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0295 - Tal der vergessenen Toten

0295 - Tal der vergessenen Toten

Titel: 0295 - Tal der vergessenen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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liegen.« Ziegler öffnete die Klappe der Brusttasche und holte ein Papier hervor. Es war ein Lageplan. Auf dem Boden breitete er ihn aus, und die Männer hockten sich um ihn herum.
    Über dreißig Minuten dauerte es, bis sie den Einsatz abgesprochen hatten. Ziegler gab noch eine Zigarettenpause und rauchte selbst. Dabei beschäftigten sich seine Gedanken mit dem unheimlichen Mordfall, der die Familie Wiesner betroffen hatte. Er fragte sich auch, wie es mit dem siebzehnjährigen Gerd weitergehen sollte. Für ein Heim war er zu alt, Verwandte hatte er keine mehr. Als Bekannte nur Katharina, die den Jungen schon von Kind auf kannte und ihn oft verwahrt hatte. Die Freundschaft war geblieben. Wenn alle Stricke rissen, mußte er eben bei ihnen wohnen, bis sich eine andere Möglichkeit ergab.
    Die Sonne hatte sich bereits zurückgezogen. Feuchtigkeit schwängerte die Luft. Sie wurde immer stärker, und die ersten Nebelschwaden krochen kniehoch wie durchsichtige Schleier über das sehr flache Gelände.
    Lothar Ziegler war sauer. Da braute sich ein Sauwetter zusammen. Hinzu kam die Finsternis, dann würde wieder so gut wie nichts zu sehen sein. Die den Feind spielenden Soldaten konnten sich wunderbar durch die engen Stellungen schleichen und überraschend angreifen.
    Der Leutnant schüttelte den Kopf. Job ist Job, dachte er und stand auf.
    »Pause beendet!« rief Schmitz, der Unteroffizier.
    Nicht gerade begeistert stemmten sich die Soldaten in die Höhe.
    »Geht das nicht schneller?« giftete Schmitz.
    Niemand nahm von seinen Meckereien Notiz. Die Männer verließen die Senke und sahen auf dem schlammigen Weg die beiden Jeeps stehen. Diese Wagen sollten sie zu ihrem Einsatzort bringen.
    »Auf die Fahrzeuge verteilen!« befahl der Unteroffizier.
    Die Rekruten stiegen ein. Es wurde zwar eng, das machte aber nichts. Besser schlecht gefahren, als gut gelaufen. Blasen hatte sich jeder von ihnen schon geholt.
    Lothar Ziegler saß im ersten Jeep. Neben dem Fahrer hatte er seinen Platz gefunden, stemmte sich ein und gab den Befehl zur Abfahrt. »Aber ohne Licht«, sagte er.
    »Verstanden, Herr Leutnant.«
    Die beiden Jeeps sprangen sofort an. Der Fuhrpark war gut in Schuß, das mußte man den Soldaten lassen. Und diese Fahrzeuge waren für das Gelände ideal.
    Einen Weg oder Pfad gab es nicht. Durch Reifenrillen mußten sich die Räder wühlen. Fahrspuren, die von Treckern und Lastwagen zurückgelassen worden waren.
    Die Männer wurden durchgeschaukelt wie auf einem Schiff bei mittlerem Seegang. Mit stoischen Gesichtern hockten die Soldaten auf den Sitzen und dachten an alles andere, nur nicht an ihren Job.
    Braun zog sich das Gelände zu beiden Seiten der Fahrspur hin. Aber die grauen Schleier wurden allmählich dichter, und sie stiegen auch langsam höher.
    Die Sonne war verschwunden, jetzt endlich konnte sich wieder der Nebel bilden.
    Lothar Ziegler ärgerte sich ein wenig. Sie hätten doch früher fahren sollen, denn sie gerieten immer tiefer in die Nebelsuppe. Obwohl er ohne Licht fahren wollte, gab er den Befehl, die Scheinwerfer einzuschalten. Der Nebel war eigentlich nie gleich dicht. Es gab Stellen, wo er sich konzentrierte, und andere wiederum waren fast frei.
    Ziegler schaute sehr oft auf die Karte. Seine Füße stemmte er am Bodenblech ab und sah zu, daß er das Gleichgewicht behielt. Er wollte nicht zu sehr durchgerüttelt und von einer Seite auf die andere geschleudert werden.
    »Sie kennen den Weg?« wandte er sich an den jungen Fahrer.
    »Ja, Herr Leutnant. Erst einmal den Spuren folgen. Danach…«
    »Sage ich Ihnen Bescheid.«
    Das Gelände änderte sich wenig. Manchmal stieg es etwas an, fiel aber sehr schnell wieder ab, und der Leutnant starrte auf seine Karte, während graue Nebelfetzen den Wagen umflossen.
    Lothar Ziegler nickte zufrieden. Ja, sie waren genau richtig. Bald würden sie eine Senke erreichen, die mit dichtem Buschwerk bewachsen war und deren eine Seite sich bis zur Westflanke des großen Tals hinzog. Da mußten die Soldaten Stellung beziehen. Der Nachteinsatz war mit den Verantwortlichen der Abraumgesellschaft abgesprochen worden.
    Nicht weit entfernt lag auch eine der tiefen Gruben, in der ein Abraumbagger stand. Förderbänder führten aus der Grube in weit entfernter gelegene Teile des Gebietes.
    Für einige Tage lagen die Maschinen still, und so konnten die Soldaten ihre Übung durchziehen.
    Auch nachts wurde abgebaut. Da blitzten dann zahlreiche Lichter in der Dunkelheit wie gewaltige

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