0295 - Der verlorene Planet
Dunkelwolke.
Grek 1 betonte, die Position sei nur eine Vermutung."
„Wir werden es morgen wissen", sagte Melbar ruhig. „Ich glaube, es ist jetzt an der Zeit, einen letzten Funkspruch an Rhodan zu schicken. Er soll davon unterrichtet sein, daß wir jetzt in die Wolke eindringen. John, wurden Sie das übernehmen?"
Marshall nickte und machte sich an die Arbeit. Die Richtantenne des Hypersenders wurde so eingestellt, daß eine möglichst geringe Streuung der Impulse stattfand. In der Richtung, aus der die Space-Jet kam, waren noch einige Sterne sichtbar geblieben.
Einer von ihnen war die Doppelsonne, in deren Ortungsschutz die Tokyo wartete.
Marshall ließ die gespeicherte Botschaft fünfmal ablaufen und schaltete dann den Sender ab. Er wußte, daß Rhodan keine Bestätigung geben konnte, ohne sich der Gefahr auszusetzen, von einem tefrodischen Patrouillenschiff geortet zu werden.
„Wir werden jetzt ein halbes Lichtjahr im Linearflug zurücklegen", gab Melbar bekannt. „Im Gebiet, wo wir rematerialisieren, steht laut Karte keine Sonne. Wir müssen allerdings damit rechnen, daß doch eine in der Nähe ist und wir sofort wieder in den Linearraum zurück müssen. Und zwar ohne vorherige Berechnungen. Also keine Panik, wenn das geschieht."
Gucky war inzwischen von seinem Inspektionsgang zurückgekehrt.
„Meistens Konzentrate und Konserven" maulte er mißvergnügt.
„Wird ziemlich eintönig werden."
„Das fürchte ich kaum", sagte Melbar Kasom.
Gucky knurrte etwas Unverständliches und sah mit zusammengekniffenen Augen zu, wie die letzten Sterne vom Himmel weggewischt wurden. Es wurde nun endgültig dunkel, und kein einziger Lichtpunkt verriet, daß es noch so etwas wie ein Universum gab. Es war ein unheimlich bedrückender Anblick, wie ihn Terraner noch niemals erlebt hatten. Selbst im Leerraum zwischen Milchstraße und Andromeda hatte es noch immer Licht gegeben - das Licht der beiden Galaxien. Aber hier in der Uklan-Dunkelwolke gab es auch das nicht mehr. Das Licht einer Sonne drang vielleicht einige Lichtstunden weit, dann wurde es von der Wolke verschluckt.
„Noch zwanzig Sekunden", sagte Melbar in das Schweigen hinein.
Als die Space-Jet das normale Universum verließ, veränderte sich nichts. Es blieb genauso dunkel wie vorher.
„Wie lange?" fragte Marshall.
„Zwei Minuten mit gedrosselten Kalups."
Es waren zwei endlose Minuten, aber auch sie gingen vorüber.
Und dann wurde es hell.
Direkt in Flugrichtung stand eine weiße Sonne, laut Ortergerät zwei Lichtstunden entfernt. Sie stand inmitten der absoluten Schwärze und leuchtete grell und stark.
Melbar atmete auf und veränderte den Kurs der Space-Jet.
„Sie bedeutet keine Gefahr. Wir werden dicht an ihr vorbeifliegen und versuchen festzustellen, um welchen Stern es sich handelt.
Dann wissen wir auch gleich, ob die Maahks richtig beobachtet haben. Laut Karte jedenfalls müßte die weiße Sonne mehr links stehen."
„Sie kann ja wandern", vermutete Tronar. „Vielleicht herrschen hier eigene Gesetze. Kann doch sein, daß sich alle im Nebel stehenden Sonnen wie in einer Miniaturgalaxis um das Zentrum drehen. Dann würde nur Donit und sein Planet Multidon immer an gleicher Stelle verharren."
„Höchst unwahrscheinlich." John Marshall schüttelte den Kopf und betrachtete die weiße Sonne. „Aber für unmöglich halte ich bald nichts mehr."
„Das bewahrt dich vor Überraschungen", versicherte Gucky ernsthaft.
Ras beschäftigte sich mit der Spektral-Analytik und nahm Messungen vor. Die fremde Sonne interessierte ihn. Als er die ersten Ergebnisse erhielt, wandte er sich an Kasom: „Bleiben wir länger im Normalraum?"
„Ich halte es für ratsam, den Flug nicht zu überstürzen. Warum?"
„Die Sonne pulsiert, wenn auch langsam. Wir erhalten die Informationen sonst mit Überlichtgeschwindigkeit, so daß wir rechtzeitig gewarnt würden, wenn eine Aufblähung stattfände. Aber ich fürchte, hier in der Dunkelwolke gelten nicht einmal die einfachsten Grundregeln."
„Wie meinen Sie das, Ras?"
„Lichtgeschwindigkeit ist hier keine Lichtgeschwindigkeit - so meine ich das. Die Informationen sind alt, wenn wir sie auffangen.
Wenn die Sonne dort zwei Lichtstunden entfernt ist, so sehen wir ihr Licht erst, wenn es bereits drei Stunden alt ist - ungefähr. Auch die Orterstrahlen werden verlangsamt. Sie benötigen vielleicht eine Stunde für die Strecke. Aber sie sollten eigentlich keine Sekunde dafür brauchen. Alles ist ein bißchen
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