0299 - Das Lagunen-Monstrum
Leben!«
»Ich kann es nicht verhindern!« sagte Amun-Re. »Niemand kann der Amöbe etwas befehlen. Sie ist ein formloses, durcheinanderfließendes Wesen aus einer weißlichen durchsichtigen Gallertmasse und hat nur einen einzigen Wunsch. Es will Nahrung aufnehmen. Trichilis adornis ist eine gigantische Freßmaschine ohne jegliche Empfindungen. Auch mir selbst kann die Amöbe gefährlich werden, darum werde ich schnell handeln. Erst werde ich meine Kräfte am Blut des Mädchens stärken. Und dann werde ich mich an dir rächen, Michael Ullich. Rächen dafür, daß du mir in deiner vergangenen Existenz den Tod gegeben hast. Ich werde dich…!«
Leise flüsternd erklärte der Herrscher des Krakenthrons dem Jungen, welche Qualen er ihm bereiten wollte. Dicke Schweißtropfen bildeten sich auf Michael Ullichs Stirn, als er die Ungeheuerlichkeiten vernahm. Selbst die Ausgeburten eines krankhaften Geistes konnten nicht das erfinden, was ihm bevorstand.
Michael Ullich wußte, daß Amun-Re seine Worte auch wahrmachen und nichts auslassen würde. Nicht der rohste Folterknecht des finstersten Mittelalters hätte die bevorstehenden Torturen erfinden können.
»… du wirst noch am Leben sein, wenn ich dich verlasse!« kicherte Amun-Re. »Ich überlasse es dann Trichilis adornis, den verglimmenden Lebensfunken aus dir herauszusaugen. Du mußt zugeben, daß das Schicksal, das ich deiner Freundin bereite, eine Gnade ist!«
»Ich würde dich einen Teufel nennen, wenn ich damit nicht den Teufel beleidigen würde!« stieß Michael Ullich hervor. Verzweifelt riß er an seinen Fesseln. Doch sie waren fest und würden auch der Kraft, die der Todeskampf verlieh, widerstehen.
Aus Tanjas halb geöffneten Lippen drang ein angstvolles Wimmern.
»Mach dich bereit, in den Schatten des Todes zu treten, Mädchen!« erklang die Stimme von Amun-Re. Langsam senkte sich die Schneide des Messers an Tanjas Hals…
***
Asmodis setzte alles auf eine Karte. Wenn er mit normaler Kraft nicht zum Ziel kam, mußte er die Macht einsetzen, die er als Dämon beherrschte. Er besaß die Fähigkeiten, Vulkane ausbrechen zu lassen, verheerende Wirbelstürme zu erzeugen und die Erde erbeben zu lassen.
Auf zwei dieser Fähigkeiten setzte er alle Konzentration, während sich Möbius wieder Verzweifelt an dem von Rost zerfressenen Eisenring anklammerte.
Dämonenkräfte von unvorstellbarem Ausmaß schlugen zu.
Der Wille des Asmodis kombinierte ein Seebeben mit einem Wirbelsturm. Alles auf engstem Raum konzentriert - dafür aber um so heftiger.
Wie bei einem Seebeben gewaltige Wellenkämme auf dem Meer emporgischten, so wurde das Wasser des Kanals emporgerissen. Als die von Asmodis hervorbeschworene Welle, die Möbius emporriß, ungefähr drei Meter hoch war, ließ Asmodis einen Windstoß mit der Heftigkeit eines Tornados heranpfeifen.
Die Spitze der Welle zerbarst unter dieser elementaren Kraft. Carsten Möbius wurde mitsamt einem Teil der Gallertmasse, die seinen Körper bereits umschlossen hatte, auf das Pflaster geschleudert. Asmodis sorgte dafür, daß der Aufprall so weich war, als wäre er auf einer Matratze aus Schaumstoff gelandet.
»Danke, Assi!« keuchte der Junge unbewußt und vergaß, daß der Dämonenfürst die Verniedlichung seines Namens gar nicht gerne hörte.
»Wenn ich dich in der Hölle habe, werde ich mich an diese Frechheit erinnern!« zischte der Fürst der Finsternis. Doch dann begann er, den Schleim interessiert zu betrachten, der an Carstens Körper herablief und in Richtung des Kanals zurückfloß. Probeweise tauchte er seine Satansklaue hinein. Mit einem krächzenden Schrei zog er sie zurück.
»Es brennt… Es brennt wie Höllenfeuer!« grunzte er.
»Dann müßtest du es doch als ganz angenehm empfinden!« bemerkte Carsten Möbius anzüglich. Dabei sah er an sich hinunter und stellte fest, daß die Gallertsubstanz seine Kleidung zerfressen hatte. Die Haut hatte sich leicht gerötet. Doch sonst war er von den zersetzenden Säften des Wesens noch verschont geblieben. Ärgerlich war nur, daß er bis zur Hüfte nackt war. Er zog das Hemd aus und improvisierte daraus eine Art Lendenschurz.
»Es ist nur so ein Ausdruck, wie ihr Menschen ihn benutzt!« fauchte Asmodis. »Diese Substanz kann selbst den Wesen der Schwarzen Familie gefährlich werden!«
»Bestimmt ein Werk von Amun-Re!« sagte Möbius.
»Nur der ist zu solchen Teufeleien fähig«, nickte Asmodis. »Und wenn du jetzt eine spitzfindige Bemerkung wegen des Wortes
Weitere Kostenlose Bücher