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0295 - Der Schädel des Zauberers

0295 - Der Schädel des Zauberers

Titel: 0295 - Der Schädel des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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offenstehende Tür gab den Blick in einen leeren Raum frei.
    »Narr«, sagte Corros.
    »Halte ihn auf«, befahl der Unterführer dem anderen Krieger und machte einen Hechtsprung vorwärts. Noch in der Bewegung ließ ein Blitz ihn auseinanderfliegen. Knochenstücke wirbelten durch die Luft und zerfielen noch im Flug zu Staub. Der andere Krieger griff den Schrumpfkopf mit seinem Morgenstern an. Doch noch ehe die an der kurzen Kette wirbelnde Stachelkugel den Kopf berühren konnte, wich dieser um einen halben Meter zur Seite aus und vernichtete den Krieger mit einem weiteren Blitz. Dann glitt er auf die Eingangstür zu und schwebte ins Freie.
    Er zerstörte den vorn wachenden Skelett-Krieger, umkreiste die Hütte und nahm sich des fünften Knochenmannes an. Aber diesen vernichtete er nicht.
    »Eile hurtig zu deinem Herrn, und bestelle ihm meinen Gruß. Und er möge sich fortan tunlichst um seine eigenen Angelegenheiten scheren, mich aber in Ruhe lassen! So wie euch werde ich jeden anderen zerstören, der sich mir ungebeten nähert. Und nun verschwinde!«
    Er jagte eine ganze Reihe von Blitzen so dicht vor den Knochenmann, daß dieser eilig davonhastete, um nicht ebenfalls zerstört zu werden. Soviel Verstand befand sich noch in seinem hohlen Schädel, daß der Selbsterhaltungstrieb die Oberhand gewann und er floh.
    Der Schrumpfkopf schwebte in seine Hütte zurück. »Taró«, rief er. »Komm, und räume dieses Gerümpel hier fort!«
    Aber Taró kam nicht. Er antwortete auch nicht.
    Corros runzelte die faltige Stirn. Er schwebte weiter in den Nebenraum hinein. Der war leer. Sowohl das blonde Mädchen wie auch Taró waren spurlos verschwunden.
    Spurlos? Nein. Die Außentür, durch die man den Nebenraum direkt ins Freie verlassen konnte, war nur angelehnt.
    Corros verzog das verwitterte Gesicht. Taró auf Abwegen? Hatte er etwa das Mädchen fortgebracht und sich damit einem strikten Befehl seines Herrn widersetzt? Wie kam er dazu? Hatte er den Verstand verloren?
    Aber anders war es nicht möglich. Denn wenn die Skelett-Krieger das Mädchen entführt hätten, hätten sie sich ihren Auftritt sparen können. Also konnte nur Taró mit der Gefangenen verschwunden sein.
    Aber welchen Sinn ergab das? Warum stellte Taró sich gegen seinen Herrn?
    »Warte nur ab«, murmelte Corros. »Auch du bist zu ersetzen, mein lieber Taró. Ein Diener, der mir nicht gehorcht, nützt mir nicht.«
    Er fixierte eine Schlange und bannte sie. Dann erteilte er ihr einen Befehl, und die Schlange bewegte sich hastig davon.
    Sie suchte Taró!
    Corros, der Schrumpfkopf, begann, seine Macht zu zeigen.
    ***
    Taró kannte alle Sumpflöcher, alle gefährlichen Pfade, und er benutzte nur jene Wege, die sicher waren vor großen Giftspinnen, Schlangen, Skorpionen und anderem Gezücht. Er selbst war wohl durch den Zauber der Unsterblichkeit vor diesen Giften gefeit, nicht aber das Mädchen, das er über der Schulter trug.
    Nach einer Stunde glaubte er, weit genug gegangen zu sein. Außerdem war er fast am Ende seiner Kraft. Mit der Gestalt des zehnjährigen Jungen hatte er auch dessen Kraft verloren. Der sechzigjährige Alte war entschieden schwächer als der Junge, war Strapazen dieser Art nicht mehr so gewachsen.
    Er erreichte eine kleine Lichtung. Dort ließ er das Mädchen zu Boden sinken.
    Das Mädchen stöhnte auf. »Endlich! Mußte das sein, daß du mich so trugst? Mir ist von dem Blutstau fast der Schädel geplatzt! Du könntest mich wenigstens losbinden!«
    Taró machte ein schuldbewußtes Gesicht. »Ich wußte nicht, daß es für dich unangenehm ist. Aber es war für mich die leichteste Methode, dich zu tragen. Ich bin bei weitem nicht mehr so kräftig wie früher…«
    Sie merkte es an seiner Kurzatmigkeit. Er war erschöpft.
    »Du hast mir immer noch nicht deinen Namen gesagt«, tadelte er leise.
    »Monica«, sagte sie. »Wie wäre es, wenn du meine Fesseln lösen würdest?«
    Er schüttelte den Kopf. »Das ist mir zu gefährlich«, gestand er. »Ich habe dich nicht hierhergebracht, um dich freizulassen. Ich wollte nur nicht, daß du dem Schatten in die Hände fällst. Du gehörst jetzt mir.«
    »Dir?« Sie lachte ungläubig auf. »Das darf doch nicht wahr sein! Sofort bindest du mich los!«
    Sie hatte sehr wohl erkannt, daß dieser Greis etwas von ihr wollte. Und sie hoffte, daß er mit sich handeln ließ. Aber wenn…
    Da kam es auch schon.
    »Nein!« sagte er schroff. »Du hast mir nichts zu befehlen. Im Gegenteil. Du wirst mir gehorchen - in

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