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0296 - Die Herrin der Sterne

Titel: 0296 - Die Herrin der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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unglücklicher.
    „Mann, Sie lassen sich am besten mal auf der Agrikom-Sitzung sehen", rief Walter. „Selbst wenn Sie die Leute nicht überzeugen können, wissen Sie doch wenigstens, was für Wetter Sie zu erwarten haben."
    „Ach, Quatsch", nörgelte Hine. „Ich lebe hier, um nichts mehr von Sitzungen, Komitees und Abstimmungen zu hören. Was soll ich also beim Agrikom?"
    Walter zuckte mit den Schultern.
    „Selbst wenn Sie nur kommen, um sich über die Abstimmungsergebnisse zu informieren. Sie hätten bestimmt keine Zwergorangen gepflanzt, wenn Sie gewußt hätten, daß die Kartoffelzüchter eine Temperaturminderung durchsetzten" Hine hörte nicht zu. Etwas auf dem Rücken seiner linken Hand beschäftigte ihn. Er musterte es unter zusammengezogenen, buschigen Augenbrauen hervor und schlug mit der rechten Hand zu. Es klatschte laut.
    „Komisch", murmelte er.
    „Außerdem", fuhr Walter fort, „besteht immer noch die Möglichkeit, daß Ihre eine Stimme in einer Abstimmung den Ausschlag gibt. Wissen Sie, es gibt eine Menge Leute, die so denken wie Sie und nie auf den Agrikom-Sitzungen erscheinen.
    Gewöhnlich sind wir nur fünfzig bis sechzig Mann. Die Kartoffelzüchter brachten ihren Antrag zum Beispiel nur mit drei Stimmen Mehrheit durch. Sie und noch zwei andere, die ebenfalls Orangen züchten wollten, hätten die ganze Sache umwerfen können."
    Hine hatte sich halb zur Seite gewandt und sah zu einem flachen Anbau hinüber, der die Rückwand seines Hauses verunzierte. Aus den Lücken zwischen den Plastiklatten hervor drang ein volltönendes Muh.
    „Das ist Lisa", bemerkte er besorgt.
    Er drehte sich wieder um.
    „Sie meinen also, es wäre nützlich, wenn ich mich mal sehen ließe, wie?" nahm er den Faden auf.
    „Unbedingt", bestätigte Walter.
    „Na vielleicht kann ich meine Abneigung überwinden und ..."
    Er unterbrach sich und starrte wieder auf seine Hand. Diesmal schlug er schneller zu als vorhin. Er wirkte plötzlich zornig.
    Vorsichtig hob er die rechte Hand vom Rücken der linken, als hätte er Angst, das Opfer könnte ihm entkommen. Walter sah ihn mit zwei vorsichtigen Fingerspitzen etwas von der Haut entfernen. Ein roter Fleck, wie von einem Schnakenstich, kam zum Vorschein.
    „Sehen Sie sich das an!" forderte er Walter auf und streckte ihm die linke Hand hin.
    „Oh, diese lästigen Moskitos", meinte Walter.
    „Moskitos, ein Dreck!" knurrte Hine. „Hier!"
    Er streckte auch die rechte Hand über den Zaun und ließ Walter sehen, was er zwischen Daumen und Zeigefinger hielt. Seine Empörung wirkte so komisch, daß Walter Mühe hatte, ernst zu bleiben. Auf Hines Daumenkuppe klebte ein zerquetschter Marienkäfer.
    „Haben Sie schon gehört, daß Marienkäfer stechen?" wollte er wissen.
    Walter schüttelte den Kopf.
    „Nee. Vermutlich haben Sie sich getäuscht. Der arme kleine Kerl ließ sich auf Ihrer Hand nieder, als der Moskito gerade davongeflogen war."
    Hine hörte ihm überhaupt nicht zu.
    „Ein stechender Marienkäfer", murmelte er. „Das hat die Welt noch nicht erlebt. Das muß ich Martha erzählen. Entschuldigen Sie mich."
    Immer noch auf seinen Handrücken starrend, wandte er sich ab und stapfte durch den Garten davon.
    Walter Enne war froh, so ungeschoren davongekommen zu sein, und nahm seinen Spaziergang wieder auf.
     
    *
     
    Korporal Sid Goldsteins kleine, vornübergebeugte Gestalt warf einen merkwürdigen Schatten gegen die Seitenwand der schmalen Funkkammer. Das dämmrige Halbdunkel des kleinen Raums wurde erzeugt von Hunderten bunter Lämpchen, die von den Konsolen der Funkaggregate glühten. Sid rutschte in seinem Sessel ein Stück in die Höhe, als das Schott sich öffnete. Aus dunklen Augen musterte er mißtrauisch den unerwarteten Besucher.
    Durch das offene Schott fiel ein Streifen helles Ganglicht. Es reichte nicht bis zu Sid Goldstein, aber es zeichnete Korporal Dowen Konnerys hochgewachsene Gestalt deutlich ab.
    „Was verkriechst du dich hier, Mensch?" war seine Begrüßung.
    „Ich habe Funkwache", antwortete Sid unfreundlich und wandte den Blick wieder seinen Geräten zu.
    „Heute? Am Heiligen Abend? Jedermann ist in Weihnachtsstimmung - es gibt drei verschiedene Abendandachten.
    Du kannst dir aussuchen, welchen Pastor du am liebsten hören möchtest."
    Sid verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
    „Ich habe mich freiwillig zum Dienst gemeldet", erklärte er.
    „Aber warum? An einem Tag wie diesem? Wie kannst du nur?"
    Dowen Konnery war eine schwarze Silhouette. Sid

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