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0298 - Im Haus der schlimmen Träume

0298 - Im Haus der schlimmen Träume

Titel: 0298 - Im Haus der schlimmen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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Zorn fort. Davon schien niemand viel zu halten. Dennoch gehorchten sie.
    »Hat Ferguson erzählt, was draußen vorgegangen ist?«, tastete Zamorra vor. Allgemeines Nicken war die Antwort.
    »Wir dachten, es sei besser, hier im Pub zu bleiben, wie Sie sagten«, versuchte Linus Fleetwood zu erklären.
    »Das war richtig«, stimmte Zamorra zu, womit der Kolonialwarenhändler offensichtlich nicht gerechnet hatte, denn er wurde hochrot im Gesicht und kniff die Lippen verbiestert zusammen.
    Anschließend klärte Zamorra die Restbevölkerung von Tuthbantry darüber auf, was nach Betreten des »Hauses« passiert war. Ebenso informierte er O’Keefe über die Parallelen zwischen Nicoles Zustand und dem Myrjas.
    »Beide«, schloß er, »dürften unter der gleichen Sache leiden. Und wahrscheinlich war auch der junge Dorsay davon betroffen, als ihr ihn daheim vorgefunden habt: Man hat ihnen die Seelen geraubt. Die Persönlichkeit, ihr Ich.«
    »Zombies«, stieß Tom Daniels atemlos hervor und rückte erschrocken auf seinem Stuhl etwas von Nicole weg.
    Zamorra lachte grimmig. »Kein schlechter Vergleich, Daniels. Ich sehe, Sie verstehen etwas von der Materie… Aber damit können wir uns nicht zufriedengeben. Weder Sie, O’Keefe, noch ich!«
    »Und was wollen Sie dagegen tun?«
    »Die Seelen zurückholen«, erwiderte Zamorra lakonisch. »Aber bevor ich das ›Haus‹ noch einmal betrete, muß ich mich zuerst stärker gegen seine Beeinflussung immunisieren.« Er blickte O’Keefe unternehmungslustig an. »Herr Wirt, eine Lokalrunde!«
    ***
    Drei Guinness später unterbreitete Zamorra den anderen seinen Plan - wobei der Begriff »Plan« etwas hochgegriffen für das war, was er sich ausgedacht hatte. Denn alles basierte darauf, daß die dämonische Wesenheit, die sich bisher in der Form eines Hauses manifestiert hatte, noch einmal zurückkehrte. An die nicht von der Hand zu weisende Möglichkeit, daß der Dämon inzwischen erreicht hatte, was er erreichen wollte, nämlich das Kidnapping fast eines ganzen Dorfes, wollte Zamorra lieber nicht denken. Denn dann hätte es keinen Grund mehr gegeben, weshalb das »Haus« noch einmal irgendein Risiko hätte eingehen sollen. Vielleicht war es ohnehin längst durch eine der unsichtbaren Türen in die Dimension seiner Herkunft zurückgekehrt…
    »Das ist verrückt«, urteilte Gilbert Atkins, nachdem Zamorra seine Ausführungen beendet hatte und sich mit Nicole von der Tischrunde verabschiedete. »Sie haben keine Chance. Sie nicht und wir nicht. Sie glauben doch nicht ernsthaft, daß wir uns freiwillig in die Höhle des Löwen begeben…«
    »Doch«, erwiderte Zamorra seelenruhig und drehte sich noch einmal zu ihnen um. »Oder wollen Sie darauf warten, bis das Haus Sie zu sich holt? Früher oder später wird das passieren. Sie können nicht ständig halb betrunken herumlaufen, um sich seiner Einflußnahme zu entziehen!«
    »Warum nicht?« erlaubte sich Kilroy Ferguson einen Einwand. »Warum soll das nicht funktionieren? Ich praktiziere es seit Jahren…«
    »Sie sind ein Naturtalent«, fiel ihm Zamorra ins Wort. »Entschuldigen Sie uns jetzt bitte. Ich muß noch einige Vorbereitungen treffen. Gute Nacht.«
    Er nahm Nicole bei der Hand und stieg die Treppe nach oben ins erste Stockwerk, wo das Zimmer lag. Es war bereits weit nach Mitternacht.
    Spät.
    Später, als er dachte.
    ***
    Als Zamorra im Morgengrauen erwachte, spürte er sofort, daß etwas nicht stimmte. In seinem Schädel war ein dumpfer Druck, was er auf den reichlich genossenen Alkohol zurückführte, und in seinen Ohren dröhnte eine völlig ungewohnte Stille.
    Er drehte sich zur Seite und blickte zum Fenster hinaus, dessen Holzläden er nicht geschlossen hatte.
    Trübes Morgenlicht strömte herein und zeichnete die einzelnen Einrichtungsgegenstände nach.
    Neben ihm lag Nicole. Sie schlief unbeeindruckt. Ihre Brüste hoben und senkten sich in ruhigen Atemzügen. Ihr Gesicht war engelsgleich entspannt, die verräterischen Augen geschlossen.
    Vor dem Schlafengehen hatte Zamorra sie dazu gebracht, ein Bier und einen Whisky zu trinken - zu ihrem und seinem Schutz. Er hatte keine Lust, irgendwann in der Nacht zu erwachen und festzustellen, daß er tot war, einem heimtückischen Anschlag des »Hauses« zum Opfer gefallen. Solange sich ihre Seele in der Gewalt des Dämons befand, mußte er damit rechnen, daß sie auch auf Geheiß seine lautlosen Befehle ausführte. Dem hatte er auf seine Weise versucht vorzubeugen…
    Aber jetzt störte

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