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0298 - Im Haus der schlimmen Träume

0298 - Im Haus der schlimmen Träume

Titel: 0298 - Im Haus der schlimmen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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Schulterklopfen und einem Schwall irischer Urlaute, die Zamorra beim besten Willen nicht zu übersetzen vermochte.
    Für Frauen schien Atkins weniger übrig zu haben, denn er nahm von Nicole offenbar nur widerwillig Notiz.
    »Ich wußte nicht, daß Sie in Begleitung kommen«, wandte er sich an Zamorra, während sie den Pub ansteuerten.
    »Jetzt wissen Sie’s«, erwiderte der Professor und zwinkerte Nicole zu.
    Sie betraten die Gaststube.
    Noch ahnten sie nichts von der Tragödie, die sich in diesen Minuten außerhalb des Dorfes anzubahnen begann.
    ***
    Myrja, dachte Rod Dorsay und lenkte den Traktor mit der Pflugschar um einen großen Stein herum, der mitten auf dem Feld lag.
    Er hatte das Mädchen seit Tagen nicht mehr gesehen. Die Arbeit auf dem Hof hatte ihm keine Zeit gelassen, den Pub aufzusuchen. Aber für diesen Abend nahm er sich fest vor, das Versäumte nachzuholen. Vielleicht sollte er doch einmal bei Arthur anklopfen, um zu erfahren, wie seine Chancen standen…
    Aber verdammt, so viele Krüge Bier konnte er gar nicht trinken, daß er dafür genügend Mut gefunden hätte.
    Wer war er schon?
    Der Sohn von Hugh Dorsay - nicht mehr und nicht weniger. Sicher, sein Vater war ein geachteter Mann in Tuthbantry, und hätte ihn nicht diese heimtückische Krankheit ereilt, wäre er auch immer noch einer der Fleißigsten im Ort. Doch was zählte das in den Augen eines Vaters, der für seine Tochter natürlich eine gute Partie suchte?
    »Ach was !« knurrte Rod und verscheuchte die fruchtlosen Gedanken. Er war hundemüde und froh, wenn er endlich nach Hause zurückkehren konnte. Der Tag zog sich wie Kaugummi dahin. Außerdem mußte er dringend irgendeine Salbe oder Creme auf sein brennendes Gesicht streichen, das ihn immer wieder an seinen seltsamen Mittagsschlaf erinnerte…
    Unwillkürlich winkelte er den linken Arm an und blickte wie schon viele Male zuvor auf seine Uhr, die ihn immer noch vor ein Rätsel stellte.
    »Halb eins«, brummte er kopfschüttelnd.
    Unverändert.
    Plötzlich schien das Rattern des Traktors eine Spur lauter zu werden.
    Rod sah auf.
    Vor ihm war nichts als Ackerfläche. Die Luft ringsum füllte sich allmählich mit Dämmerung. Er hatte nur noch ein kleines Stück umzupflügen. Das würde er noch schaffen, ehe sich die Sonne endgültig hinter den Hügeln verkroch.
    Dachte er.
    Dann stieß er eine Verwünschung aus, als der Motor des Traktors zu stottern begann. Rod sah sich schon mit ölverschmierten Fingern bei einem Reparaturversuch der altersschwachen Zugmaschine, als sich das Wunderwerk der Technik wieder beruhigte.
    Glück gehabt.
    Dachte er und irrte sich ein zweites Mal, ohne es zu ahnen.
    Vor ihm flimmerte die Luft in der Hitze.
    Oder was war da los?
    Rod hatte das Gaspedal des Traktors fast bis zum Anschlag durchgetreten, um das letzte Stück so rasch wie möglich zu schaffen.
    Die Zugmaschine war kein Rennwagen, aber durch geschickte Manipulationen brachte sie es durchaus auf etwa dreißig Meilen die Stunde.
    Das wurde Rod nun zum Verhängnis.
    Ein gutes Dutzend Mal hatte er im Fernsehen schon Demonstrationsversuche von Automobilclubs gesehen, die vorführten, was geschah, wenn ein Fahrzeug mit vergleichsweise geringer Geschwindigkeit gegen ein festes Hindernis prallte.
    Nun erlebte er es am eigenen Leib!
    Vor ihm und dem Traktor war nichts - nichts Sichtbares… Doch in dieser Sekunde wurde die holprige Fahrt abrupt und machtvoll unterbrochen!
    Rod Dorsay wurde kalt erwischt. Die Überraschung war perfekt. In hohem Bogen flog er kopfüber dem Nichts entgegen, das es geschafft hatte, den Traktor mit einem berstenden Geräusch zum Stehen zu bringen und dabei das vordere Teil wie eine Ziehharmonika zusammenzufalten.
    Rod stieß einen gellenden Schrei aus, der jedoch verstummte, als er selbst Bekanntschaft mit der unsichtbaren Wand mitten auf dem Feld machte - und verschwand!
    ***
    Das Amulett vor seiner Brust veränderte sich.
    Zamorra war im ersten Moment so überrascht, daß er Arthur O’Keefes letzten Satz gar nicht richtig mitbekam.
    »Alles, was wir von ihr fanden, waren dieser gespenstische Schattenriß und das goldene, geweihte Kruzifix, das ich ihr einmal geschenkt habe«, wiederholte der Wirt auf Zamorras Bitte.
    Sie saßen an einem ungestörten Ecktisch des Pubs und unterhielten sich fast flüsternd. Zamorra konnte beobachten, wie die Ohren der übrigen Gäste allmählich länger und länger wurden bei dem Bemühen, irgendwelche Gesprächsfetzen aufzuschnappen, um sich

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