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0295 - Tal der vergessenen Toten

0295 - Tal der vergessenen Toten

Titel: 0295 - Tal der vergessenen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stehen genau da«, erklärte mir der Mann mit Cordhut. »Wo sich heute der Parkplatz befindet, geschah damals das Unglück, wenn man den alten Kirchenbüchern trauen kann.«
    »Und in der letzten Zeit hat es hier wieder starke Erdverschiebungen gegeben?«
    Das bestätigten mir die Leute.
    »Kann sein, daß die lebenden Toten auf diese Art und Weise zurückgekommen sind!« flüsterte ich Will zu.
    Er gab mir recht und fügte noch etwas hinzu. »Das scheint hier ein Tal der vergessenen Toten zu sein.«
    Ich lächelte schmal. »Sehr gut gesagt, mein Lieber.«
    Will Mallmann wandte sich an die Umstehenden und erkundigte sich, ob den Leuten irgend etwas aufgefallen war, was man mit dem Wort ungewöhnlich umschreiben konnte.
    Er erntete Kopfschütteln. Keiner hatte etwas gesehen oder auch nur bemerkt. Auch fremde Personen waren innerhalb der letzten Tage nicht aufgefallen.
    Die Bewohner und wir standen vor einem Rätsel. Wir wußten einfach keine Erklärung für dieses Phänomen.
    Die Geschichte hatte dieses schreckliche Unglück damals zugedeckt. Jetzt war sie wieder aufgebrochen worden, drang an die Oberfläche mit vehementer Wucht, und das Böse schlug zurück.
    »War der Platz nicht verflucht?« fragte ich laut.
    Zuerst erhielt ich keine Antwort, dann begann jemand zu lachen. »Das sind Ammenmärchen«, sagte der Lacher.
    Er war schon älter, schaute mich an und stemmte dabei seine schwieligen Fäuste in die Hüften. Auf dem Kopf trug er eine Schiebermütze.
    »Wissen Sie über die Ammenmärchen Bescheid?«
    »Etwas.«
    »Erzählen Sie ruhig«, forderte der Kommissar den Mann auf. »Bitte, wir hören gern zu!«
    »Hier stand mal ein Haus«, sagte der Mann. »Darin lebte ein Einsiedler. So ein richtig komischer Typ, der von den anderen Leuten gemieden wurde. Er selbst ließ sich kaum blicken, und wenn er in die Dörfer kam, sprach er nur vom Teufel, der ihm mal erschienen war und die Erde unter seine Kontrolle gebracht hatte. Dann kamen die ersten Bagger, räumten hier weg, und der Einsiedler verfluchte die Arbeiter. Er versprach ihnen den Tod, der ja auch eingetreten ist.«
    »War das alles?« wollte ich wissen.
    »Ja.«
    »Hatte der Mann auch einen Namen?« fragte Kommissar Mallmann.
    »Sicher. Bevor er sich hierher verkroch, lebte er in Köln. Er soll reich gewesen sein und hatte auch Nachkommen. Alles ließ er im Stich, um sich hier zurückzuziehen.«
    »Den Namen!« verlangte Will.
    »Der Einsiedler hieß Richard Äcker!«
    ***
    Leutnant Lothar Ziegler hatte seine Gruppe um sich versammelt. Er wollte eine kurze Lagebesprechung halten. Die zehn Soldaten vor ihm hockten im Halbkreis, hatten sich auf ihre Gewehre gestützt, die Helme zurückgeschoben und schauten ihren Vorgesetzten an.
    Auch Lothar war umgezogen. Er trug jetzt Geländekleidung, einen strapazierfähigen Drillich, und auf seinen beiden Schulterklappen blinkten silbern die Leutnant-Sterne.
    »Ihr wißt, Männer, um was es geht. Nachtübung! Das sagt wohl alles, nicht wahr?«
    Ziegler schwieg und wartete auf eine Antwort der Leute. Sie nickten nur. Es dauerte immer etwas, bis Rekruten den Mund aufmachten. Meist hatten sie keine Lust, was irgendwie verständlich war.
    Ein Unteroffizier fühlte sich angesprochen. »Seid ihr Stockfische?« rief er wütend. »Macht eure Mäuler auf. Das hier ist kein Spaß und auch kein Indianerspiel.«
    »Jawohl, Herr Unteroffizier!« leierte der Sprecher der Gruppe herunter, während der Schalk in seinen Augen blitzte.
    Der Vorgesetzte lief rot an. Lothar Ziegler winkte ab. »Lassen Sie mal Schmitz, wir kriegen es schon hin!«
    »Jawohl, Herr Leutnant.«
    Lothar Ziegler gab sich lässig. Er mochte den militärischen Drill nicht besonders, aber im Gelände mußte sich einer auf den anderen verlassen können, und gerade bei diesen Nachtübungen war es besonders wichtig. Deshalb erklärte Ziegler in einem ziemlich lockeren Ton: »Tut euch und mir den Gefallen und reißt euch zusammen. Diese Nacht werden wir überstehen. Wir haben einen besonderen Auftrag, und den führen wir auch durch. Wir müssen die Westflanke des Tals verteidigen. Ihr wißt, daß niemand durch die Linien kommen soll. Also haben wir uns einen Gefechtsplan zu machen, wo an jedes Detail gedacht ist. Ich möchte, daß jeder von euch mitspielt. Ist das klar?«
    »Ja, Herr Leutnant«, antwortete der Chor.
    »Dann wollen wir zu den Details kommen. Viel Zeit haben wir nicht mehr. Es wird bald dunkel, zudem neblig, und da sollten wir schon in den Stellungen

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