0299 - Am Ende der Macht
Schacht schwang, tauchte auf der Plattform der nächsten Etage ein affenähnliches Tier auf, das einen Köcher mit mehreren Speeren trug. Es beobachtete sie. Die Waffen, die der Fremde bei sich trug, waren die gleichen, die Mirona im Körper des toten Tieres entdeckt hatte. Hatte der Unbekannte die Bestie in Atlans Raum getötet? Während sie nach unten schwebte, versuchte sie vergeblich, eine Antwort auf diese Frage zu finden. Es war nicht ausgeschlossen, daß der Lordadmiral sich in der Nähe des Affenwesens aufhielt. Deshalb war äußerste Vorsicht geboten.
„Mirona!"
Sie zuckte zusammen, als sie die Stimme erkannte, die ihren Namen rief. Ihr Kopf fuhr herum. Zehn Meter unter ihr, auf der nächsten Plattform, stand Atlan. Er hatte einen Desintegrator in der Hand.
Mirona schoß, ohne zu überlegen. Der Rückschlag der Waffe wirbelte ihren schwerelosen Körper gegen die Wand des Schachtes. Sie umklammerte sie fest und schoß erneut. Sie sah, wie der Schutzschirm des Arkoniden aufglühte, dann warf sich der Mann hinter einen Metallsockel in Deckung.
Mirona wußte, daß sie an dieser Plattform vorbei mußte, wenn sie in die Transmitterstation gelangen wollte.
„Admiral!" rief sie. Ihre Stimme fand in den unzähligen Gängen und Hallen ein vielfältiges Echo.
„Wirf deine Waffen weg, Mirona!" rief er zurück. „Ich kann dich sehen. Du hast innerhalb des Schachtes keine Deckung."
„Ich habe meinen Schutzschirm" sagte sie ruhig. „Versuch es nur, mich zu töten."
Sie ließ sich los und sank langsam tiefer. Plötzlich sprang der Arkonide auf und feuerte einen Schuß auf sie ab. Ihr Schutzschirm absorbierte die Energie, aber Mirona wurde gegen die Schachtwand gepreßt. Ihre Schwerelosigkeit war aufgehoben. Sie beobachtete, wie der Arkonide mit der freien Hand seinen Impulsstrahler zog, um damit ebenfalls das Feuer zu eröffnen. Es war fraglich ob ihr Schutzschirm dieser zusätzlichen Belastung standhalten würde.
„Halt!" rief sie. „Ich kapituliere."
Er trat zum Rand der Plattform und starrte zu ihr herauf.
„Laß deine Waffen fallen, Mirona", sagte er. Seine Stimme klang unnachgiebig.
„Natürlich", sagte sie.
Sie streckte ihm einen Arm entgegen. Mit dem anderen schaltete sie das Flugaggregat ihres Kampfanzuges auf volle Beschleunigung. Innerhalb des Antigravschachts erzielte die plötzliche Beschleunigung einen weitaus größeren Effekt als unter normalen Bedingungen. Mirona hatte ein Gefühl, als würde sie zerrissen. Vor ihren Augen verschwamm alles. Die Plattform schien ihr entgegenzuspringen.
Atlan hatte keine Zeit, auf das tollkühne Manöver zu reagieren.
Mirona Thetin prallte gegen ihn und schleuderte ihn zu Boden.
Geistesgegenwärtig rollte er sich zur Seite. An der Stelle, wo er zu Fall gekommen war, schlugen die Strahlen ihrer Waffen ein. Sie lachte gellend und sprang in den Schacht zurück. Sie hatte ihn überlistet. Der Triumph ließ ihr Herz schneller schlagen.
Sie wußte, daß er sie sofort verfolgen würde. Unter allen Umständen mußte sie ihn von der Zeitstation ablenken. Er würde ihr keine Zeit lassen, die nötigen Schaltungen auszuführen.
Zunächst mußte sie ihn außer Gefecht setzen.
Sie landete auf der Plattform der nächsten Etage und rannte in den Hauptgang.
„Mirona!" hörte sie ihn rufen. „Zwinge mich nicht dazu, gegen dich zu kämpfen."
Am Klang seiner Stimme erkannte sie, daß er bereits im Schacht war und sie verfolgte. Er mußte vorsichtig sein. Er war jetzt in der gleichen Lage wie sie vor wenigen Augenblicken. Sie lächelte grimmig. Auf keinen Fall würde sie antworten und damit ihre Stellung verraten.
„Mirona!" rief er wieder. „Um Himmelswillen, laß uns damit aufhören."
Sie betrat einen großen Maschinenraum und rannte über eine unmittelbar neben dem Eingang liegende Treppe. Sie gelangte auf eine Art Verladebohne. Von hier oben aus waren die schweren Maschinen installiert worden. Der Boden bestand aus Metallrosten.
Sie kauerte sich hinter einen quadratmetergroßen Motor und beobachtete den Eingang.
Atlan würde erraten, welche Plattform sie benutzt hatte. Da er unmittelbar nach ihr in den Schacht gesprungen war, konnte er sich ausrechnen, daß sie nur bis zur nächsten Plattform gelangt war. Aber es gab Hunderte von Räumen, wo sie sich verstecken konnte.
Sie wartete, daß er wieder nach ihr rufen würde, doch es blieb alles still. Er hatte offenbar eingesehen, daß sie nicht auf seine Vorschläge eingehen würde. Die Lemurerin lehnte sich
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