0296 - Mandraka, der Schwarzblut-Vampir
»Was soll ich sagen, Sir? Sie haben recht. Auch wir kommen uns von den beiden verlassen vor. Seit Arkonadas Auftauchen haben wir praktisch ihre Spur verloren. Ich rechne damit, daß sich Myxin und Kara zurückgezogen haben und sich regenerieren wollen. Arkonada hat schließlich eine Machtposition der beiden, die flammenden Steine, erschüttert.«
»Ich hätte nicht gedacht, daß sie so leicht aufgeben.«
»Das kann ich nicht bestätigen, Sir. Ich weiß nicht, ob sie tatsächlich aufgegeben haben.«
»Davon gehe ich aus.«
Suko kannte seinen Chef ziemlich lange, deshalb wußte er auch, daß Sir James den Helfern des Sinclair-Teams immer ein wenig skeptisch gegenüberstand.
Diesmal sollte er sogar recht behalten.
Vom Fluß her wallte Dunst in die City. Schwaden, sehr dünn und lang, die geisterhaft über die Fahrbahn krochen.
Suko verteidigte die beiden. »Myxins und Karas Kontakt zum Teufel kann man nicht gerade als optimal bezeichnen.«
»Wieso?«
»Sie kümmern sich mehr um die mystische Vergangenheit ihres ehemaligen Kontinents Atlantis.«
»Greift nicht irgendwo alles ineinander über?«
»Manchmal.«
Sie schwiegen. Über die Buckingham Palace Road rollte der Wagen in Richtung Norden. Vorbei an Londons größtem Bahnhof Victoria Station, wo sich der Verkehr verdichtete und besonders die zahlreichen Taxis auffielen.
Bald würde der große Park mit dem Buckingham Palace auftauchen, das Queen Victoria Memorial, und anschließend würden sie auf der Straße weiterfahren, die den Green Park vom St. James’s Park trennte.
Die Straße hieß The Mall.
Der Verkehr war wieder abgeflaut. Rechts und links lagen die beiden Parks wie dunkle Wände. Die Scheinwerfer rissen Lichttunnel in die Düsternis und erfaßten plötzlich eine Gestalt, die sich mitten auf der Fahrbahn aufgebaut hatte.
Für einen Moment wirkte der Schwarzgekleidete wie ein normaler Mensch. Das änderte sich sehr schnell. Von irgendwoher tanzten Flammen auf die Gestalt zu, hüllten sie ein, so daß Suko und sein Chef sehr genau sehen konnten, wer sich da auf der Straße aufgebaut hatte.
»Der Teufel!« zischte Sir James.
Sukos Fuß hatte vom Gas auf das Bremspedal gewechselt. Er drückte es ein wenig nach unten, so daß der Bentley an Geschwindigkeit verlor.
»Wollen Sie stoppen?«
Suko nickte. »Asmodis will etwas von uns.«
»Der wollte Sie töten lassen, Suko. Also wird er es noch einmal versuchen.«
»Ich bin nicht sicher.«
Die Flammen erloschen in diesem Moment. Zwei Scheinwerferstrahlen erfaßten eine völlig normale Gestalt, falls man bei Asmodis davon sprechen konnte.
Einen Mensch sogar, der einen dunklen Anzug trug und beide Hände erhoben hatte.
Suko wußte, daß sich der Teufel sehr gut verwandeln konnte und in verschiedenen Masken auftrat. Das hatte auch Glenda Perkins zu spüren bekommen, als sie sich, ohne es zu wissen, in einen Mann verliebte, der in Wirklichkeit der Satan gewesen war. [2]
Der Bentley hielt sanft, und Satan streckte seinen Arm aus. Als wäre nichts gewesen, schritt er an die Beifahrerseite und öffnete die linke hintere Fronttür.
Er nahm Platz.
Augenblicklich schwängerte ein scharfer Schwefelgeruch das Innere des Fahrzeugs. Sir James verzog das Gesicht, während Suko klammheimlich seine Beretta gezogen und sie zwischen die Oberschenkel auf den Sitz gelegt hatte.
Der Satan hatte die Tür wieder zugezogen. Er lachte hämisch. »Ich grüße Sie, meine Herren.«
Sir James starrte stur geradeaus, als er fragte: »Was wollen Sie?«
»Nicht so eilig. Vermissen Sie nicht jemand?«
»Was ist mit John Sinclair?«
»Ich habe ihn.«
Sir James nickte. »Das hatten wir uns gedacht.«
»Und ich werde ihn auch nicht freilassen«, erklärte Asmodis, wobei er noch lachte.
»Dann lebt er?« fragte Suko zwischen.
»Das stimmt.«
»Und wo befindet er sich?«
»Du glaubst doch nicht, daß ich dir das sage«, erklärte Asmodis. »Nein, es bleibt mein kleines Geheimnis. Ich habe mir den Geisterjäger geholt, weil ich ihn brauche.«
»Um ihn zu töten?«
»Später vielleicht«, gab der Teufel zu. »Vorerst muß er noch eine Aufgabe für mich übernehmen.«
»Reden Sie nicht um den heißen Brei herum«, sagte Sir James. »Sagen Sie endlich, was Sie wollen!«
»Sind Sie lebensmüde?« fragte der Satan knurrend. »Ich bestimme hier, denn es ist klar, daß sie sich in meiner Gewalt befinden. Wenn ich will, kann ich Sie vernichten.«
»Das hattest du bei mir versucht«, sagte Suko.
»Nicht ich. Es waren
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