorra. Dann lauschte er nur noch.
»In Ordnung«, sagte er schließlich und legte wieder auf. »Das sagt mir einiges. Cramer, Sie werden diesen Leuten gegenüber in Zukunft außerordentlich höflich und zuvorkommend sein, auch wenn Ihnen das gegen den Strich geht. So, wie’s aussieht, arbeiten sie im Auftrag des Pentagons an eben diesem Fall.«
Cramer riß Mund und Augen auf und bot einen keineswegs geistreichen Anblick. »Verstehe ich nicht. Was hat das Pentagon mit uns zu tun, mit diesem Fall? Woher wissen die über haupt davon? Und warum Pentagon und nicht FBI? Die Regierung…«
»Cramer, fragen Sie mich Dinge, auf die ich eine Antwort weiß«, winkte MacDonnel müde ab. »Wie weit sind Sie mit der Bestandsliste… Ach was, lassen Sie den ganzen Blödsinn doch sein, verdammt. Versiegeln Sie diese Hundehütte, und dann ab durch die Mitte. Mister Zamorra… Wenn wir Ihnen helfen können, teilen Sie es uns bitte mit, und
Weitere Kostenlose Bücher