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0298 - Im Haus der schlimmen Träume

0298 - Im Haus der schlimmen Träume

Titel: 0298 - Im Haus der schlimmen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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der jede Bewegung von ihr mitvollführte und mitten in die Stirn der jungen Französin mündete!
    Das Amulett war also endgültig aus seinem Winterschlaf erwacht und hatte sich seiner besonderen Beziehung zu Nicole erinnert.
    Befreite es sie jetzt aus den Klauen des »Hauses?«
    Zamorra hoffte es inständig.
    Keine drei Schritte trennten ihn mehr von der Frau, die er liebte.
    Da ging er ihr entgegen, und das, was er noch nicht ganz zu hoffen gewagt hatte, trat ein: Nicole überwand die Amulett-Aura und gelangte zu ihm in die silberne Energieblase!
    Gerettet! dachte Zamorra überschwenglich, aber ihm blieb keine Zeit, Nicole in die Arme zu fallen.
    Das Haus reagierte auf die Einmischung des Amuletts. Und es handelte wie ein Verlierer.
    Es floh.
    Um Zamorra und Nicole lösten sich die Konturen des Raumes auf. Alles verschwamm und wurde von etwas Vertrautem, Realem abgewechselt: dem nächtlichen Sternenhimmel, der sich schweigend über Tuthbantry spannte. Von Wolken und zu erwartendem Regen war nicht das Geringste zu sehen.
    Das Haus war verschwunden und hatte fast die gesamte Bevölkerung des Dorfes mit sich gerissen!
    Zamorra blickte sich benommen um. Nur zögernd fand er sich mit der neuen Situation zurecht. Die Energieaura des Amuletts erlosch. Nicole stand einen Schritt neben ihm und rührte sich nicht. Auch sie schien noch völlig gebannt von den Eindrücken, die sie im Innern des unvorstellbaren Wesens bestürmt hatten.
    »Wenigstens bist du gerettet«, flüsterte Zamorra und umarmte Nicole. Seine Lippen suchten die ihren, aber sie reagierte nicht auf seinen Kuß, blieb sachlich, kühl, zeigte keine Emotion.
    »Liebling?«
    Diesen leeren Blick, mit dem sie ihm begegnete, hatte er schon einmal erlebt.
    Bei der Tochter des Wirtes!
    Zamorra erstarrte innerlich. Eiskalt pochte das Blut durch seine Adern. Namenloses Entsetzen packte ihn, und lange Sekunden verschloß er die Augen vor der Wahrheit, die doch so offensichtlich war.
    »Nein«, stöhnte er. »Großer Gott, nein… Das kann doch nicht wahr sein…«
    Er legte den Kopf schief, als würde er in weite Ferne lauschen. Irgendwohin, von wo ein Echo kommen sollte, das ihm sagte, daß er sich irrte.
    Aber die Nacht blieb stumm.
    Das Dorf lag da wie ausgestorben.
    Nicole stand mit ausdruckslosem Gesicht neben ihm und zeigte keine Regung.
    Das Amulett hatte ihren Körper aus der Gefangenschaft befreit. Doch wozu? Ihre Seele, ihr Bewußtsein, befand sich immer noch in dem »Haus« - und war damit verschwunden!
    ***
    Die Rückkehr ins Pub war ein Marsch, der von wachsender Hoffnungslosigkeit geprägt war. Zamorras Stimmung verdüsterte sich mit jedem Schritt, weil er nicht einmal ahnen konnte, welche Situation er im »Ye Public House« vorfinden würde.
    Waren O’Keefe und die anderen noch dort, oder hatte auch sie der Lockruf des »Hauses« ereilt? Sollte wirklich ein bestimmtes Quantum Alkohol genügen, um der Einflußnahme des dämonischen Wesens widerstehen zu können?
    Verdammt, das klang wie der makabre Werbegag einer Spirituosenfirma…
    Nicole lief schlafwandlerisch neben ihm her. Sie war ihm sofort gefolgt, als er sie bei der Hand genommen und geführt hatte. Sie war wie ein kleines Kind, jedoch ohne die geringste Spur von Eigenwillen. Ihre Persönlichkeit war gelöscht, als hätte es nie eine Nicole Duval mit ausgeprägten Eigenheiten und Modeticks gegeben!
    Zehn Minuten später erreichten sie den Pub, aus dessen kleinen Fenstern beruhigendes Licht in die Dunkelheit strömte. Schon von weitem war eine typische Lärmkulisse auszumachen, die Zamorra zu der Frage hinriß, ob es tatsächlich sein konnte, daß O’Keefes Gäste als einzige vom Ruf des »Hauses« verschont geblieben waren.
    Alles sprach dafür, und als er die Wirtshaustür öffnete und mit Nicole im Schlepp in die verräucherte Gaststube trat, konnte er alle Zweifel begraben.
    Sein Erscheinen ließ die Geräusche schlagartig ersterben.
    »Zamorra!« brüllte Arthur O’Keefe in die plötzliche Stille. Seine Augen weiteten sich, als er Nicole entdeckte, die teilnahmslos hinter dem Professor in der Tür stand. »Roy hat uns erzählt…« Er brach ab und stieß zerhackt hervor: »Wo - ist -meine Tochter…?«
    Er dachte logisch.
    Zu logisch für Zamorras Geschmack. Er führte Nicole an den Ecktisch, wo der harte Kern der Eingeweihten tagte und offensichtlich darauf gewartet hatte, daß sich die ganze Spuksache von allein erledigte.
    »Setzen wir uns erst mal wieder«, schlug Zamorra mit gebremstem

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