0299 - Am Ende der Macht
die bei der Ausschaltung des Gegners konsequent und erbarmungslos vorging. Sie kannte keinerlei Skrupel.
Bei ihrem Feind jedoch, davon war sie überzeugt, gab es einen Widerstreit der Gefühle. Alle Vorteile lagen auf ihrer Seite. Sie war die Katze, die noch ein bißchen mit der Maus spielte, bevor sie ihr endgültig das Lebenslicht ausblies.
Atlan fühlte die Nähe der Gefahr und er wußte, daß dieses Gefühl nicht nachlassen würde, solange er gegen Mirona Thetin kämpfte. Er fragte sich, warum sie noch einmal zurückgekommen war. Hatte sie ihn töten wollen? oder war es nur ihre Absicht gewesen, sich davon zu überzeugen, daß er noch paralysiert war?
Er lächelte bei dem Gedanken an ihr überraschtes Gesicht. Was mochte sie gedacht haben, als sie ihn nicht mehr vorgefunden hatte! Das mit Speeren durchbohrte Ungeheuer würde ihr ebenfalls Kopfzerbrechen bereitet haben.
Jetzt wußte sie, daß er die Lähmung überwunden und sich auf die Suche nach ihr gemacht hatte.
Nachdenklich blickte er auf die Tür, aus der die Lemurerin auf das Schloß geschossen hatte. Als er einen Türflügel mit dem Speer des unbekannten Wilden berührt hatte, war aus dem anschließenden Raum das Feuer eröffnet worden. Mirona lauerte irgendwo nebenan.
Zweifellos kannte sich seine Gegnerin hier gut aus. Atlan versuchte, sich in ihre Gedanken zu versetzen, um herauszufinden, was sie jetzt unternehmen würde. Ihr Ziel mußte es sein, möglichst schnell zum Zeittransmitter zurückzukehren da die Möglichkeit bestand, daß Atlan früher oder später Hilfe von den im All stationierten Schiffen erhielt.
Der Arkonide konnte sich ausrechnen, daß Mirona für die Vorbereitungen eines Zeitsprungs Ruhe brauchte. Sie mußte ihn also außerhalb der Zeitstation besiegen oder ihn von ihrem eigentlichen Ziel weglocken. Das Summen des Armbandfunkgeräts bewies Atlan, daß Faktor Ibereits damit begonnen hatte. Sicher schätzte sie ihn nicht für so dumm ein, daß sie annahm, er würde auf ihren Trick hereinfallen. Die Sendung des Notrufs sollte ihn nur verwirren.
Atlan ging bis zur nächsten für weiter. Behutsam überzeugte er sich daß sie sich ohne Schwierigkeiten öffnen ließ. Er legte sich auf den Boden und kroch durch die halbgeöffnete Tür in den Lagerraum. Er hob den Kopf und spähte über die unterste Regalablage. Mirona Thetin war nirgends zu sehen, aber er spürte ihre Nähe. Innerhalb dieses Raumes gab es unzählige Verstecke für sie. In gebückter Haltung schlich Atlan weiter. Er hielt sich zwischen der Wand und dem vorderen Regal, bis er das Ende der Lagerhalle erreichte. In einer Ecke führten mehrere Rohre nach oben. Es gelang Atlan, sich zwischen sie zu klemmen. Er kletterte langsam in die Höhe. Er mußte einen Platz finden, von dem aus er den gesamten Raum überblicken konnte.
Seine wachsamen Augen nahmen auf der anderen Seite der Halle eine schnelle Bewegung wahr. Bevor er schießen konnte, war Mirona bereits hinter einer Deckung verschwunden. Ein knirschendes Geräusch ließ Atlan in seinen Bewegungen innehalten. Er sah, wie die hinteren Regale zu schwanken begannen. Ein Teil des gelagerten Materials geriet ins Rutschen und fiel zu Boden. Zwei Regale kippten um und rissen die anderen mit sich. Atlan zog sich zwischen die Rohre zurück und hoffte, daß sie dem Aufprall standhalten würden. Schwere Maschinenteile krachten zu Boden und erzeugten explosionsartige Geräusche.
Eine Flut kleinerer Gegenstände ergoß sich gegen die Hallenwand.
Metallbrocken hämmerten gegen die Rohre, hinter denen sich Atlan verbarg. Die Haltestangen mehrerer Regale knickten ein. Sie verknoteten sich ineinander, so daß inmitten der Halle ein gerüstähnliches Gebilde entstand. Atlan atmete auf. Der Anschlag war mißlungen. Mirona Thetin hatte die Regale auf ihn stürzen wollen, aber nicht daran gedacht, daß sich die einzelnen Haltestangen zu einem Geflecht vereinigen würden, das noch vor der Wand zum Halten kam.
Auf der anderen Seite des Lagers blitzte es auf. Über Atlan schlugen die Energiestrahlen ein. Mirona konnte ihn nicht sehen, aber sie schien zu ahnen, wo er sich befand. Bevor Atlan sich von den Rohren befreien konnte, hatte seine Gegnerin sie einige Meter über ihm durchtrennt. Wie auf einer Wippe wurde der Arkonide davongetragen. Er hörte den Triumphschrei der Frau und wußte, daß er genau auf sie zukam. Er warf sich herum und stürzte in die Trümmer der Regale. Mironas enttäuschter Ruf erreichte seine Ohren. Er schaltete sein
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