0295 - Der Schädel des Zauberers
befreien.«
»Wirklichen Entführers, pah!« schnaubte sie. »Verstell dich nicht. Ich durchschaue dich, alter Mann. Du bist so etwas wie ein Halbdämon, nicht wahr? Und jetzt mußt du dich profilieren und benutzt mich als Köder, um Zamorra in eine Falle zu locken.«
»Ja«, sagte er verblüfft. »Das ist genau das, was der Schatten will!«
»Der Schatten…«, echote sie, nachdenklich werdend. Einen solchen Begriff erfand man nicht einfach so. Der Schatten… Sie begann zu überlegen, wer dahinterstecken konnte. Ihr erster Gedanke galt den Meeghs. Aber diese höllischen Kreaturen aus Weltraumtiefen gab es doch nicht mehr. Sie waren samt und sonders ausgelöscht, zu Staub zerfallen, als ihre Heimatwelt verglühte.
Sie schieden also aus.
Aber da war noch etwas. Damals der Schatten, der auf Robert Terborgs Yacht vor der Küste Sardiniens auftauchte und Uschi und sie entführte -zum Château de Montagne, aber zu einem Château, das unter der Schreckensherrschaft von Leonardo de Montagne stand…
Ihre Augen weiteten sich. »Der Schatten«, wiederholte sie. »Der Schatten von Leonardo de Montagne?«
»Ja…«, sagte Taró, der das Entsetzen des Mädchens nicht begriff. Aber da stöhnte es auf.
»Taró… Wer und was auch immer du bist… Wenn du mir wirklich helfen willst, helfen kannst - dann bring mich hier weg! Egal, wohin, egal, wie! Aber Leonardos Schatten darf nicht… Ich will ihm nicht noch einmal in die Hände fallen…«
Taró lächelte. Das war es, was endgültig die Entscheidung herbeiführte. Er wollte das Mädchen von hier wegbringen, und das Mädchen wollte ebenfalls fort. Das war gut. Alles andere würde sich später finden.
Es war ein Vertrauensbruch gegenüber Corros… Aber vielleicht ließ der sich hinterher irgendwie rechtfertigen… Immerhin hatte Taró genug mitbekommen, um zu wissen, daß Corros und der Schatten sich alles andere als grün waren. Wenn aber der Schatten das Mädchen unter Umständen für sich beanspruchen wollte, kam er damit Corros’ Plänen in die Quere. Deshalb war es vielleicht gut, das Mädchen in Sicherheit zu bringen…
Was sich zwischendurch abspielte, war natürlich eine ganz andere Geschichte. Taró grinste. Er war schon ganz schön gerissen!
Er trat an das Lager, hob das Mädchen hoch und legte es sich über die Schulter wie einen Sack Getreide. Das Mädchen stöhnte auf.
»Sei still«, warnte Taró. »Niemand darf uns hören.«
»Wohin bringst du mich?« preßte Monica hervor.
»In Sicherheit«, sagte Taró und grinste dabei zufrieden.
Das war etwas, was Monica ihm nicht so recht glaubte. Aber alles andere war besser als die Gefahr, Leonardos Schatten wieder in die Hände zu fallen…
***
Fünf Skelett-Krieger bewegten sich durch den Dschungel und an den gefährlichen Sumpflöchern vorbei. Sie näherten sich unaufhaltsam der Schilf hütte des Schrumpfkopfs.
Fünf sollten genügen, das Mädchen in ihre Gewalt zu bringen, hatte der Anführer der Skeletthorde entschieden. Die 45 anderen hielt er noch zurück. Der Schrumpfkopf brauchte nicht sofort zu merken, daß es ihm über kurz oder lang an den Kragen gehen würde.
Die Krieger, in ihre schweren Rüstungen gehüllt, erreichten die Schilfhütte. Der Unterführer hob die Hand und machte einige schnelle Bewegungen. Zwei Krieger bezogen Wachtposten, um niemanden in die Hütte hinein- oder herauszulassen, solange es der Unterführer nicht gestattete. Dieser drang mit den beiden anderen ein.
Sie standen dem Schrumpfkopf gegenüber.
Corros erhob sich in die Luft und schwebte eineinhalb Meter über dem Boden. Seine roten Augen tief in den Höhlen begannen zu glühen. »Was wollt ihr?« fragte er. »Wer hat euch gestattet, meine Hütte zu betreten?«
»Unser Herr befahl es uns. Wir wollen das Mädchen, das du gefangenhältst.«
»Ihr seid dem Wahn und meinem Zorn verfallen«, erklärte der Schrumpfkopf nüchtern. »Hebt euch hinweg, ehe ich mich vergesse!«
Der Unterführer streckte einen Knochenarm aus. Der Krieger links von ihm bewegte sich auf die Tür zum Nebenraum zu. Noch ehe er sie erreichte, zwinkerte der Schrumpfkopf einmal mit dem linken Auge. Ein laserstrahlähnlicher Blitz zuckte daraus hervor, traf das Rückenteil der Rüstung und ließ es feuerspeiend und aufglühend auseinandertplatzen. Der Knochenmann bekam einen furchtbaren Schlag mit und prallte gegen die Tür, sprengte sie mit seinem Gewicht auf. Dann zerfiel er jäh zu Staub, und nur die Reste seiner Rüstung polterten zu Boden. Die
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