0295 - Der Schädel des Zauberers
jeder Hinsicht! Und ich… will…«
Fast traten seine Augen aus den Höhlen hervor, als er den schlanken Körper des Mädchens betrachtete. Seine Erregung stieg. Er beugte sich über Monica, ließ seine Hände über ihren Leib gleiten.
Sie wand sich unter der Berührung, versuchte auszuweichen. Aber die Fesseln an Händen und Füßen behinderten sie mehr, als ihr lieb sein konnte. Sie konnte Taró nicht entgleiten.
Sie zog die Beine an den Leib und stieß sie wieder von sich, verfehlte Taró aber.
»Laß das!« fauchte er sie an. »Du sollst mir gehorchen, verdammt!«
»Laß deine schmierigen Finger von mir!« schrie sie.
»Ist das dein Dank dafür, daß ich dich vor dem Schatten bewahrt habe? Du wirst mir zu Willen sein!« befahl er. Wieder griff er nach ihr.
Erneut trat sie aus. Er flog halb zurück und schrie wütend auf. Sofort warf er sich wieder auf sie und schlug zu. Sie schrie.
»Schrei nur«, sagte er grimmig. »Hier hilft dir ja doch niemand!« Und er griff zu, fetzte ihr das letzte Stückchen Stoff vom Leib, das sie bis dahin noch getragen hatte. Erneut versuchte sie, ihn mit einem Kniestoß abzuwehren, aber Taró war auf der Hut. Er ließ sich nicht austricksen.
Sie kämpfte verzweifelt, aber ihre Chancen waren nicht gut. Sie war diesem Mann ausgeliefert. Schon kniete er sich über sie, preßte sie gegen den Boden und nahm ihr den letzten Rest von Bewegungsfreiheit…
Im nächsten Moment schrie er auf. Monicas Augen weiteten sich, als sie sah, wie eine unterarmdicke, mannslange Schlangen von einem Baum fiel und sich blitzschnell um Tarós Hals und Oberarme ringelte. Taró bäumte sich auf, fiel zurück und kippte seitwärts ins hohe Gras. Er schrie wieder und versuchte, nach der Schlange zu greifen, aber mit den Händen kam er nicht an sie heran, und das Reptil dachte nicht daran, seinen Griff zu lockern.
Außerdem war Taró immer noch ziemlich erschöpft. Seine Gegenwehr erlahmte schnell.
Mit vor Grauen geweiteten Augen beobachtete Monica das Geschehen. Sie konnte nicht eingreifen. Sie war immer noch gefesselt und hilflos. Gerade noch hatte sie Taró die Pest an den Hals gewünscht, jetzt aber, da er in Lebensgefahr schwebte, hatte sie den Wunsch, ihm zu helfen, ihn aus dem Würgegriff der Schlange zu befreien. Aber genau das konnte sie nicht.
Der dreieckige Kopf der Schlange schwebte jetzt vor seinem Gesicht. Das Schlangenmaul mit den langen, spitzen Zähnen öffnete sich, bereit zuzustoßen. Taró sah die winzigen Tröpfchen an den Spitzen der Zähne hängen. Schlangengift!
Aber das Reptil stieß nicht zu. Die lange, gespaltene Zunge pendelte zuckend vor Tarós Gesicht hin und her. Und plötzlich vernahm er eine Stimme.
»Taró, dein Herr Corros ruft nach dir! Hörst du nicht seinen Ruf?«
Auch Monica Peters hatte die Stimme vernommen. So zischelnd und verfremdet, wie sie war, konnte sie nur der Schlange entstammen. Aber trotz der Fremdheit waren die Worte deutlich zu verstehen.
Eine Schlange, die sprach… Dahinter mußte Magie stecken. Denn Schlangen besaßen doch überhaupt nicht die zur Stimmbildung notwendigen Organe!
Und dennoch…
Taró starrte die Schlange aus weit aufgerissenen Augen an, unfähig, ein Wort hervorzubringen.
»Warum antwortest du nicht?« fragte die Schlange zischelnd. Ihr Kopf pendelte vor Tarós Gesicht hin und her, schien ihn hypnotisieren zu wollen, Taró zuckte hilflos in ihrer Umschlingung. Er wollte etwas sagen, schaffte es aber dann doch nicht. Vielleicht wollte er auch nicht, weil alles, was er hervorbringen konnte, ihn nur belastete…
»Du hast dieses Mädchen entführt!« zischte die Schlange. »Warum? Weil du es für dich allein haben wolltest?«
»N-nein…«, keuchte er. »Ich wollte es vor dem Schatten retten, ich wollte…«
»Du lügst«, sagte die Schlange. »Denn ich sah zu deutlich, was du wolltest. Du bist Corros’ Diener, Taró! Das hast du vergessen! Ein Diener, der nicht gehorcht und der nicht da ist, wenn Corros ihn benötigt, den braucht Corros nicht mehr! Ein anderer wird sich finden und deinen Platz einnehmen, Taró!«
»Nein«, wimmerte Taró. »Nein, nicht… Laß mich leben… 500 Jahre lang habe ich dir treu gedient, du konntest dich nie über mich beklagen, Corros…«
»Ich bin nicht Corros«, sagte die Schlange. »Du verschwendest deine Worte an den Falschen. Ich wurde nur beauftragt, dich zu finden und dir Corros’ Willen mitfcuteilen.«
Blitzschnell löste sie ihren Griff, fiel förmlich von seinen Schultern ins
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