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0298 - Im Haus der schlimmen Träume

0298 - Im Haus der schlimmen Träume

Titel: 0298 - Im Haus der schlimmen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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dann das passende Gerücht dazu zusammenzubasteln.
    Aber das interessierte ihn nicht.
    Wichtig war, daß er hier offenbar einem echten Fall von Spuk auf die Spur gekommen war. Der Mann vor ihm, Arthur O’Keefe, mit dem ihn Gilbert Atkins bekannt gemacht hatte, machte einen verzweifelten Eindruck. Und soviel Menschenkenntnis traute sich Zamorra zu, um sagen zu können, daß diese Verzweiflung nicht geschauspielert war. Die Männer, nicht eimmal Atkins, waren keine Ufo-Freaks, die sich haarsträubende Geschichten ausdachten, nur um mal für Schlagzeilen zu sorgen und ihre Namen in der Zeitung gedruckt vorzufinden.
    »Wie alt ist Ihre Tochter?« fragte Zamorra.
    »Siebzehn«, antwortete der Wirt.
    »Hm. Und dieses Haus… Sie sind sicher, daß es nicht doch schon immer dort stand, nur keine Beachtung von Ihnen fand? Sie wissen ja, bei Nacht wirkt alles ein bißchen anders, fremdartiger, geheimnisvoller als bei Licht besehen…«
    »Wir waren heute morgen noch einmal dort«, sagte O’Keefe mürrisch. »Stimmt’s, Gil?« Er warf Atkins einen fragenden Blick zu. Der nickte. »Dort gibt es kein Haus. Nicht mal ’ne Ruine. Gab es auch nie - nur gestern nacht!«
    Zamorra ließ den Wirt zu Ende reden. Er hörte ihm aufmerksam zu, konzentrierte sich aber auch auf die erwärmte Silberscheibe, auf Merlins Stern unter seinem dünnen Baumwollhemd. Das kunstvoll geschmiedete Amulett, das die Kraft einer entarteten Sonne in sich barg, meldete sich seit Wochen zum ersten Mal wieder aus eigenem Antrieb.
    Deutlich waren die sanften elektrischen Schwingungen wahrzunehmen, die jedoch das große magische Potential, welches in der Scheibe mit den zwölf umlaufenden Tierkreiszeichen steckte, nicht einmal annähernd Wiedergaben.
    Zamorra war ein Laie im Umgang mit dem Amulett. Längst hatte er dies zähneknirschend zur Kenntnis nehmen müssen. Außer Merlin gab es nur einen Menschen, den er bisher wie einen Virtuosen auf diesem magischen Instrument hatte spielen sehen - und der war längst kein Mensch mehr, hatte alles Menschliche abgestreift wie eine alte, zu eng gewordene Haut: Leonardo de Montagne! Zamorras Vorfahre aus der Vergangenheit, den die Hölle nach Jahrhunderten wieder ausgespuckt hatte, weil man ihn selbst dort nicht behalten wollte…
    Zu schlecht für die Hölle… Es klang wie ein Blitz, war aber keiner. Zamorra brauchte nur an die zurückliegenden Wochen und Monate zu denken, als es Leonardo mit seinen Skelettkriegern gelungen war, sich kurzzeitig Amulett und Château Montagne anzueignen. Ein ganz düsteres Kapitel, das nur mit viel Glück und Geschick zum Guten gewendet werden konnte…
    »Ich will mir den Ort, von dem wir sprechen, mit eigenen Augen ansehen«, sagte Zamorra. »Führen Sie mich hin?«
    »Tut mir leid, Ich kann jetzt nicht weg von hier«, winkte O’Keefe ab. »Die Leute beobachten mich. Irgend jemand hat nicht dichtgehalten. Gil wird Sie führen. Wir sehen uns später. Sie können in einem der Gästezimmer übernachten. Geben Sie mir Ihre Wagenschlüssel, dann werde ich Ihr Gepäck schon mal ausladen und raufbringen lassen.«
    Zamorra willigte ein.
    Nur Atkins schien nicht ganz erfreut zu sein, eine solch verantwortungsvolle Aufgabe übertragen zu bekommen. Immerhin wurde es draußen allmählich dunkel…
    »Wollen wir nicht warten bis morgen früh?« erkundigte er sich scheu.
    »Hast du Angst?« fragte der Wirt spöttisch.
    »Ja«, gab Atkins freimütig zu.
    »Macht nichts. Der Professor ist ja bei dir. Du hast doch sicher Vertrauen zu ihm, schließlich warst du es, der ihn gerufen hat… Also?«
    »Na gut.«
    Kurz darauf brachen sie auf.
    Noch wußten sie nicht, daß es bereits ein zweites Opfer gegeben hatte. Und daß es nicht bei zweien bleiben würde…
    ***
    Der Aufprall war anders als alles, was Rod Dorsay je in seinem Leben zu spüren bekommen hatte. Unwirklich, ohne Schmerz. Als würde er in eine zähe, breiige Masse eintauchen, die seine Stimme vorübergehend erstickte. Tot und taub, dachte er ohne Entsetzen. Und tief in ihm brannte weiter ein winziger Funke Leben, den er sich nicht erklären konnte.
    Seine Gedanken waren wie gefrorenes Eis, das auf einem Ozean immer weiter nördlich driftete. Jede Überlegung fiel unendlich schwer.
    Er schwamm in etwas, das er nicht sehen konnte.
    Der Traktor, der Acker, die Umgebung rund um das Dorf… waren verschwunden.
    Er war allein.
    Allein?
    ***
    Etwas ging mit dem Amulett vor.
    Zamorra registrierte es mit gemischten Gefühlen. Wohl war ihm längst

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