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0295 - Tal der vergessenen Toten

0295 - Tal der vergessenen Toten

Titel: 0295 - Tal der vergessenen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schnell, daß es nicht mehr weiterging. Etwa zwei Schritte vor uns war kein Boden mehr vorhanden. Da ging es steil in die Tiefe.
    »Was jetzt?« fragte Will. Er schaute sich um, während ich zur Seite ging und nach weiteren Spuren suchte, allerdings keine mehr fand. Erst direkt am Abgrund sah ich sie wieder.
    Das waren genau die Abdrücke. Und auch eine Schleifspur war in den Boden gedrückt. Sie endete am Abgrund, wo ich abermals Blut sah.
    »Erst haben sie sich die Tiere geholt, und jetzt sind die Menschen an der Reihe«, sagte Will.
    Ich deutete nach vorn. »Da kommen wir nicht runter, mein Lieber. Oder willst du springen?«
    »Nein, laß mal.«
    Mit Zombies hatte ich oft genug zu tun gehabt. Ich wußte, wie sie reagierten, aber auch, wie sie zu töten waren. Wahrscheinlich nicht durch einen Fall aus fünfzig Metern Höhe, nein, den überlebten sie.
    »Vielleicht finden wir eine Stelle, wo wir die Strecke überwinden können«, sagte Will.
    »Das ist die einzige Chance.«
    Es blieb uns nichts anderes übrig, als parallel zum Abhang weiterzulaufen. Dabei fühlten wir uns selbst wie Gespenster, als wir durch den Nebel schritten, umwabert von den feuchten Schwaden, die lautlos ihren Weg fanden.
    Taschenlampen benötigten wir nicht. Sie hätten uns kaum etwas gebracht. Und wir konnten immer weniger sehen, denn mittlerweile zog die Dämmerung auf. Die hellen Nebelschwaden verdunkelten sich und wurden immer grauer. Kein Laut war zu hören. Nur unsere Schritte vernahmen wir. Des öfteren schauten wir nach links, und dort hob sich plötzlich ein gewaltiger Schatten ab.
    Rund und unheimlich groß. So tief oder so hoch wie der riesige Schacht, in dem eine ganze Stadt verschwinden konnte.
    Auch Will hatte den Schatten gesehen, blieb stehen und nickte gedankenverloren.
    »Das ist einer der Schaufelbagger«, sagte er.
    »Wenn wir ihn erreichen, könnten wir vielleicht nach unten klettern. Da gibt es bestimmt Leitern.«
    Wir gingen weiter und hatten wenig später das Glück des Tüchtigen. Wir entdeckten einen eisernen Steg oder Überhang, der den Hang mit dem Bagger verband.
    Überrascht blieben wir stehen.
    »Das ist mehr, als man erwarten kann«, staunte Will.
    Ich überprüfte die Sicherheit der Brücke. Im Boden war sie durch stabile Eisenpfosten verankert.
    Wo die Brücke hinführte, war mir unbekannt. Auf jeden Fall zu diesem Gigant von Bagger, und der Übergang hatte rechts und links ein Geländer. Er war so breit, daß zwei Menschen nebeneinander gehen konnten.
    Will und ich liefen dennoch hintereinander. Der Untergrund bestand aus Eisenplatten, die miteinander verschweißt waren. Sie zitterten ein wenig unter unseren Schritten und dröhnten auch.
    Den Bagger sahen wir noch immer als Schatten in den dunkler werdenden Nebelschwaden. Wie lang der Übergang war, konnten wir ebenfalls nicht sagen, aber es war schon ein komisches Gefühl, die Tiefe unter sich zu wissen, und so gut wie blind voranzugehen.
    Es war kühler geworden. Ich fröstelte, obwohl dies nicht nur am Wetter lag.
    Irgendwann hatten wir das Ende der Brücke erreicht und konnten jetzt mehr erkennen.
    Aus der Nähe wirkte der Bagger wie ein unheimlicher Gigant aus Stahl. Ein Gebilde, vor dem man Angst bekommen konnte. Linkerhand lag das allgewaltige Schaufelrad, das diesen Bagger so typisch machte.
    Die einzelnen Schaufeln erkannten wir nicht, sie verschwammen im Nebel. Wir befanden uns ungefähr dort, wo das Führerhaus des Baggers liegen mußte.
    Ich hatte an diesem Tag zum erstenmal in meinem Leben so einen Bagger gesehen. Gehört hatte ich davon schon, doch nun stand ich auf ihm und war zudem von dichtem Nebel umgeben.
    Ein Wirrwarr aus Stangen, Leitern und Plattformen breitete sich vor unseren Augen aus, und wir wußten nicht, wo wir uns hinwenden sollten. Zu den Schaufeln wollten wir nicht. Wenn es eben ging, auf den Grund der künstlichen Schlucht. Deshalb mußten wir einen Abstieg finden.
    Will Mallmann deutete nach rechts. Dort sehen wir im Nebel einen dicken Klumpen.
    »Das könnte das Führerhaus sein«, vermutete Will.
    »Okay, gehen wir hin!«
    Das war einfacher gesagt, als getan. Es gab wirklich zu viele Stege, Gitter und Wege.
    Und dann hörten wir noch etwas.
    Geräusche.
    Normalerweise hätte sie der Nebel verschluckt, aber diese Geräusche wurden durch das Metall geleitet, so daß wir das Gefühl hatten, nicht allein auf dem Bagger zu sein.
    »Da spaziert noch jemand herum«, wisperte der Kommissar.
    »Ein Zombie?«
    Will zog seine Waffe.

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