0295 - Der verlorene Planet
durcheinandergeraten fürchte ich."
„Besteht eine akute Gefahr für uns?"
„Nein, das nicht. Wenigstens im Augenblick nicht. Wir können immer noch unkontrolliert in den Linearraum gehen. Aber wir dürfen die Sonne nicht aus den Augen lassen. Die Orter warnen uns rechtzeitig. Ihre Strahlen sind noch immer schneller als das Licht."
„Wie beruhigend", knurrte Gucky.
Melbar Kasom konzentrierte sich nun ganz auf die Schiffsführung. Die Sonne wanderte weiter nach links und wurde dabei größer. Aber das war eine ganz natürliche Erscheinung und hatte nichts damit zu tun, daß sie ihr Volumen veränderte.
„Langsam beginne ich zu begreifen, warum die Meister ausgerechnet hier ihren wichtigsten Planeten haben", sagte John Marshall. „Wenn sogar die Naturgesetze keine Gültigkeit haben ..."
„Aber die Naturgesetze sind dann auch gegen sie." Kasom hielt die Hand vor den Mund und gähnte. „Wir fliegen jetzt vier Stunden so weiter, ehe wir erneut ein halbes Lichtjahr zurücklegen. Kann mich jemand ablösen? John?"
Marshall nickte.
„Schlafen Sie sich aus, Kasom. Ich wecke Sie rechtzeitig."
Der Ertruser überließ John Marshall seinen Platz und ging in seine Kabine. Auch die anderen zogen es vor, eine kleine Pause einzulegen, und Gucky kam sogar auf die verrückte Idee, im Duschraum der Space-Jet ein heißes Bad zunehmen. Zwar brachte ihm das einige spöttische Bemerkungen von Ras ein, aber er kümmerte sich nicht darum.
Inzwischen saß Marshall allein in der Zentrale und studierte Karte und Instrumente. Die weiße Sonne stand nun genau links in Flugrichtung und wanderte langsam weiter zurück. Ein plötzlicher Ausbruch konnte noch immer gefährlich werden, denn schließlich flog die Space-Jet nur mit hundert Sekundenkilometern. Jeder Lichtsturm konnte sie einholen.
Es war für Marshall immer ein unvergeßliches Erlebnis gewesen praktisch allein mit einem kleinen Schiff durch das All zu fliegen.
Besonders mit einer Space-Jet, wo die Sicht nach fast allen Seiten frei war. Er liebte den Anblick der verschiedenfarbigen Sonnen und kannte jeden einzelnen Sternnebel beim Namen.
Das hier aber war etwas ganz anderes. Das All war schwarz geworden, unheimlich und lichtlos. Es war voller Materie, die jedes Licht erbarmungslos verschluckte, vielleicht sogar restlos absorbierte. Nur eine einzige Sonne schien es noch zu geben, und auch sie würde bald im Nichts untertauchen.
„Ungemütlich", murmelte Marshall und wußte plötzlich, was Einsamkeit wirklich war.
*
Melbar Kasom kehrte erfrischt an das Kontrollpult zurück Marshall hatte den nächsten Linearflug genau berechnet und von den Computern nachprüfen lassen.
„Sechs Lichtmonate, Melbar."
Melbar Kasom nickte, gab aber nicht sofort Antwort. Er mußte daran denken, was Ras Tschubai vor vier Stunden gesagt hatte.
Das mit der verlangsamten Lichtgeschwindigkeit. Wenn das stimmte, dann gab es Komplikationen bei den Berechnungen.
Dann waren alle Voraussetzungen für den Linearflug nicht mehr so, wie man es gewohnt war. Mit gedrosseltem Kalup-Konverter konnte man in zwei Minuten ein halbes Lichtjahr zurücklegen.
In einem normalen Universum!
Wie war das nun hier? Die Position der weißen Sonne stimmte nicht mit den Angaben der Maahks überein.
Warum? Weil sie wanderte? „Hoffen wir, daß es sechs Lichtmonate sein werden", sagte Kasom schließlich und ließ die Automatik für den Linearflug anlaufen.
Marshall sah den Ertruser fragend an. „Wie meinen Sie das?"
„Ich denke an das, was Ras feststellte. Vielleicht hat diese Unregelmäßigkeit hinsichtlich des Lichtes und seiner Geschwindigkeit auch Einfluß auf unsere Technik. Könnte doch sein."
„Vielleicht haben Sie recht", gab Marshall zu. „Ich habe auch schon darüber nachgedacht, es aber nicht gewagt, gewisse Rückschlüsse zu ziehen."
„Sollten wir aber. Jedenfalls werde ich versuchen, eine genaue Positionsbestimmung vorzunehmen, sobald wir den nächsten Linearflug hinter uns haben. Es ist übrigens gleich soweit. Zwei Minuten."
Als sie diesmal aus dem Zwischenraum auftauchten standen gleich zwei Sonnen seitlich in Flugrichtung. Die eine war dunkelblau, die andere hellgelb. Während Ras die üblichen Analysen vornahm, sah Marshall in der Karte nach. Er verfolgte den bisherigen Kurs der Space-Jet und schüttelte dann ungläubig den Kopf.
„Das kann doch nicht wahr sein! Wieviel haben wir bis jetzt insgesamt im Nebel zurückgelegt?"
„Ein Lichtjahr. Stimmt was nicht?"
„Eine ganze
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