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0298 - Im Haus der schlimmen Träume

0298 - Im Haus der schlimmen Träume

Titel: 0298 - Im Haus der schlimmen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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Haus und seinen kränklichen Vater und war schließlich mit Traktor und Pflug das Dorf hinausgefahren, um die dringend nötige Arbeit zu verrichten. Er kannte seine Pflichten, aber er konnte nicht behaupten, daß er sie gerne tat.
    Viel lieber dachte er an Myrja, die bildhübsche Tochter des Dorfwirtes. Das Mädchen verfolgte ihn seit Monaten bis in seine Träume hinein. Wenn er ihr begegnete, klopfte ihm das Herz bis zum Hals, und er hatte ständig das Gefühl, feuerrot im Gesicht zu werden. Selbst Schweißausbrüche waren nicht selten. Nur seine Zunge schien immer wie gelähmt, und wenn er doch einmal ein Wort herausbrachte, dann war es garantiert etwas Dummes, Belangloses, das er sich selbst nicht verzieh.
    Ich bin ein Trottel, dachte er bei solchen Gelegenheiten in ziemlich realistischer Selbsteinschätzung. Eines Tages wird Myrja vor den Altar treten, und ich werde dabei sein -allerdings nicht als Bräutigam, sondern als irgendein Zuschauer in der hintersten Kirchenbank. Und ich werde mich schwarz ärgern…
    Dabei war Myrja stets freundlich zu ihm, wenn sie einander begegneten. Manchmal schien es Rod sogar, daß es etwas mehr als bloße Freundlichkeit war, die sie ihm entgegenbrachte. Aber da mochte Wunschdenken sein subjektives Empfinden beeinflussen.
    Der Junge, der für einen Iren erstaunlich dunkles, fast schwarzes Haar besaß, setzte sich ins Gras, ließ den Oberkörper zurücksinken und starrte hinauf zum weißbewölkten, tiefblauen Himmel. Sommerdüfte stiegen vom Gras auf in seine Nase. Er lauschte dem einschläfernden Gezirpe der Grillen und dem Summen von Bienen und anderem geflügelten Insektengetier und beschloß, ein wenig in der Sonne zu dösen. Ein Blick auf seine Armbanduhr zeigte, daß es eigentlich an der Zeit gewesen wäre, sein Mittagsvesper zu halten. Es war halb eins, doch er verspürte noch keinen Hunger. Nur Trägheit und das Verlangen, die Augen ein paar Minuten lang zu schließen.
    Kurz darauf war er eingeschlafen.
    Als er erwachte, stand die Sonne merklich tiefer. Es mußte bereits später Nachmittag sein. Nur seine Uhr zeigte immer noch halb eins. Sie war stehengeblieben.
    Seltsam, dachte Rod Dorsay, während er sich schmerzverzerrt über die sonnenverbrannte Gesichtshaut tastete. Eine teure, batteriebetriebene Digitaluhr, die exakt bei 12 Uhr 31 stehenblieb, deren Sekundenanzeige aber immer noch deutlich sichtbar pulsierte, und auch die Ziffern waren einwandfrei abzulesen. Normalerweise erloschen die doch bei Batterieschwäche… Ein Stehenbleiben war doch bei dieser Art von modernem Zeiteisen gar nicht mehr möglich?!
    Und doch stand die Sonne auf ungefähr 16 Uhr - und die konnte doch nicht lügen, oder?
    Egal! wischte Rod die nutzlosen Spekulationen beiseite. Wenn er seine Arbeit vor Einbruch der Dunkelheit beendet haben wollte, mußte er sich gehörig sputen. Für morgen war Regen angesagt, und für eine Schlammschlacht und Traktorrallye konnte er sich absolut nicht begeistern…
    Die Armbanduhr blieb auch weiterhin auf der einmal angezeigten Zeit stehen, während der junge Mann Runde um Runde über den Acker drehte und sich dabei langsam, aber unaufhaltsam jener Stelle näherte, wo das Böse, unsichtbar im Tageslicht, lauerte und nur darauf wartete, ein zweites Opfer zu verschlingen!
    ***
    »Was hast du getan?« fragte Arthur O’Keefe ungläubig.
    »Ich habe ihn angerufen«, wiederholte Gilbert Atkins ruhig, obwohl ihm gar nicht so wohl zumute war, wenn er in die flackernden Augen des Wirtes blickte. Der hatte sich natürlich noch immer nicht vom Verlust seiner Tochter erholt und darüber hinaus strengstes Stillschweigen über die Ereignisse der Nacht bei den Beteiligten verordnet. Trotzdem war einiges durchgesickert, und noch bevor es Mittag war, kursierten bereits die wildesten Gerüchte durch Tuthbantry.
    »Ye Public House« war voller als jemals zuvor. Leute, die sich seit Monaten nicht mehr in O’Keefes Pub blicken ließen, kamen plötzlich unter den fadenscheinigsten Beweggründen vorbei und wollten »nur mal eben hören, wie es ihm denn so ginge«. Und seine Tochter hätte man lange nicht mehr gesehen. Sie sei doch gesund?
    Und jetzt kam auch noch Gilbert Atkins und besaß die Unverfrorenheit, ihm mitzuteilen, daß er einen Fremden eingeschaltet hatte, um das Geheimnis des nächtlichen Spuks zu lösen!
    »Einen Franzosen?« echote der Wirt grollend, und sein Bart schien sich vor Zorn noch roter zu verfärben. »Zamorra? Wer soll das sein?«
    »Ein Spezialist für

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