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0298 - Im Haus der schlimmen Träume

0298 - Im Haus der schlimmen Träume

Titel: 0298 - Im Haus der schlimmen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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ausholte!
    Was sich Zamorras Blicken bot, war haarsträubend…
    Ein ganzes Dorf war auf den Beinen - bewegte sich in der Abenddämmerung zum Ortsende, wo Fergusons snobistisch herausgeputztes Schrebergartenhäuschen stand.
    Und das Haus - diese dämonische Manifestation.
    Es hatte wieder seine ursprüngliche Form angenommen, nur den Ort gewechselt. Neben Fergusons bescheidener Villa mußte sich früher einmal ein freier Platz befunden haben. Dort stand es jetzt. Mit weit geöffneter Tür, durch die steriles, kaltes Licht ins Freie flutete. Licht, das außerstande war, ein einziges Insekt anzulocken. Selbst niedrigste Organismen prallten vor der abstoßenden Aura zurück, die das Gebäude umhüllte.
    Nur die Bewohner des Dorfes schienen wenig sensibel zu sein. Für sie ging sogar eine unwiderstehliche Verlockung davon aus. Wie eine Herde Lemminge tappten sie auf die erleuchtete Türöffnung zu. Ohne Sinn und Verstand. Hintereinander verschwanden sie im Innern des erleuchteten Rechtecks, das Zamorra in diesen Sekunden wie ein Tor geradewegs in die Hölle vorkam…
    »Gütiger Himmel«, knurrte er und stoppte Ferguson, indem er ihm die Hand auf die Schulter legte. »Warum haben Sie nicht gesagt, was hier vorgeht? Das ist ja blanker Wahnsinn.«
    »Vorhin«, stammelte Ferguson und befreite sich umständlich von Zamorras hartem Zugriff, »war davon noch nichts zu sehen. Ich… bin genauso überrascht wie Sie…«
    Er brach ab, überwältigt von dem unfaßbaren Geschehen, das sich greifbar nahe ereignete. Für ihn mußte die Situation noch weitaus unwirklichere, phantastischere Züge besitzen als für Zamorra, denn er lebte doch in diesem Winzlingsdorf und kannte jeden, der jetzt im offenen Schlund des Hauses verschwand.
    »Das Haus ruft sie«, murmelte Zamorra kaum hörbar. »Wie es auch O’Keefes Tochter, den jungen Dorsay und Nicole gerufen hat.« Er schüttelte irritiert den Kopf. »Aber warum verfallen wir diesem Lockruf nicht? Sie und ich, Ferguson. Und die anderen im Pub…« Die er gebeten hatte, ihn allein gehen zu lassen. Nur Kilroy Ferguson sollte ihn dorthin führen, wo er das Haus entdeckt hatte.
    Dort waren sie jetzt.
    »Kehren Sie um«, sagte Zamorra unvermittelt. »Gehen Sie zurück zu den anderen, und warten Sie auf mich.«
    »Was haben Sie vor?«
    Zamorra zuckte die Achseln. »Ich wollte, ich wüßte es.«
    Ferguson stellte keine weiteren Fragen.
    Zamorra blickte ihm nach, bis er in der Ferne verschwunden war. Der Anblick des leicht wankenden Mannes weckte eine absolut absurde Idee in ihm. Klick, machte es in seinem Kopf, und ohne daß er sich dagegen erwehren konnte, fragte sein besseres Ich, ob es möglich sein konnte, daß Ferguson und die anderen Pub-Besucher nicht den Lockungen des Hauses erlagen, weil sie alle mehr oder weniger einen in der Krone hatten… Ferguson wie immer ein bißchen mehr. Er war schon angetrunken im »Ye Public House« erschienen…
    Zamorra verzog humorlos die Mundwinkel. Erst der Regen und nun zwei, drei Bierchen, die in der Blutbahn zirkulierten… Sollte das das ganze Geheimnis sein, wie man dem dämonischen Haus ein Schnippchen schlagen konnte?
    »Verrückt«, preßte er hervor. »Ich habe zuviel Phantasie.«
    Seine Theorie hatte nämlich einen entscheidenden Haken: Er selbst hatte keinen Tropfen Alkohol zu sich genommen!
    Zamorra sah sich ein letztes Mal um und reihte sich dann einfach in den Strom derer ein, die unkritisch und willenlos alle in die gleiche Richtung marschierten.
    Neben ihm stiefelte ein ungeschlachter Bauernknecht mit verträumtem Gesichtsausdruck. Vor und hinter ihm war alles aufgeboten, was Beine hatte. Klein und groß, Erwachsene und Kinder, ja, selbst einen weißbärtigen Greis auf Krücken entdeckte Zamorra unter den Beeinflußten. Keiner war dem superstarken, fremden Willen gewachsen, der sie unhörbar lenkte und unaufhaltsam ins Verderben trieb…
    Das Haus kam immer näher. Schritt um Schritt rückte die offene Tür auf sie zu.
    Zamorra sah vor sich Leute verschwinden. In dem Moment, in dem sie die Schwelle des Hauses übertraten, schienen ihre Körper zu verblassen, lösten sich ihre festen Konturen auf und verschwammen wie bei einem Spiegelbild, das sich in der Oberfläche eines klaren Sees widerspiegelte, in den plötzlich jemand einen großen Stein warf…
    Zamorra war ohnmächtig. Das Amulett vor seiner Brust verhielt sich abwartend und passiv. Er konnte nur eines tun: das Schicksal der anderen teilen und dadurch zu Nicole gelangen!
    Dazu

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